Magic Girls 10 - Der goldene Schlüssel
entschlüpfen Zaubersprüche oder es werden magische Gesten gemacht. Meistens handelt es sich um eine vorübergehende Phase wie beispielsweise eine Erkältung, die nach wenigen Tagen vorbei ist. Allerdings gibt es auch hartnäckige Fälle, bei denen fachliche Hilfe in Anspruch genommen werden muss. Wenn alle Mittel versagen, muss als letzter Ausweg das Landeszauberamt eingreifen und die magischen Kräfte der Hexe für immer entfernen lassen.
Die Auslöser für
Magie-Inkontinenz
können unterschiedlich sein. Letztlich ist niemand davor geschützt, man kann auch keine vorbeugenden Maßnahmen ergreifen. Ein Fluch oder eine Verzauberung ist oft die Ursache. Die Gründe können aber auch bei der Hexe selbst liegen, beispielsweise wenn sie sehr gestresst ist, an Schlafstörungen leidet, von Ängsten geplagt wird oder auch, wenn sie große Freude empfindet. Erste Hilfe bietet ein Amulett, meistens in Form einer kleinen verkorkten Flasche, die die überschüssige Magie quasi auffängt. Solche Amulette kann man in jedem magischen Shop oder auch über den Versandhandel beziehen. Erzielt das Amulett keine oder nur unzureichende Wirkung, ist Bettruhe angesagt, damit die Hexe zur Ruhe kommt und ihre Gefühle in Ordnung bringen kann. In den allermeisten Fällen ist nach einer Woche der Spuk vorbei.
Als Milan das nächste Mal in den Becher greifen wollte,langte er ins Leere. Verwundert drehte er den Kopf und Elena spürte seinen fragenden Blick. Schnell suchte sie nach einer Erklärung.
»Von zu viel Popcorn kriege ich Magendrücken«, flüsterte sie. »Aber es ist wie eine Sucht: Ich greife immer wieder zu. Hier, nimm du den Becher!« Sie drückte ihm das Popcorn in die Hand.
»Danke.« Milan nahm es entgegen und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Film.
Elena schielte vorsichtig zu ihm hinüber. Nichts, der Becher stand unbeweglich auf seinem Schoß. Sie entspannte sich. Milan hatte nichts gemerkt. Sie hatte noch einmal Glück gehabt!
Während Elena versuchte, sich auf den Film zu konzentrieren, gingen ihr lauter Fragen durch den Kopf. Angenommen, Milan würde tatsächlich ihr Freund und sie käme mit ihm zusammen – wie lange durfte sie ihm verheimlichen, dass sie eine Hexe war? In einer Beziehung sollte man ja dem anderen vertrauen und möglichst keine Geheimnisse vor ihm haben. Elena nagte an ihrer Unterlippe. Ihr Fall war schon speziell. Da hatte es Miranda einfacher. Vor Eusebius brauchte sie ihre magischen Kräfte nicht zu verbergen. Elena beschloss, ihre Schwester Daphne um Rat zu fragen. Daphne war schließlich auch eine Hexe und ging ständig mit Jungs aus. Elena konnte sich nicht vorstellen, dass Daphne gleich jedem Verehrer die Wahrheit sagte. Das wäre auch nicht sehr klug, denn Daphnes Beziehungen hielten oft keine zwei Wochen. Und dann wüsste bereits ganz Blankenfurt, dass sie Hexen waren … Nein, Daphne war sicher klug und schwieg.
Elena zuckte zusammen, als das Publikum laut lachte. Siehatte vor lauter Grübeln den Gag verpasst. Eigentlich konnte es man sich ja schenken, mit einem Jungen ins Kino zu gehen, wenn man frisch verliebt war. Von dem Film bekam man herzlich wenig mit! Elena überlegte, ob sie mit einem kleinen Hexentrick die Filmszene vor ihrem inneren Auge wiederholen lassen sollte, doch dann traute sie sich nicht. Wenn sie ihre Zauberkräfte tatsächlich nicht unter Kontrolle hatte, dann konnte diese Hexerei unter Umständen unangenehme Folgen haben. Und die wollte Elena ja gerade vermeiden. Sie tröstete sich damit, dass sie sich den Film noch einmal in Ruhe mit Miranda, Jana und Nele ansehen konnte. Oder sie schauten später die DVD.
Plötzlich stoppte der Film und das Licht im Kino ging wieder an.
»Kleine technische Panne«, meinte Milan, während die Leute ringsum unwillig murmelten. »Wird sicher nicht lange dauern. Wie findest du den Film bisher?«
»Oh, äh, super«, log Elena. »Sehr witzig. Einer der lustigsten Filme, die ich je gesehen habe.«
»Willst du wirklich kein Popcorn mehr?« Milan hielt ihr den Becher hin.
»Nein … äh … ja …« Elena starrte auf das Popcorn. Irrte sie sich, oder fing es schon wieder an, sich zu bewegen? Schnell griff sie in den Becher, aber sie stellte sich so ungeschickt an, dass er zur Seite kippte und das Popcorn auf den Boden kullerte.
»Sorry, das wollte ich nicht …« Entsetzt sah sie, wie die Popcornkugeln herumhüpften und einige Zentimeter über dem Boden zu schweben begannen. Milan sah es auch. Interessiert beugte er sich nach
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