Magic Girls 06 - Späte Rache
nicht für fremde Ohren bestimmt sind.
Der Plapperzauber ist ein besonders heimtückischer Zauber, aber man kann sich leicht dagegen schützen. Der wichtigste Schritt ist, sich bewusst zu machen, dass man plappert. Erst dann können Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Mit einem energischen »Schweig still, Mund!« (Dieser Befehl kann auch nur gedacht werden!) bringt man den eigenen Redefluss zum Stillstand. Der Wasserhahn wird quasi zugedreht. Aufgepasst: Es kann immer noch etwas nachtröpfeln – und das ist dann besonders gefährlich. Der Verzauberte sollte unbedingt versuchen, sich unter Kontrolle zu halten. Denn wenn jetzt der Plapperzauber mit starker magischer Energie erneuert wird, kann es sein, dass sich sämtliche Schleusen öffnen – und dann kommt alles zutage, was der Verzauberte verbergen wollte.
»Warum erzählst du nicht weiter?«, fragte Mafaldus mit säuselnd freundlicher Stimme. »Es war doch gerade so interessant. Haben deine Eltern die Weltreise gemacht? Und ist es ihrer Beziehung bekommen oder haben sie sich getrennt?«
Eusebius spürte einen heftigen Stich im Herzen. Er würde es vermutlich nie verwinden, dass seine Eltern auseinandergegangen |102| waren, als er dreizehn war. Theobaldus hatte seinem Bruder sofort angeboten, Eusebius, der schon eine Weile bei ihm gewohnt hatte, für immer zu sich zu nehmen. Sein Vater hatte einfach keine Zeit, den Jungen angemessen zu erziehen. Er war zu viel unterwegs und immer nur ganz kurz zu Hause.
Es war eine schlimme Zeit für Eusebius gewesen; insgeheim war er überzeugt, dass er die Ursache für die Trennung seiner Eltern war. Es hatte in seiner Familie oft Diskussionen über seine Zukunft gegeben. Sein Vater tendierte – genau wie Theobaldus – zur schwarzen Magie, während seine Mutter eine geradlinige weiße Hexe war. Aber das hatte Eusebius erst viel später begriffen. Ihm waren nur die endlosen nächtlichen Streitereien im Ohr geblieben ... Eusebius’ Vater hatte sich schließlich durchgesetzt und die weitere Erziehung des Jungen Theobaldus überlassen, auch weil er in seinem Bruder den besten Privatlehrer für seinen Sohn sah. Die Mutter hatte Eusebius nach der Reise noch einmal besucht, um Abschied von ihrem Sohn zu nehmen. Sie wollte sich in den Süden des Landes zurückziehen; dort lebte auch ihre Verwandtschaft, mit der sie sich sehr verbunden fühlte. Der Abschied war kurz ausgefallen. Eusebius verhielt sich bockig und verstockt, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn die Trennung schmerzte. Er begriff bis heute nicht, wieso seine Mutter ihn so leicht hatte aufgeben können, sie war doch seine Mutter und noch dazu eine weiße Hexe!
Manchmal fragte Eusebius sich, ob nicht noch etwas anderes hinter der Trennung seiner Eltern und dem Fortgehen seiner Mutter steckte. Vielleicht gab es ein dunkles Geheimnis in seiner Familie, von dem er keine Ahnung hatte ...
Zu seiner Mutter hatte Eusebius kaum noch Kontakt, sie |103| redeten vielleicht ein oder zweimal im Jahr per Kommunikationskugel miteinander. Eusebius’ Vater dagegen tauchte gelegentlich bei Theobaldus auf, und Eusebius erhielt jedes Mal den Eindruck, einen äußerst beschäftigten Geschäftsmann zu sehen, der sich nicht dafür interessierte, wie es seinem Sohn wirklich ging, sondern nur wissen wollte, ob er in schwarzer Magie Fortschritte machte.
Als Eusebius dann eines Tages Leon Bredov kennenlernte, der ihm anbot, sein Assistent zu werden, empfand er es als glückliche Fügung. Er beschloss, diese einmalige Chance zu nutzen. Von da an begann sein Doppelleben. Leon Bredov war sehr zufrieden mit seinem neuen Schützling. Eusebius gab sich auch die allergrößte Mühe, ein guter Geheimagent zu werden, und nutzte jede Gelegenheit, etwas Neues zu lernen. Leon hielt ihn für äußerst begabt.
Dies alles hätte Mafaldus Horus sicherlich brennend interessiert, aber Eusebius behielt die Kontrolle und sagte nur:
»Ach, ich möchte Euch nicht mit meiner Geschichte langweilen. Mein Leben verläuft in sehr ruhigen Bahnen – und ich habe viel Zeit, die Bücher meines Onkels zu studieren.«
»Die Bücher?«, wiederholte Mafaldus. Seine Stimme klang aufgeregt, als habe er soeben ein Stichwort erhalten. »Welche Bücher? Über schwarze Magie?«
»Auch über schwarze Magie«, sagte Eusebius und erschauderte innerlich, als er an das Regal seines Onkels dachte, das in einer dunklen Ecke stand. »Aber hauptsächlich über Grundkenntnisse der allgemeinen Zauberei. Mein Onkel meint, ich
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