Magic Girls 06 - Späte Rache
Geldbeutel geeignet
platzsparende Aufbewahrung
einfache Bedienung
sehr umweltfreundlich, da aus Naturmaterial hergestellt
Obwohl die Nachteile überwiegen und die Unfallgefahr hoch ist, wollen die meisten Hexen und Zauberer nicht auf ihren Besen verzichten. Dies ist jedenfalls das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die unter 1785 Hexen und Zauberern durchgeführt wurde.
»Zerstritten?«, fragte Jeremias neugierig. »Und warum?«
Ihre Augen flackerten. »Darüber möchte ich nicht reden.«
Jeremias nickte. »Verstehe.« Sie hatte sicher ihre Gründe, nicht darüber sprechen zu wollen, das akzeptierte Jeremias.
»Wie halten Sie es denn mit dem Besenfliegen?«, fragte ihn der ältere Zauberer.
»Mir macht Fliegen nichts aus, vorausgesetzt, ich habe |65| einen anständigen Besen«, antwortete Jeremias. »Im Moment wird der Markt ja mit allerlei Billigprodukten überschwemmt. Die fliegen anfangs ganz flott, und man denkt wirklich, man hätte ein Schnäppchen gemacht. Aber nach zehn oder zwanzig Flugmeilen wird so ein Besen dann lahm wie eine Ente und man bewegt sich kaum noch vom Fleck.«
»Genau«, stimmte die Hexe ihm bei. Sie lächelten einander an. Der ältere Zauberer grummelte etwas Unverständliches und entfernte sich dann.
»Ich bin übrigens Mona Bredov«, stellte sich die Frau vor.
»Ich heiße Jeremias Cascadan«, erwiderte er und stieß mit seinem Glas gegen Monas. Es klirrte.
»Cascadan?«, wiederholte Mona.
Jeremias nickte. »So ist es.«
Mona hatte einen Moment die Stirn gerunzelt. »Sind Sie zufällig mit Valentin Cascadan verwandt?«
»Er ist mein Bruder, wieso? Kennen Sie ihn?«
Mona zögerte und wich seinem Blick aus. »Flüchtig. Ich habe ihn mal irgendwann getroffen, auf einer Fortbildung oder so.« Sie trank hastig ihr Glas Limonensaft aus und bat Jeremias, ihr ein zweites Glas zu bringen. Was er natürlich tat.
Er war von ihr so fasziniert wie noch nie von einer Frau. Und ehe der Abend zu Ende ging, war ihm klar, dass er sich unsterblich in diese Frau verliebt hatte ...
Zwei Wochen lang machte Jeremias Mona den Hof. Er ließ sich raffinierte Zaubereien einfallen, um sie zu überraschen. Er schickte ihr täglich ein Geschenk und überschüttete sie mit Komplimenten. Er lud sie zum Tanz unter dem Krähenbaum ein, obwohl er solche Vergnügungen eigentlich nicht besonders mochte. Aber Mona nahm die Einladung an. Als sie sich um Mitternacht unter dem Krähenbaum küssten, fiel eine schwarze Feder herunter und verfing sich in Monas wunderbarem Haar. Jeremias pflückte die Feder heraus.
Der Krähenbaum
Ein Krähenbaum hat in der Hexenwelt eine ähnliche Bedeutung wie früher die Linde in der Menschenwelt. Er ist ein beliebter Treffpunkt für Verliebte.
Der Krähenbaum ist in der Regel ein abgestorbener oder zumindest fast blattloser Baum, der von Krähen und anderen Rabenvögeln aufgesucht wird. Am Verhalten der Vögel lässt sich vorhersagen, wie sich die Liebe zwischen einem Paar entwickeln wird – so sagt man wenigstens.
Ein schlechtes Vorzeichen ist es, wenn sich das Paar unter dem Baum küsst und alle Krähen im selben Augenblick wegfliegen.
Als gutes Zeichen wird es angesehen, wenn sich die Vögel von den Liebenden überhaupt nicht stören lassen. Ein wohlwollendes Krächzen bedeutet, dass es bald zur Hochzeit kommt. Fällt eine schwarze Feder herunter, so kann dies ein Zeichen für ewige Liebe sein. Ist die Feder aber ausgefranst, so gilt das Zeichen als Warnung. Man sollte lieber auf der Hut sein.
Aber oft sind Verliebte blind und deuten die Vorzeichen so, wie sie es sich gerade wünschen.
»Das ist ein Zeichen ...«
Mona nahm ihm die Feder ab und steckte sie in ein Knopfloch. »Oh ja. Ein SEHR gutes Zeichen, wie ich finde. Wir sind offenbar füreinander bestimmt.«
Jeremias glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Doch Mona meinte ernst, was sie gesagt hatte. Einige Wochen später verlobten sie sich und legten den Termin für die Hochzeit fest. Jeremias konnte sein Glück kaum fassen. Diese außergewöhnliche Frau wollte ihn tatsächlich heiraten!
Die Hochzeit fand statt. Mona wünschte sich ein Fest im allerengsten Kreis. Jeremias hätte gerne seinen Bruder eingeladen, |67| aber er fügte sich den Wünschen seiner Braut, die niemanden dabeihaben wollte. Sie heirateten ganz abenteuerlich auf einem Gipfel im Schwefelgebirge – und außer Braut und Bräutigam war nur noch der Zauberer anwesend, der sie traute.
Die vierzehntägige Hochzeitsreise führte sie in den Norden,
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