Magic Girls 04 - Gefangen in der Unterwelt
wurde.
»Wir müssen allerdings gleichzeitig hindurchsteigen«, sagte Elena und hoffte inbrünstig, dass es auch funktionieren würde und niemand von ihnen zurückblieb.
Nele war skeptisch. Sie strich behutsam über die Fahrkarte. »Und damit sollen wir wirklich in die Hexenwelt kommen?«
Elena nickte. »Die Fahrkarte ist magisch beschichtet.«
»Und wann soll es losgehen?« Jana warf Nele einen unsicheren Blick zu.
»Na, am besten gleich«, meinte Nele. »Wenn Miranda tatsächlich irgendwo von Mafaldus Horus gefangen gehalten wird, zählt jede Minute.«
»Und wann werden wir wieder zurück sein?«, wollte Jana wissen.
»Keine Ahnung!«, gestand Elena. »Ich weiß nicht, was uns in der Hexenwelt erwartet.«
»Aber wenn ich heute Abend nicht nach Hause komme, wird sich meine Mutter Sorgen machen«, wandte Jana ein. »Und wenn wir morgen in der Schule fehlen …«
»Jana, es geht vielleicht um Mirandas Leben!«, unterbrach Nele ihre Freundin. »Für deine Mutter und meine Eltern finden wir bestimmt eine Erklärung, falls wir tatsächlich länger weg sind. Außerdem bin ich sicher, dass Miranda und Elena notfalls alles in Ordnung bringen können, wenn wir wieder zurück sind.«
»Klar, mit einem
Zeitzauber
ist das kein Problem«, sagte Elena. Sie fühlte sich etwas unbehaglich dabei, so etwas zu versprechen, denn mit dieser Art von heikler Hexerei hatte sie bisher kaum Erfahrung. »Gut, dann lasst uns starten!«
Sie musterte ihre beiden Freundinnen. Jana und Nele hatten ihre Anoraks auf Elenas Bett geworfen. Warme Kleidung war bestimmt nicht verkehrt in der Hexenwelt. Elena schnippte mit den Fingern. Aus ihrem Kleiderschrank schwebte eine gefütterte Jacke und legte sich sachte neben die Anoraks.
Nele grinste. »Ich mag es, wenn du zauberst«, sagte sie. »Davon kann ich einfach nicht genug kriegen. Und ich würde es so gerne selbst können.« Sie schnippte ebenfalls mit den Fingern, aber natürlich tat sich nichts.
Elena holte eine Schere aus der Schreibtischschublade und begann die Fahrkarte zu zerschneiden. Sie arbeitete konzentriert. Der Papierring sollte möglichst groß werden, damit sie auch wirklich zu dritt hindurchpassten.
»Und was passiert, wenn die Fahrkarte zerreißt?«, fragte Jana, die Elena misstrauisch beobachtete.
»Sie geht nicht kaputt, ganz einfach!« Nele war optimistisch. Sie nahm ihren Anorak vom Bett und begann ihn anzuziehen.
»Ich glaube, ich muss vorher noch mal aufs Klo«, sagte Jana.
»Du weißt ja, wo unser Badezimmer ist«, meinte Elena und schnitt die letzten Kanten durch.
»Wohin bringt Ihr mich?«, fragte Miranda mit schwacher Stimme. Sie war noch immer wie betäubt. Ein Teil ihres Verstandes sagte ihr, dass es nicht gut war, so nah bei Mafaldus zu sein. Doch sie war unfähig, sich aus seiner Umarmung zu lösen.
»Das wirst du sehen, Miranda«, flüsterte der Magier. »Vertrau mir.« Sein Mund war dicht bei ihrem Ohr. Seine Stimme drang in ihren Kopf und machte es ihr schwer, sich auf ihre Gedanken zu konzentrieren.
Miranda sah aus den Augenwinkeln, wie sich die Umgebung veränderte. Sie waren im Innern eines Baumes gewesen, doch jetzt begann die Rinde zurückzuweichen und der Raum dehnte sich aus. Auf einmal schienen sie sich in einem runden hölzernen Turm zu befinden. Durch Öffnungen, die sich hoch oben befanden, fiel spärliches Licht in den Turm.
Als Mafaldus Horus Miranda unvermittelt losließ, schwankte sie einen Moment lang. Dann gewann sie das Gleichgewicht wieder. Sie blickte sich um. An den Wänden befanden sich schmiedeeiserne Halterungen, in denen schwarze Kerzen steckten. Mafaldus machte eine Handbewegung – und die Kerzen brannten.
»Komm mit!«
Er bückte sich und öffnete eine Bodenklappe. Hölzerne Stufen führten in die Tiefe. Mafaldus bewegte seine Finger – und schon hatte er eine lodernde Fackel in der Hand. »Folge mir!«, forderte er Miranda auf und begann die Stufen hinabzusteigen.
Miranda gehorchte. Schritt für Schritt ging sie hinter dem Magier her. Immer tiefer ging es hinunter. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Miranda hatte keine Ahnung, wohin die Treppe führte. Sie mussten schon längst unter der Erde sein.
Wo ist der Baum
?, dachte Miranda.
Sind wir im Wurzelwerk?
Warum konnte sich Mafaldus auf einmal frei bewegen, wo er doch eigentlich an den Dornenbaum gebunden war?
Miranda wunderte sich, aber ihre Gefühle erreichten nicht ihr Herz. Deshalb verspürte sie auch keine Angst. Es war, als würde sie sich unter einer
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