Magic Girls 09 - Der dunkle Verräter
Geübte Hexen können die Botschaft noch mit einer Melodie oder einem besonderen Geruch versehen.
»Also, ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich meinen Führerschein gemacht habe.« Miranda sah dem davonfahrenden Auto nach. Mona hatte die Mädchen wieder zur Schule gebracht, und wie immer war es eine Zitterpartie gewesen, weil Mona einfach nicht einsehen wollte, dass sie sich an die Verkehrsregeln halten musste.
Elena spannte den Schirm auf, es regnete in Strömen. »Komm mit drunter, Miranda! Du wirst doch ganz nass!«
Miranda grinste nur. »Guck doch mal genau.«
Elena musterte ihre Freundin und stellte fest, dass sie im Trockenen stand, obwohl es ringsum nur so schüttete.
»Unsichtbarer Regenschutz«, murmelte Miranda. »Sehr praktisch. Man braucht keinen Schirm, hat die Hände frei und bleibt trotzdem trocken. Ich überlege mir, ob ich nicht ein kleines Zauberbüchlein schreiben soll – mit lauter neuen und praktischen Tricks.«
»Aber es könnte auffallen«, wandte Elena ein, während sie mit Miranda zusammen über den Pausenhof ging.
»Ach was, bei dem Sauwetter hat jeder genug mit sich selbst zu tun«, entgegnete Miranda.
Sie betraten das Schulgebäude. Der Boden war ganz nass von den unzähligen Schuhen und tropfenden Regenschirmen. Es roch nach neuer Farbe, die Wände waren erst vor Kurzem frisch gestrichen worden. Miranda hakte Elena unter und ging mit ihr zum Klassenzimmer der 8a.
Jana und Nele waren schon da.
»Hallo, Elena! Hi, Miranda!« Nele grinste. »Na, habt ihr Monas Autofahrt überlebt?«
»Es ist jedes Mal die Hölle«, stöhnte Miranda und verdrehte die Augen. »Sie kann einfach nicht Auto fahren und sie wird es auch nie lernen.«
»Auch Hexen sind nicht perfekt«, rutschte es Jana heraus. Als ihr bewusst wurde, was sie gesagt hatte, sah sie sich erschrocken um. Zum Glück hatte niemand ihre unbedachte Bemerkung gehört.
»Also, wir haben beschlossen, Hong-Loan zu besuchen«, berichtete Elena. »Nächste Woche sind ja Ferien. Wenn ihr wollt, könnt ihr mitkommen.«
Nele sah Jana an. Ihre Augen glitzerten. »Also ich hätte Riesenlust dazu! Und du?«
»Hm, ich würde auch gern mitkommen«, antwortete Jana zögernd. »Aber was soll ich meiner Mutter sagen? Wir sinddoch erst neulich mit euch zusammen verreist. Ich glaube nicht, dass ich schon wieder mitkommen darf ... obwohl ich es natürlich gern möchte.«
Elena überlegte. »Uns wird schon etwas einfallen. Du kannst deiner Mutter ja erzählen, dass wir bei dem schönen Wetter bei uns im Garten zelten wollen, also sozusagen Abenteuerurlaub zu Hause. Dagegen kann sie doch eigentlich nichts haben.«
Jana hob die Schultern. »Abwarten.«
Der Unterricht begann. Frau Treller legte ein flottes Tempo vor, um den Unterrichtsstoff nachzuholen, der in den letzten Wochen versäumt worden war. Die Schule hatte wegen Renovierungsarbeiten schließen müssen. Jetzt kamen die Schüler und Schülerinnen mit dem Mitschreiben kaum noch mit.
»Mir tut die Hand weh«, klagte Nele in der Pause und rieb sich das Handgelenk. Dann sah sie, dass Jana einen Schokoriegel auspackte. »Oh, darf ich mal abbeißen? Nur ein kleines Stück!«
Jana hielt ihr großzügig den Riegel hin.
Elena musste kichern. »Habe ich euch schon erzählt, dass meine Oma uns neuerdings auf Diät setzen will?«
»Nein.« Nele machte große Augen. »Warum das denn?«
»Mona ist der Meinung, dass mein Großvater Jeremias zu fett wird«, sagte Elena. »Dabei stimmt das gar nicht. Er sieht noch genauso aus wie an dem Tag, an dem er zu uns gekommen ist.«
»Ich glaube, sie will ihn damit zu einem aktiveren Leben anspornen«, meinte Miranda. »Jeremias ist ein ausgesprochener Stubenhocker. Er ist damit zufrieden, sich den größten Teil des Tages in seinem Zimmer aufzuhalten und dieZeitung zu lesen. Mona versteht nicht, dass man ein so langweiliges Leben führen kann.«
Elena nickte. »Wobei ... er liest nicht nur die Zeitung, sondern er studiert auch alte Schriften. Ich habe ihn neulich dabei überrascht. Das heißt, er hat gar nicht gemerkt, dass ich bei ihm im Zimmer war, denn er ist bei der Lektüre eingeschlafen.«
»Alte Schriften?«, fragte Miranda interessiert und hatte plötzlich ein Leuchten in den Augen.
»Ja, ich konnte sie überhaupt nicht lesen«, bestätigte Elena. »Es waren Runen oder so.«
Miranda zog die Augenbrauen hoch, und Elena ahnte, dass sie sich in Kürze in Jeremias’ Zimmer umsehen würde. Geheime Schriften und Zauberbücher lockten Miranda
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