Magic Girls 04 - Gefangen in der Unterwelt
vorgeführt. Die Katze hat aber nur ein paar Schritte geschafft und ist dann gegen die Wand gelaufen. Ich sehe noch ganz deutlich vor mir, wie sie umgefallen ist und ihre stocksteifen Beine in die Luft gestreckt hat. Es war scheußlich, ich konnte etliche Nächte nicht schlafen.«
»Das hast du mir nie erzählt«, sagte Mona vorwurfsvoll.
»Du hättest mir die Geschichte nicht geglaubt«, meinte Jolanda.
»Mag sein«, gab Mona zu.
»Genauso wenig, wie du jetzt Elenas Geschichte mit Mafaldus’ Fluch glaubst«, fuhr Jolanda fort.
Mona ging zum Fenster und drückte ihren Zigarillo in einem Blumentopf aus. »Gut«, sagte sie langsam. »Ich werde mit dem Oberamtszaubermeister reden und ihn um seine Meinung fragen. Er wird wissen, wozu Mafaldus Horus fähig ist.« Sie riss beide Arme hoch und war auf einmal in Reisekleidung. Ihren flachen Hut mit den Schäfchen hatte sie gegen einen eleganten purpurnen Hexenhut eingetauscht, der mit goldenen Rosen dekoriert war.
»Du willst in die Hexenwelt reisen?«, fragte Jolanda.
»Was soll ich denn sonst tun, wenn der
Transglobkom
nicht funktioniert?«, sagte Mona.
»Aber du hast doch gar keinen Reiseantrag gestellt«, wandte Jolanda verwirrt ein.
»Kindchen«, Mona lächelte, »glaubst du, ich brauche so etwas? Ich kenne natürlich auch ein paar inoffizielle Wege. Ich bin bald wieder zurück. Tschüssi!«
Mona verschwand mit einem leisen Knall.
Eine Sekunde später tauchte sie neben dem Kamin wieder auf, griff nach dem Kästchen mit den Zigarillos und lächelte Jolanda an.
»Fast hätte ich meinen Reisevorrat vergessen«, sagte sie. »Ich lasse dich dann wissen, ob ich Mirandas Eltern angetroffen habe. Ich bin sicher, die Sache mit Miranda klärt sich schon bald von alleine. Ciao!«
Es knallte wieder, und diesmal war Mona endgültig fort.
Zur gleichen Zeit saßen die drei Mädchen in Elenas Zimmer auf dem Bett und beratschlagten, was sie tun sollten. Elena war außer sich vor Angst um Miranda.
»Wenn sie wirklich von Mafaldus Horus entführt wurde, was wird er wohl mit ihr machen?«, fragte Jana tonlos.
»Ich weiß es nicht«, sagte Elena verzweifelt.
Wie würde seine Rache aussehen? Er hielt Miranda immerhin für mitschuldig, dass seine Befreiung nicht gelungen war!
Würde er sie gefangen nehmen und für länger in einem Versteck festhalten? Würde er sie für seine Zaubereien benutzen? Oder würde er sie aus Rache sogar töten?
Elena überlief es eiskalt. Sie rieb sich die Schläfen, denn sie hatte auf einmal stechende Kopfschmerzen, obwohl kein Handy in der Nähe eingeschaltet war.
Sie hatte sich nie für schwarze Magie interessiert. Schwarze Magie war verboten, gefährlich und unkontrollierbar. Schwarze Magie befasste sich oft mit dem Tod. Deswegen konnte Elena überhaupt nicht einschätzen, wie sich Mafaldus Horus verhalten würde. Sie befürchtete das Schlimmste für Miranda …
Nele legte den Arm um Elena. »Können wir nicht doch irgendwie helfen? Wir haben keine Angst. Wir können mit dir kommen, deinen Vater in der Hexenwelt suchen und zusammen mit ihm Miranda befreien«, schlug sie vor.
Elena wandte den Kopf und sah sie überrascht an. Hatte Nele diesen abenteuerlichen Vorschlag tatsächlich ernst gemeint?
Aber Nele war überzeugt von dem, was sie gesagt hatte. Auch Jana nickte, wenn auch zögerlich.
»Ihr wollt also tatsächlich mit in die Hexenwelt?« Elena konnte es noch immer nicht fassen.
»Na ja«, meinte Nele, »warum nicht? Drei können mehr ausrichten als einer, oder?«
»Aber es kann gefährlich werden, für uns alle«, murmelte Elena. Sie war nicht wirklich begeistert von Neles Idee. Einerseits wollte sie ihre Freundinnen gern mitnehmen, um Miranda zu helfen. Zu dritt würden sie einfach stärker sein. Andererseits hatten Menschen absolut keinen Zutritt in die Hexenwelt, zumindest, soweit Elena wusste. Sie rang mit sich.
Von der Menschenwelt aus konnte sie jedenfalls wenig für Miranda tun. Sie
musste
in die Hexenwelt. Aber war es nicht klüger, allein zu reisen? Sie würde versuchen, ihren Vater zu treffen. Und vielleicht konnte auch Eusebius sie unterstützen …
»Ich fürchte mich wirklich nicht«, unterbrach Nele Elenas Gedanken. »Und wir werden alles tun, was du uns sagst.«
Jana nickte wieder. Sie sah sehr blass aus.
»Das ist echt eine sehr schwierige Entscheidung für mich«, sagte Elena zögernd.
Offen gestanden grauste es ihr bei der Vorstellung, allein zu reisen. Wer weiß, wie lange es dauern würde, bis sie ihren
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