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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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unerklärlichen Impuls
heraus. »Das solltest du nie vergessen.«
    »Na, na«,
sagte Werner, der offensichtlich auch nicht ganz bei sich war, irgendwie einen
labilen Eindruck machte, wenn man ihn genauer betrachtete, »lass gut sein. Ich
glaube, ich geh jetzt auch mal. Die eine Stunde, bis Gudrun kommt, könnt ihr ja
wohl auch ohne mich klarkommen. Ich hab für Gudrun einen Brief geschrieben,
den hat Astrid. Astrid, du gibst den Brief an Gudrun!«
    »Ja klar,
Werner.«
    »Macht’s
gut, Leute. Und macht keinen Scheiß!«
    Werner stand auf und ging um den Tisch
herum und gab jedem Einzelnen die Hand. Zu mir sagte er: »Mach keinen Scheiß in
St. Magnus und nimm den Zug, den ich dir aufgeschrieben habe!«
    »Alles
klar, Werner!«
    »Bleibt
sitzen und esst weiter. Braucht mich keiner zur Tür zu bringen.«
    Und dann
ging er. Wir sahen ihm hinterher und als er weg war, ging Henning nochmal mit
dem Kaffee rum.

9. Das Versprechen
    Mit
Gudrun ging das
Wochenende vorbei wie nichts, es war dauernd etwas los, sie hatte zum Beispiel
einen Putzfimmel, deshalb mussten wir am Samstag das ganze Haus, das Werner
ihrer Ansicht nach niemals so hätte zurücklassen dürfen, noch gründlicher als
sonst von oben bis unten putzen, und dann mussten wir am selben Tag noch trotz
des Nieselregens runter an die Elbe und bis nach Teufelsbrück und zurück
laufen, weil ihre Abneigung gegen Schmutz nur noch von ihrer Liebe zur
frischen Luft übertroffen wurde. Am Sonntag ließ sie uns abstimmen, ob wir
lieber im Jenisch-Park oder im Stadtpark picknicken wollten (»Wollt ihr schon
wieder in den Jenisch-Park oder endlich auch mal in den Stadtpark?«), und außer
mir waren natürlich alle für den Stadtpark gewesen, die alten Schleimbacken. Es
war schönes Wetter und wir mussten den ganzen Weg bis zur S-Bahn-Station
Bahrenfeld laufen, damit wir nicht mit der Junkie-Szene vom Bahnhof Altona
konfrontiert wurden, damit hatte zwar nur Astrid ein Problem, dafür aber
richtig, sie hatte striktes Bahnhof-Altona-Verbot, mitgefangen, mitgehangen,
und dann bestimmte Gudrun, um ihn vom Meckern abzuhalten, auch noch
Klaus-Dieter zum Anführer und Pfadfinder durch den S- und U-Bahn-Dschungel der
Hamburg-Megalopole mit
ihren ganzen drei U-Bahnen und fast mehr als drei S-Bahnen, und er brachte uns
tatsächlich sicher zum Stadtpark, eine la-Klaus-Dieter-Leistung, die in Gudruns
Augen auch dadurch nicht geschmälert wurde, dass die S1 sowohl in Bahrenfeld
als auch am Stadtpark hält.
    Wenn wenigstens nicht so schönes Wetter gewesen
wäre, schönes Wetter machte mich in Hamburg immer traurig, kaum war die Sonne
draußen in Hamburg, wurde ich traurig. Oder wenn es wenigstens nicht Gudrun gewesen
wäre, oder nicht der Stadt-, sondern der Jenisch-Park, jedenfalls brachte mich
der Sonntag endgültig aus dem Tritt, die anderen alle lustiglustig und
Picknickpicknick und schnatterschnatter, die freuten sich richtig, dass sie
endlich mal mit Gudrun was anderes als sonst machen konnten und dass »alles so
easy war mit der S-Bahn und so«, wie Klaus-Dieter es formulierte, und dann der
schöne Stadtpark und »schade, dass das Freibad im April nicht aufhat«, wie
Astrid sagte, die waren ganz bei sich und bei Clean Cut 1 und froh und
glücklich, so weit ihnen das möglich war, nicht aber ich, vielleicht war es ja
auch bloß das dunkle Gefühl, das noch immer irgendwo lauerte, jedenfalls fühlte
ich mich noch fremder als sonst zwischen ihnen, und es gab nicht einmal die
tröstende Aussicht auf eine Rückkehr zur Arbeit am nächsten Tag, sondern nur
die Lüneburger Heide mit ihren St.-Magnus-Sportfreuden, und je länger der
sonntägliche Freizeitspaß ging, desto trauriger wurde ich, so sehr, dass es
schmerzte und ich kaum sprechen konnte, was aber keinem auffiel oder wenigstens
nicht unangenehm, wahrscheinlich war es den anderen ganz recht, wenn ich mal
die Schnauze hielt.
    Also lag
ich die meiste Zeit im Gras im Stadtpark, das trotz des guten Wetters ganz
feucht war, und schaute zum Himmel, über den weiße Wolken jagten, und ich
erinnerte mich daran, wie oft ich als Kind immer so im Gras gelegen und genau
wie jetzt genau solche Wolken betrachtet hatte, und wie froh es mich gemacht
hatte, sie da oben vorbeisegeln zu sehen, weiß und schön und strahlend und in
Eile, immer weiter, einmal um die Erde herum und noch einmal und noch einmal,
so hatte ich mir das vorgestellt, immer um die Erde herum und immer in Bewegung
und niemals allein und immer ein bisschen anders und immer

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