Magic Girls 10 - Der goldene Schlüssel
vorne.
»Schau mal, Elena!«, rief er. »Das ist ja merkwürdig! Hastdu das schon mal gesehen? Das liegt sicher an der statischen Aufladung … Ein Phänomen! Das würde meinen Physiklehrer sicher begeistern!«
Elena kickte so viel Popcorn wie möglich unter den Vordersitz. »So, meinst du? In welche Schule gehst du denn?«
Einen Augenblick hoffte sie, dass er dieselbe Schule besuchte wie sie. Aber wäre er ihr dann nicht schon aufgefallen?
»Ich gehe auf das Ludwig-Uhland-Internat«, antwortete Milan. »Allerdings als Externer, das heißt, ich besuche nur den Unterricht und wohne zu Hause, nicht in der Schule.«
»Aha«, machte Elena. Von diesem Internat hatte sie noch nie etwas gehört. Sie musste unbedingt Nele oder Jana danach fragen. »Hast du … hast du einen langen Schulweg?«
»Mein Vater fährt mich morgens meistens hin. Nur manchmal muss ich den Bus nehmen, das ist allerdings viel umständlicher und ich muss früher aufstehen.«
Wie er sie wieder ansah! Wie konnte man bei diesen blauen Augen einen vernünftigen Gedanken fassen?
»Findest du den Film wirklich gut?«, fragte Milan jetzt.
Es war unmöglich für Elena, ihn anzulügen. »Er ist … äh, ein bisschen verworren, aber es kann sein, dass ich nicht so ganz gut aufgepasst habe …«
»Ich habe mir eigentlich auch etwas mehr versprochen«, gestand Milan. »Was hältst du davon, wenn wir rausgehen und lieber einen Spaziergang machen?«
»Einen Spaziergang … oh … äh … ja … tolle Idee!«, sagte Elena. Milan ergriff ihre Hand, zog sie hoch und ging mit ihr in Richtung Ausgang. Elenas Knie spielten wieder verrückt: Wie Wackelpudding! Oder fühlte es sich so an, wenn man auf Wolke 7 spazierte? Sie konnte kaum fassen, was ihr gerade passierte – mit Milan im Kino, er an ihrer Hand …!
Die Abendsonne empfing sie, als sie das Kino verließen. Die Luft war noch angenehm warm. Milan hielt noch immer Elenas Hand fest.
»Und jetzt?«, fragte sie und ärgerte sich, dass ihre Stimme so piepsig klang.
»Bist du mit dem Fahrrad da, Elena?«
»Nein, ich bin mit dem Bus gekommen.«
»Hm … schade. Aber du könntest dich einfach auf meinen Gepäckträger setzen. In der Nähe gibt’s einen kleinen See, da kann man wunderbar spazieren gehen.«
Elena überlegte nicht lange. Wenig später saß sie hinten auf Milans Fahrrad und hielt sich an dem Sattel fest, während er sich in die Pedale stemmte. Anfangs schwankte das Rad ein wenig, doch dann fuhr Milan schneller, und es gelang Elena, sich zu entspannen. Der Fahrtwind spielte mit ihren Haaren, ihr Herz klopfte schnell und freudig und sie war wie beschwingt. Sie war drauf und dran, sich in Milan zu verlieben – und er offenbar auch in sie!
Nach einigen Minuten erreichten sie den Stadtrand und Milan bog auf einen geschotterten Feldweg ein. Es rumpelte ein wenig und Elena wurde auf dem Gepäckträger ordentlich durchgeschüttelt.
»Wir sind bald da«, rief Milan.
Der Weg endete und wurde ein schmaler Trampelpfad.Die beiden stiegen ab. Milan ließ sein Rad ins Gras fallen.
»Wo ist denn jetzt der See?«, fragte Elena, die noch nie an dieser Stelle gewesen war.
»Er liegt etwas versteckt. Komm!« Milan legte den Arm um Elenas Schultern. Im ersten Moment zuckte sie zusammen. Das war ein sehr ungewohntes Gefühl, aber nicht unangenehm … Nach ein paar Schritten fasste sie sich ein Herzund schlang ihren Arm um Milans Hüften. So spazierten sie nebeneinander her, während vor ihnen in der Luft die Mücken tanzten und sich der Himmel rot färbte.
»Hier entlang.« Milan ließ Elena plötzlich los und bahnte sich einen Weg zwischen einigen Büschen hindurch. Elena folgte ihm. Auf der anderen Seite ging es ein Stück abwärts. Vor ihnen wuchs Schilf, dazwischen glitzerte Wasser.
»See ist vielleicht zu viel gesagt«, meinte Milan. »Es ist eher ein Weiher. Komm!«
Er fasste wieder nach ihrer Hand. Es gab einen schmalen Pfad am Ufer entlang. Mit einem Mal öffnete sich das Schilf und man hatte einen wunderbaren Blick aufs Wasser. An dieser Stelle stand sogar eine alte Holzbank.
»Und? Hab ich dir zu viel versprochen? Ein herrlicher Fleck, oder?«, wollte Milan wissen.
Elena konnte nur nicken. Sie sah, wie eine Libelle übers Wasser schwirrte. Ihr schlanker Leib schillerte. Milan zog Elena zur Bank. Sie setzten sich so dicht nebeneinander, dass sich ihre Arme berührten. Das Kribbeln in Elenas Bauch war fast nicht mehr zu ertragen. Sie hatte das Gefühl, als würden darin Tausende von Ameisen
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