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Magic Girls 06 - Späte Rache

Magic Girls 06 - Späte Rache

Titel: Magic Girls 06 - Späte Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold , Petra Schmidt
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beiden Schlafsäcke auszubreiten. Er legte sie so weit wie möglich auseinander, denn er hatte keine Lust, während des Schlafs Mafaldus’ Hand oder seinen Atem zu spüren. Am liebsten hätte er im Freien geschlafen, doch mit diesem Wunsch würde er |96| Mafaldus vielleicht beleidigen oder für schlechte Stimmung sorgen. Das durfte er nicht riskieren.
    Als Eusebius aus dem Zelt kam, sah er, wie ein spöttisches Lächeln die Lippen des großen Zauberers umspielte.
    »Du bist manchmal ein wenig ungeschickt, stimmt’s?«
    Eusebius spürte einen Anflug von Ärger. »Wie kommt Ihr darauf, Herr?«, fragte er und bemühte sich, seine Stimme möglichst gleichmütig klingen zu lassen.
    »Du machst noch so vieles per Hand. Du nutzt nicht das volle Potenzial deiner Zauberkraft«, sagte Mafaldus.
    »Ich hebe mir meine Zauberkraft für wichtigere Dinge auf«, erwiderte Eusebius. »Außerdem ist es gut, wenn man sich nicht völlig auf die Zauberei verlässt. Es gibt Orte, an denen Magie nicht funktioniert.«
    »Wahr gesprochen!«, antwortete Mafaldus, aber Eusebius hatte den Eindruck, aus seinen Worten blanken Hohn herauszuhören. Er beschloss, sich nicht darum zu scheren, sondern machte mit seiner Arbeit weiter. Er legte Steine zu einem Kreis zusammen, sammelte Holz und entfachte in der Mitte des Steinkreises ein Lagerfeuer. Dann setzte er einen Topf mit Wasser auf, kippte getrocknetes Gemüse und etwas Würzfleisch dazu und brachte das Wasser zum Kochen. Der Geruch, der bald darauf in seine Nase zog, zeigte ihm, wie hungrig er inzwischen war. Er hatte seit dem Abflug von zu Hause nichts mehr gegessen. Sein Magen knurrte vernehmlich.
    »Du hast eine umständliche Art zu kochen«, bemerkte Mafaldus, der im Finstern neben ihm stand.
    »Es beruhigt meine Nerven«, sagte Eusebius, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Die Suppe ist gleich fertig. Ihr könnt Euch schon einmal ans Feuer setzen.«

    |97| »Ich esse nicht«, erwiderte Mafaldus, während er sich ans Feuer kauerte, aber so weit von den Flammen entfernt blieb, dass sein Gesicht im Schatten lag. »Meine Nahrung ist nicht mehr die der gewöhnlichen Magier.«
    Im ersten Moment war Eusebius erstaunt, dann fiel ihm ein, dass Mafaldus Horus ja uralt war und die meiste Zeit in der Unterwelt verbracht hatte. Genau genommen war er seit langer Zeit tot, er wurde nur durch schwarze Magie am Leben erhalten ...
    Ein Schauder lief über Eusebius’ Rücken.
    »Und woher bezieht Ihr Eure Kraft?«, fragte er leise.
    »Das willst du nicht wirklich wissen«, antwortete Mafaldus mit einem bösen Lachen, das überheblich und angsteinflößend zugleich klang. Er streckte seine Hände aus, und die Flammen schlugen höher, sodass sich Eusebius, der gerade den Topf vom Feuer nehmen wollte, fast verbrannte. Aber der junge Zauberer reagierte geistesgegenwärtig.
    »
Frigus!
«
    Die Flammen schrumpften augenblicklich zu einem kleinen Feuerchen. Ohne den Vorfall zu kommentieren, goss Eusebius Suppe in eine Schale, hockte sich auf den Boden, nahm einen Holzlöffel und begann, die Suppe zu essen. Er genoss es, wie die heiße Flüssigkeit durch seine Kehle rann. Nach und nach breitete sich eine wohlige Wärme in seinem Bauch aus. Einen Moment lang dachte er an Miranda und sah sie wieder vor sich – ihr blondes Haar und ihre leuchtend blauen Augen. Wie gern wäre er jetzt bei ihr gewesen! Stattdessen befand er sich in der Fremde, weit weg von ihr, und neben ihm saß der gefährlichste Magier aller Zeiten.

    »Warum sollst du nicht wissen, woher ich meine Energie beziehe …«, sagte Mafaldus plötzlich. »Nun – ich beziehe |98| sie aus der Lebenskraft anderer Wesen«, erklärte er mit einem kalten Unterton.
    Mafaldus schien es sich anders überlegt zu haben, denn jetzt erfuhr Eusebius die ganze schreckliche Wahrheit.
    »Es stärkt mich zum Beispiel, wenn ich durch ein Feld gehe und die Pflanzen links und rechts von mir verdorren lasse. Neulich habe ich einen Fuchsbau mit vier Jungen gefunden – auch ihre Lebensenergie war mir sehr nützlich.«
    Eusebius hatte Mühe, das Bild mit den toten Füchsen aus seinem Kopf zu vertreiben. Die Wärme, die er eben noch in seinem Magen gespürt hatte, war verschwunden. Stumm löffelte er die Suppe weiter, aber sie schmeckte ihm nicht mehr.
    »Natürlich lässt sich diese Form der Energiespende auch auf alle anderen Lebewesen übertragen, auf Kinder …«, setzte Mafaldus fort. Er schien Eusebius provozieren zu wollen, denn seine kalten Augen ruhten auf dem

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