Magic Girls 04 - Gefangen in der Unterwelt
gehe.«
Miranda biss sich auf die Lippe. »Und … und wer ist der Meister der Dunkelheit? Was heißt,
bevor Ihr geht?
Lasst mich nicht alleine zurück!« Ihre Hände waren eiskalt.
Neben dem Boot tauchte der Kopf eines Krokodils auf. Es öffnete drohend seinen Rachen, griff den Kahn aber nicht an.
»Der Meister der Dunkelheit ist derjenige, dem dieses unterirdische Reich gehört«, antwortete Mafaldus. »Er allein entscheidet, wer bleibt und wer geht. Ich werde gehen und du wirst bleiben. Keine Sorge, es wird dir hier bestimmt gut gehen. Ich weiß, du bist sehr wissbegierig – und du wirst hier viel lernen können.«
Der Kloß in Mirandas Kehle wurde immer größer.
Ich werde gehen und du wirst bleiben …
Da dämmerte es ihr. Mafaldus Horus’ Plan war, sie, Miranda, im Totenreich zurückzulassen, als Pfand für seine eigene Freiheit. Wahrscheinlich war damit auch sein Gefängnis im Dornenbaum geöffnet, und er war frei, so frei, wie sie nie mehr sein würde!
»Richtig!« Mafaldus Horus lachte wieder. »Du bist eine schlaue Hexe! Ich mache mit dem Meister der Dunkelheit einen Deal: Ich bringe ihm eine schöne junge Seele – und dafür lässt er mich gehen!«
»Aber ...«, protestierte Miranda, doch Mafaldus fuhr sie an: »Schweig! Du bist mir ein willkommenes Geschenk, um meine ersehnte Freiheit zurückzuerlangen. Es war alles anders geplant, denn hättet ihr nicht die Versammlung der
Schwarzen Zauberkutten
gestört, wäre ich längst frei und der Besuch beim Meister der Dunkelheit wäre uns beiden erspart geblieben. So musste ich zu einer anderen Lösung greifen. Ich bin sicher, der Meister der Dunkelheit wird sich sehr freuen, wenn ich dich zu ihm bringe.«
»Aber ich will nicht sterben!«, stieß Miranda aus. »Ich liebe das Leben! Bringt mich zurück!« Weinend schlug sie die Hände vors Gesicht. Ihre Schultern zuckten.
»Der Austausch ist beschlossene Sache«, sagte Mafaldus hart.
Ein Ruck ging durch das Boot. Sie hatten das andere Ufer erreicht. Karoon sprang an Land und reichte Miranda wieder seine Knochenhand. Miranda griff zu und der Fährmann zog sie aus dem Boot. Sie spürte, wie ein Krokodil nach ihren Knöcheln schnappte, aber Karoon reagierte sofort und hieb mit dem Ruder nach dem Tier. Das Krokodil tauchte unter.
Miranda atmete auf, als sie wieder auf festem Boden stand. Doch da hörte sie hinter sich ein dumpfes Knurren. Als sie sich umdrehte, tauchte aus der Dunkelheit ein dreiköpfiger Hund auf. Was für eine Bestie! Ein Kopf war scheußlicher als der andere. Die Augen leuchteten wie glühende Kohlen. Miranda erschrak und blickte voller Entsetzen auf das Untier.
»Ruhig, Zerberus!«, rief Mafaldus und machte eine Handbewegung. Drei Kuchenstücke tauchten in der Luft auf und landeten vor dem Hund auf dem Boden. Sofort stürzten sich die drei Köpfe auf die Leckerbissen.
»Komm!« Mafaldus packte die noch immer erstarrte Miranda am Arm und zog sie an dem Ungeheuer vorbei.
Der Hund hatte im Nu den Kuchen vertilgt. Eine Kette klirrte, doch Zerberus konnte ihnen nicht folgen. Er bellte wütend hinter ihnen her. Das dreifache Gebell hallte unheimlich in dem Gewölbe wider. Als Miranda sich umwandte, sah sie, wie einer von Zerberus’ Köpfen nach Karoon schnappte, doch der Vermummte reagierte blitzschnell und klemmte dem Angreifer das Ruder ins Maul.
»Dummes Biest, du müsstest mich doch längst kennen!«, hörte Miranda Karoon schimpfen.
Miranda zog schaudernd die Schultern hoch.
Sie und Mafaldus bewegten sich jetzt auf einem schmalen Pfad. Bizarres Wurzelwerk, weiß wie ausgebleichte Knochen, hing von der Decke herunter und streifte ab und zu ihre Köpfe. Neben ihnen strömte der dunkle Fluss. Misstrauisch sah Miranda aufs Wasser, aber kein einziges Krokodil kam an Land. Vielleicht war es ihnen nicht erlaubt, den Fluss zu verlassen.
»Sind wir im Totenreich und ich nicht mehr unter den Lebenden?«, flüsterte Miranda. Eiskalte Furcht hatte ihr Herz gepackt.
»Wir sind in der Unterwelt«, sagte Mafaldus, ohne ihr eine Antwort auf den zweiten Teil ihrer Frage zu geben.
D ie drei Mädchen waren bereit für die Reise in die Hexenwelt. Jana war ein bisschen blass um die Nase, aber das war sie ja meistens, wenn sie sich aufregte oder Lampenfieber hatte. Nele versuchte Zuversicht und Optimismus auszustrahlen. Elena war ihr dankbar dafür. Sie hatte keine Ahnung, was sie bei ihrem Abenteuer erwartete. Hoffentlich konnte sie Kontakt mit ihrem Vater aufnehmen!
Nele, Jana und Elena
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