Magic Girls 10 - Der goldene Schlüssel
Bauch. Das merkwürdige Gefühl in ihrem Magen löste sich auf. Ihre Nervosität schwand. Alles schien auf einmal leicht und unkompliziert.
»So«, sagte Miranda, »jetzt kann nichts mehr schiefgehen.«
»Danke, Miranda«, erwiderte Elena. »Du bist eine echte Freundin! Was würde ich nur ohne dich machen?«
»Viel Spaß noch!« Miranda winkte ihr zu, dann verschwand ihr Gesicht und die Kugel zerplatzte. Elena klappte den
Transglobkom
zu und ließ ihn wieder in ihrem Ausschnitt verschwinden. Dann wusch sie sich die Hände, blickte einmal prüfend in den Spiegel, fand sich ganz okay und kehrte an ihren Tisch zurück.
Milan sah sie fragend an.
»Alles prima«, versicherte sie ihm. »Weißt du eigentlich Genaueres über den Film, in den wir nachher gehen? Ich habe nur gehört, dass er sehr lustig sein soll.«
Wow
! Sie hatte alles herausgebracht, ohne zu stammeln oder sich zu versprechen. Mirandas Zauber wirkte offenbar!
Milan griff das unverfängliche Thema auf. »Also, in dem Film
Für mich kein Würstchen!
geht es um einen Familienvater, der beschließt, ab sofort sein Leben radikal zu ändern. Er beginnt, vegetarisch zu leben …«
Weil Milan darauf bestanden hatte, die Kinokarten zu bezahlen, kaufte Elena einen großen Becher Popcorn und zwei Flaschen Cola. Sie saßen nebeneinander im Dunkeln auf weichen Samtsesseln, während vor ihnen der Film über die Leinwand flimmerte. Die Colaflaschen hatten sie in die Halterungen der Sitze vor sich gesteckt und abwechselnd griffen sie immer wieder in den Popcorn-Becher. Elena achtete darauf, dass sich ihre Finger nicht berührten, obwohl sie sich gleichzeitig wünschte, dass Milan ihre Hand nahm. Verrückt! Sie konnte sich kaum auf den Film konzentrieren, der aus einer Aneinanderreihung lustiger Szenen bestand. Immer wieder hörte sie Milans herzhaftes Lachen. Es klang angenehm.
Er ist ganz anders als Kevin, dachte Elena. Höflicher. Rücksichtsvoller.
Sie warf ihm einen vorsichtigen Seitenblick zu. Ja, sie konnte sich gut vorstellen, dass er ihr Freund werden könnte. Sie würden zusammen Picknick machen, spazieren gehen, wunderbar lange Unterhaltungen führen … Sie malte sich aus, wie es wäre, ihn zu küssen.
Da wandte er den Kopf. Elena widerstand dem Impuls wegzusehen. Im Dunkeln trafen sich ihre Augen. Ihr Herz klopfte schneller. Milan neigte sich ein Stück zu ihr. Eine seiner Locken streifte ihre Schläfe, ein wunderbares Kitzeln.
Sie kam ihm entgegen und ihre Gesichter berührten sich sanft. Wie warm seine Haut war! Und wie weich …
Er drehte seinen Kopf und küsste sie auf die Wange. Es war nur ein Hauch von einem Kuss, aber Elena japste vor Glück. Dann zog er sich wieder zurück und starrte weiter auf die Leinwand.
Elena griff in den Popcorn-Becher. Aber nanu, was war das? Das Popcorn fing auf einmal an zu tanzen. Weiße Flocken schwebten über dem Becher, nicht sehr hoch, aber auffällig genug. Elena erschrak. Milan durfte das auf keinen Fall sehen! Verzweifelt fing sie die fliegenden Teile auf und stopfte sie sich in den Mund. Doch schon stiegen die nächsten aus dem Becher empor. Elena hielt die Hand darüber, um das fliegende Popcorn zu stoppen. Mist! Was war da passiert? Hatte sie versehentlich mit ihrer Magie dieses Phänomen ausgelöst? Gerieten ihre Zauberkräfte vielleicht außer Kontrolle? Elena bekämpfte einen Anflug von Panik. Manchmal passierte es, dass die magischen Kräfte aus einer Hexe einfach herausliefen wie aus einem undichten Fass. Es konnte einen in jedem Alter treffen. Auslöser war oft ein schwarzmagischer Zauber, mit dem man verhext worden war. Auch sehr starke Gefühlsregungen konnten zu
Magie-Inkontinenz
führen, das heißt, dass man die Kontrolle über die eigenen Zauberkräfte verlor.
Elena wusste, dass die Sache eigentlich nicht schlimm war – und in der Hexenwelt hätte sie damit kaum Aufmerksamkeit erregt. Doch sie befand sich in der Menschenwelt, in der sie nicht öffentlich zaubern durfte – und da konnte so ein Ausrutschermehr als unangenehm werden! Wie gut nur, dass es dunkel war!
Sie bremste den Flug des Popcorns mit der Hand ab, stopfte die Flocken zurück in den Becher und knickte den Rand nach innen, sodass der Becher verschlossen war. Jetzt konnte kein Popcorn mehr entweichen! Aufatmend lehnte sich Elena in ihrem Sessel zurück. Gerade noch mal gut gegangen!
Magie-Inkontinenz
Das bedeutet, dass eine Hexe oder ein Zauberer keine Kontrolle mehr über die eigenen Zauberkräfte hat. Unabsichtlich
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