Magic Girls 04 - Gefangen in der Unterwelt
großen Glasglocke befinden. Nichts schien sie wirklich anzugehen.
Mafaldus’ Fackel warf ein flackerndes Licht. Die Wände waren schwarz wie Friedhofserde.
Stufe um Stufe ging es abwärts. Nach einer Weile verlor Miranda jegliches Zeitgefühl. Sie konnte nicht mehr sagen, wie lange sie schon unterwegs waren. Waren es Minuten oder schon Stunden? Wie in Trance setzte sie Fuß vor Fuß, sie und Mafaldus hatten das gleiche Tempo. Manchmal knarrte eine Treppenstufe.
Sie mussten schon sehr tief im Erdreich sein. Mit einem Mal blieb Mafaldus stehen. Als er die Fackel hob, merkte Miranda, dass sie das Ende der Treppe erreicht hatten. Sie befanden sich in einem dunklen Gewölbe. Es roch nach Feuchtigkeit und Moder.
Als sie ein paar Schritte weitergegangen waren, sah Miranda ein Stück entfernt einen breiten unterirdischen Fluss. Das Wasser schien noch schwärzer zu sein als die Erde ringsum, tief, unergründlich und unheimlich. Miranda begann zu zittern. Es graute ihr vor dem Gewässer. Sie blieb stocksteif stehen.
Mafaldus wandte sich nach ihr um. »Was hast du?«, fragte er. »Warum gehst du nicht weiter?«
»Was ist das für ein Fluss?«, wisperte Miranda, während ihre Lippen bebten.
»Ein ganz normaler Fluss, warum?«, antwortete Mafaldus. »Jetzt komm.«
Miranda rührte sich nicht. Sie spürte, dass der Magier log. Der Fluss war etwas ganz Entsetzliches und Bedrohliches. Alles krampfte sich in ihr zusammen.
Als Mafaldus sah, dass Miranda sich nicht vom Fleck rührte, kehrte er um und fasste sie am Arm. »Komm, Miranda«, wiederholte er. »Vertrau mir. Es wird dir nichts passieren.«
Wieder fühlte Miranda die hypnotische Macht des Magiers. Ihr Widerstand erlahmte, sie ließ sich von ihm führen. Sie gingen am Ufer des Flusses entlang, bis sie zu einem hölzernen Kahn kamen. Zuerst hielt Miranda das Boot für leer, aber dann sah sie, wie sich eine vermummte Gestalt von einem Sitz erhob und ihnen entgegensah. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen. Aus dem Dunkel leuchteten zwei rote Augen.
»Kannst du uns ans andere Ufer bringen?«, fragte Mafaldus die Gestalt.
»Und was bekomme ich von Euch?«, knurrte der Vermummte. »Keine Dienstleistung ohne Bezahlung!«
»Weißt du nicht, wer ich bin?« Mafaldus Horus hielt die Fackel höher, sodass der Lichtschein sein Gesicht beleuchtete. »Dein oberster Herr, der Meister der Dunkelheit, wartet auf mich!«
Der Vermummte verneigte sich tief. »Ich bitte Euch um Verzeihung«, flüsterte er. »Ich habe Euch nicht gleich erkannt. Ihr seid der große Magier Mafaldus Horus. Natürlich bringe ich Euch und Eure Begleitung ans andere Ufer.« Er verbeugte sich noch tiefer. »Ich bin Karoon, Euer ergebener Diener!«
»Genug der Worte! Setz uns über!«, verlangte Mafaldus knapp.
»Sehr wohl, Herr!« Karoon kletterte aus dem Boot, um Mafaldus und Miranda beim Einsteigen zu helfen.
Miranda zuckte zurück, als sie merkte, dass Karoon seine weiße Knochenhand nach ihr ausstreckte.
»Was ist das für ein Fluss?«, fragte sie noch einmal. In ihrer Stimme lag Panik.
»Er trennt die Lebenden von den Toten«, antwortete Karoon. »Komm schon!« Er schob sie zum Kahn. Miranda blieb nichts anderes übrig, als sich neben Mafaldus zu setzen. Karoon stieg ein und ergriff das Ruder. Das Boot schwankte, als er es vom Ufer abstieß.
Das schwarze Wasser schimmerte noch unheimlicher als zuvor. Miranda zitterte vor Furcht und Kälte und klemmte die Hände zwischen ihre Knie.
Er trennt die Lebenden von den Toten …
Was hatte das zu bedeuten? Ihre panische Angst nahm noch zu und ließ sie fast ohnmächtig werden. Was hatte Mafaldus nur mit ihr vor?
Miranda spürte, dass der Magier sie keine Sekunde lang aus den Augen ließ. Sie überlegte, wie sie fliehen konnte. Die einzige Möglichkeit wäre, mutig über Bord zu springen …
»Das würde ich an deiner Stelle nicht tun«, sagte Mafaldus mit einem leisen Lachen, und Miranda wusste, dass er ihre Gedanken gelesen hatte. »Sieh dir das Wasser genau an!«
Miranda beugte sich über den Bootsrand. Sie nahm jetzt einige Schatten im Wasser wahr. Als sie genauer hinsah, erkannte sie, dass sich unter der Oberfläche Krokodile befanden, die dem Boot folgten. Der Fluss wimmelte davon!
»Wohin bringt Ihr mich?«, wisperte Miranda erneut, während ihr die Angst die Kehle zuschnürte.
»Ans andere Ufer«, antwortete Mafaldus. »Keine Sorge, ich bleibe bei dir und begleite dich. Ich werde dich dem Meister der Dunkelheit vorstellen, bevor ich
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