Magic Girls 06 - Späte Rache
rein.«
Miranda trat ein. Elena saß schon im Bett, ein aufgeschlagenes Buch neben sich. Sie sah Miranda an und grinste.
»Kommst du, um mir einen Gute-Nacht-Zauber zu zeigen?«
Miranda schüttelte den Kopf und setzte sich auf die Bettkante. »Eusebius hat sich gerade gemeldet.« Sie strahlte.
Gute-Nacht-Zauberei
Zauberer und Hexen lesen ihren Kindern abends in der Regel keine Gute-Nacht-Geschichte vor, sondern zeigen ihnen einen Zaubertrick. Dazu erzählen sie, wer sich den Trick ausgedacht hat und welche Erfolge er damit gehabt hat. Auf diese Weise lernen die Kinder spielerisch berühmte Zauberer und Hexen kennen und fühlen sich dazu angeregt, selbst Zaubertricks zu erfinden und auszuprobieren.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Hexen und Zauberer, die in ihrer Kindheit mit einer Gute-Nacht-Zauberei ins Bett gebracht wurden, bei Prüfungen besser abschneiden, selbstbewusster sind und ihr Leben erfolgreicher bewältigen.
Eine Variation der Gute-Nacht-Zauberei ist das Betthupferl. Bei diesem Spiel verwandeln sich Elternteil und Kind in zwei Springbälle und hüpfen so lange auf und ab, bis sie müde sind und genug haben. Diese Übung trainiert den Körper, sorgt für Bewegung und fördert den Gleichgewichtssinn. Die Menschen haben die Tradition des Betthupferls übernommen, allerdings in Form von Süßigkeiten. Das hat leider den gegenteiligen Effekt, macht dick und schädigt die Zähne.
Ein geschäftstüchtiger Zauberer hat überlegt, den Menschen Bonbons anzubieten, die bewirken, dass man sich für fünfzehn Minuten in einen Springball verwandelt. Die Ausfuhr dieses Produkts in die Menschenwelt wurde aber vom Landeszauberamt ausdrücklich untersagt.
»Oh, wie schön.« Elena freute sich mit ihr. »Jetzt weißt du wenigstens, dass alles in Ordnung ist und dass es ihm gut geht.«
Miranda nickte. »Ich bin so froh!« Sie erzählte ihr Wort für Wort, was Eusebius gesagt hatte. Am Schluss zögerte sie.
»Und dann hat er noch gesagt, dass er mich liebt«, fügte sie hinzu.
»Das freut mich für dich, Miranda!«, sagte Elena. »Jungs |111| tun sich mit Liebeserklärungen oft so schwer ... äh ... Menschenjungs jedenfalls.«
»Eusebius ist eben anders«, meinte Miranda verträumt.
»Ich wünschte, das würde auch einmal ein Junge zu mir sagen.« Elena rückte ein Stück zur Seite, um Platz für Miranda zu machen. Miranda kroch neben sie und kuschelte sich in die Kissen. So war es richtig gemütlich ...
»Es muss ein Wahnsinnsgefühl sein, wenn man geliebt wird«, sagte Elena und starrte sehnsüchtig auf den Baldachin über ihrem Bett, auf dem unzählige Sterne funkelten.
»Aber Kevin war doch auch schon mal in dich verknallt«, erinnerte Miranda sie. »Er hat dir sogar einen Liebesbrief geschrieben, weißt du nicht mehr?«
»Doch.« Elena zog eine Grimasse. »Aber ich weiß einfach nicht, was ich von Kevin halten soll. Dass er mit seinem Freund Oliver zusammen Hexenjagd auf uns gemacht hat, kann ich einfach nicht vergessen. Und verzeihen schon gar nicht.«
»Oliver hat ihn dazu angestiftet«, erwiderte Miranda. »Allein wäre Kevin gar nicht auf die Idee gekommen. Außerdem haben die beiden Jungs die Sache längst vergessen – dank Oma Monas kleinem Vergessenszauber.«
Elena grinste. Dann wurde sie wieder ernst. »Trotzdem ... Nele hat ja behauptet, dass sich ihr Bruder ständig verliebt. Ich war wahrscheinlich nur eines von vielen Mädchen.«
»Unsinn.« Miranda schüttelte den Kopf. »Nele übertreibt. Und selbst wenn es stimmen sollte, wer sagt denn, dass sich Kevin nicht ändert? Dass er plötzlich bei einem Mädchen hängen bleibt und entdeckt, dass es seine große Liebe ist?«
Elena lachte ungläubig. »Und das soll ausgerechnet ich sein?«
|112| »Warum nicht?«, fragte Miranda. »Du bist schließlich ein ganz besonderes Mädchen.«
Elena schloss die Augen und lächelte. »Ach Miranda«, murmelte sie. »Das ist lieb von dir, aber ich glaube, ich mache mir keine Illusionen.« Dann fügte sie noch leicht frustriert hinzu: »Das mit der Liebe ist so kompliziert ...«
»In der Menschenwelt ist Mona in Sicherheit«, sagte Felicitas und schüttelte ärgerlich ihre roten Locken. »Da kannst du ihr noch so viele Drohungen schicken, Valentin. Sie lacht dich bloß aus.«
»Meine Zaubereien sind stark genug, die Grenze zur Menschenwelt zu überwinden«, widersprach Valentin. Eine tiefe Falte erschien zwischen seinen Brauen und seine Augen funkelten. »Ich mag es nicht, wenn du an mir zweifelst.
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