Magic Girls 09 - Der dunkle Verräter
nur für kurze Zeit im Haus gegenüber gewohnt und schien wirklich ausgesprochen freundlich zu sein. In Wirklichkeit waren Tiziana und ihr Vater Zacharias aber
Gestaltwandler
und stammten aus der Dämonenwelt. Im Auftrag von Mafaldus Horus, des wohl mächtigsten Schwarzmagiers aller Zeiten, stahlen sie pure weiße Magie. Jolanda Bredov, Elenas Mutter, war eines ihrer Opfer gewesen. Jolanda war eine Hexe, die ausschließlich weiße Magie besaß, und die Malanders hatten ihr diese geraubt. Mafaldus Horus benötigte weiße Magie zum Ausgleich, um nicht von seiner eigenen schwarzen Magie vernichtet zu werden.
Zum Glück waren Elena und Miranda, die ebenfalls mit den Bredovs in der Menschenwelt lebte und Elenas beste Freundin war, den Malanders auf die Spur gekommen und hatten ihr Geheimnis entdeckt. Leider war es nicht gelungen, die gefährlichen Diebe zu fangen, denn sie waren zurück in die Dämonenwelt geflüchtet. Aber Elenas Vater Leon Bredov, Geheimagent der Zauberregierung, war ihnen auf den Fersen, zusammen mit dem jungen Hexer Eusebius Tibus, der ebenfalls beim Geheimdienst war. Elena hoffte sehr, dass sie Tiziana und Zacharias fanden und damit weiteren Magiediebstahl verhinderten.
In diesem Moment läutete das Telefon im Wohnzimmer.
»Elena, kannst du bitte mal rangehen?«, rief Jolanda aus der Küche. »Ich kann gerade nicht, ich habe die Hände voller Teig ...«
»Ich gehe schon, Mama«, antwortete Elena, rannte ins Wohnzimmer und nahm den Hörer ab.
»Elena Bredov, hallo?«
»Ich bin’s, Nele«, ertönte eine vertraute Stimme aus dem Hörer. »Ich fasse es nicht! Es ist etwas Ungeheuerliches passiert! Das möchte ich aber nicht am Telefon erzählen. Kann ich vorbeikommen, zusammen mit Jana? Es ist dringend, wirklich!«
Nele Hartmann und Jana Kleist waren Elenas und Mirandas Freundinnen. Sie gingen zusammen in eine Klasse, in die 8a. Nele und Jana wussten längst, dass Elena und Miranda Hexen waren, aber sie hatten versprochen, niemandem etwas davon zu verraten.
»Okay«, meinte Elena. »Ich sage Miranda Bescheid. Sie ist draußen im Garten und versucht, ihr Fahrrad flottzubekommen. Sie will den Reifen flicken, mal ganz ohne Zauberei.« Elena schmunzelte bei dem Gedanken. Denn Miranda plagte sich schon eine ganze Weile mit dieser Aktion.
Nele schien jedoch gar nicht richtig zuzuhören. »Gut, dann sind wir gleich bei euch. Ciao!«
Elena legte auf, dann ging sie über die Terrasse hinaus in den Garten. Sie fand Miranda immer noch vor dem Schuppen, wo sie gerade das Hinterrad wieder anschraubte. Ihre Hände waren dreckverschmiert, und auch im Gesicht hatte sie einen Schmutzfleck. Elena schüttelte den Kopf.
»Ich kapiere nicht, warum du es dir so schwer machst«, murmelte sie.
Miranda erhob sich und grinste Elena an. »Weil ich wissen will, wie diese Dinge funktionieren. Wenn ich das Loch einfach weghexe, lerne ich nie, wie man einen Reifen fachmännisch flickt. Und wenn ich dann vielleicht mal mit anderen Leuten eine Radtour mache und unterwegs einen Platten habe, blamiere ich mich bis auf die Knochen. Das will ich einfach nicht.«
»Hm, wie du meinst«, sagte Elena. »Mir wäre das Ganze zu kompliziert. Übrigens – Jana und Nele kommen gleich vorbei. Nele sagt, dass irgendetwas passiert ist. Am Telefon wollte sie nicht mit der Sprache rausrücken.«
Miranda griff nach einem Lappen und säuberte sich notdürftig die Finger. Dann beugte sie sich noch einmal über ihr Fahrrad. »Ich muss die Gangschaltung noch einstellen. Momentchen, ich hab’s gleich ...«
Elena sah ihrer Freundin zu und fragte sich insgeheim, wer Miranda beigebracht hatte, wie man ein Fahrrad reparierte. »So, fertig!« Miranda schwang sich auf den Sattel und drehte eine Proberunde im Garten. »Alles in Ordnung! Und ganz ohne Hexerei.« Sie sah stolz aus.
»Woher weißt du eigentlich, wie man ein Fahrrad repariert?«, fragte Elena. »Ich habe davon null Ahnung.«
»Weil du dich für solche Sachen einfach nicht interessierst.« Miranda schob das Fahrrad in den Schuppen zurück. »Ich habe mir aus der Bücherei ein Buch über Fahrradreparaturen ausgeliehen. Wenn du willst, kannst du gern mal reinschauen.«
Doch dazu verspürte Elena nicht das geringste Bedürfnis. Sie wechselte das Thema.
»Was kann das nur sein, worüber sich Nele so aufregt?«
»Das wird sie uns ja gleich erzählen«, sagte Miranda.
Die beiden Mädchen gingen zum Haus zurück und setzten sich nebeneinander auf die Terrassenstufen. Elena hielt ihr
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