Magic Girls 04 - Gefangen in der Unterwelt
Vater gefunden hatte. Und vielleicht hatte der gerade mal wieder eine superwichtige Mission zu erfüllen – und gar keine Zeit für Elenas Probleme … Sie nagte vor lauter Nervosität an ihren Fingernägeln.
»Eine Reise zu dritt ist auf alle Fälle besser, als wenn du allein aufbrichst«, erklärte Nele im Brustton der Überzeugung. »Elena, überleg doch mal! Ohne uns bist du vielleicht länger unterwegs! Und wir könnten dir vielleicht mehr helfen, als du jetzt glaubst!«
Elena zögerte noch immer. »Ich mag ja auch nicht wirklich alleine reisen. Es ist nur … so gefährlich, Menschen in die Hexenwelt einzuschleusen«, sagte sie. »Wenn mein Vater euch sieht, verlangt er möglicherweise, dass ihr sofort in die Menschenwelt zurückkehrt …«
»Aber immerhin waren wir dann solange bei dir, bis du deinen Vater getroffen hast, und ab dem Zeitpunkt bist du ja auch nicht mehr allein«, meinte Nele.
»Genau«, sagte Jana.
Elenas Herz war schwer. Es konnte noch viel schlimmer kommen. Vielleicht würde man sie sogar in den Kerker werfen, weil sie ihre Freundinnen mitgebracht hatte. Elena wusste nicht, ob es ein Gesetz gab, das verbot, dass sich Menschen in der Hexenwelt aufhielten. Sie war sich trotzdem ziemlich sicher, dass es mehr als unerwünscht war. Denn bisher war keine Hexe so dumm gewesen, einem Menschen ihre magische Welt zu zeigen. Zumindest kannte Elena keinen Fall …
Sie zog noch einmal ihr Amulett hervor. Noch immer war keine Nachricht von ihrem Vater gekommen. Wahrscheinlich war die Verbindung zwischen den beiden Welten nach wie vor gestört.
»Nimmst du uns jetzt mit?«, bettelte Nele.
Auch Jana sah Elena gespannt an.
»Gut«, sagte Elena endlich, obwohl sie noch immer daran zweifelte, dass es die richtige Entscheidung war. Sie stand von ihrem Bett auf. »Ich muss nur noch mal kurz zu Daphne. Wartet hier auf mich.«
Sie lief auf den Gang. Daphne reagierte ziemlich ungehalten, als sie wieder an ihre Zimmertür klopfte.
»Beim Orkus, hat man denn in diesem Haus überhaupt keine Ruhe? Was ist denn?«
»Ich bin’s, Elena. Mach auf, Daphne, es ist wirklich dringend.«
Endlich öffnete Daphne die Tür einen Spalt. Sie hatte inzwischen die Alufolie von ihrem Kopf genommen. Ihre Haare waren feuerrot und standen nach allen Seiten ab. Elena vermutete, dass das Ergebnis etwas anders ausgefallen war, als Daphne es sich gewünscht hatte.
»Jetzt glotz nicht so«, fauchte Daphne. »Was gibt’s? Willst du noch einmal mein Handy?«
»Diesmal nicht.« Elena kam ohne Umschweife zur Sache. »Hast du noch illegale Fahrkarten von Gregor?«
»Wozu?«
»Ich muss unbedingt in die Hexenwelt und Papa finden, damit wir Miranda helfen können.«
Daphne presste die Lippen zusammen. Dann ging sie zu ihrem Schreibtisch, ließ ein Geheimfach aufspringen und holte einen kleinen grauen Block heraus. Sie riss das oberste Blatt ab.
»Hier. Und jetzt zisch ab, ich muss mich um meine Frisur kümmern.«
Elena wich nicht von der Stelle. »Kann ich noch zwei Fahrkarten haben?«
Daphne schüttelte den Kopf. »Dann ist der Block leer und ich kann Gregor gar nicht mehr besuchen.«
»Ich dachte, ihr habt Schluss gemacht«, wunderte sich Elena.
Daphne lächelte hintergründig.
»Ihr vertragt euch also wieder«, schlussfolgerte Elena.
»Genau.« Ihre Schwester nickte. »Und wozu brauchst du drei Fahrkarten?«
Elena zuckte nur mit den Schultern. »Brauch ich eben.«
»Willst du etwa deine Freundinnen mitnehmen?«, fragte Daphne.
Elena antwortete nicht.
»Du bist völlig übergeschnappt«, stellte Daphne fest. »Wenn ihr erwischt werdet, seid ihr dran!«
»Ich will sie ja gar nicht mitnehmen«, log Elena. Sie wusste, dass jede Diskussion sinnlos war, Daphne würde keine weitere Fahrkarte mehr herausrücken. »Danke. – Deine Frisur sieht übrigens cool aus.«
Sie drückte die graue Fahrkarte wie einen Schatz an ihre Brust und lief in ihr Zimmer zurück, wo Nele und Jana ihr schon gespannt entgegensahen.
Elena schloss die Tür hinter sich und wedelte triumphierend mit der Fahrkarte.
»Was ist denn das?«, wollte Nele wissen.
»Ein illegales Portal«, antwortete Elena. »Daphne hat es von ihrem Freund Gregor, und der hat es vom Schwarzmarkt. Es wird ein bisschen schwierig sein, weil wir es zu dritt benutzen müssen, aber ich hoffe, es funktioniert.«
Sie erklärte ihren Freundinnen, dass man die Karte nach einer bestimmten Methode einschneiden musste, sodass aus der Fahrkarte eine geschlossene Papierkette
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