Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
Vom Netzwerk:
Hans an, der
fährt heute noch, ja, kannst mitfahren, mir doch egal, jetzt ruf halt Hans an
und dann kommst du eben mit dem mit, ist wahrscheinlich sicherer, ja, ja, nun
hör schon auf, blablabla, ich hör überhaupt nicht mehr zu, wo sind wir hier,
bei ›Verzeih mir‹ oder was? Ruf lieber Hans an, dann wird das auch was.«
Raimund nahm das Telefon vom Ohr und drückte erregt darauf herum. »Wird der
auch noch frech oder was?!«
    »Kommt Dave
jetzt wieder, oder was? Hast du Dave wieder auf die Tour geholt, oder was?«,
sagte Ferdi.
    »Was soll
ich denn machen? Einer muss doch mit dem
Zeug hinterherkommen!«
    »Bist du
irre? Dave wieder auf die Tour geholt? Mein Gott, der hat Dave wieder auf die
Tour geholt!«
    »Tut mir
leid, ging nicht anders, er muss ja eh das Merch einladen und ich hatte gerade
eine schwache Minute, der hat sich entschuldigt und so.«
    »Wieso
entschuldigt, gerade hast du noch gesagt, dass er frech geworden ist.«
    »Ja, aber
nur, weil er sich dauernd entschuldigt hat. Der hat sich dauernd so aggromäßig
entschuldigt, das hat vielleicht genervt, das ist irgendwie schon wieder voll
offensiv ist das, wie der sich entschuldigt hat, ich weiß ja auch nicht.«
    »Ich war so
froh, dass der nicht dabei ist, und du holst den einfach wieder!« Ferdi
seufzte.
    »Was ist
das denn jetzt hier mit dem blöden Knochen?!«, sagte Raimund und drückte
weiter irgendwelche Tasten auf seinem Mobiltelefon. »Das geht irgendwie nicht
aus, hört der jetzt vielleicht mit oder was?« Er legte das Handy ans Ohr.
»Hallo, hallo?! Nee, der ist weg!«
    »Meins ist
zum Zuklappen«, sagte Schöpft. »Wenn ich meins ausmachen will, dann muss ich
das einfach nur zuklappen.«
    »Ich will
auch so eins zum Zuklappen«, sagte Raimund.
    »Ich geh dann mal wieder nach
oben«, sagte Schöpft.
    »Vielleicht sollten wir mal weiterfahren«, sagte Ferdi.
    Ich startete den Motor und wir fuhren weiter. Seit wir losgefahren
waren, waren fast zwei Stunden vergangen, es dämmerte
schon, und wir hatten erst fünfzig Kilometer
geschafft.

29. Transit
    Wir
fuhren also in die
Dämmerung und auf Bremen zu beziehungsweise erstmal nach Hamburg und durch den
alten Osten, der keiner mehr war, und ich legte tempomäßig eine Schippe drauf,
soweit es jedenfalls die alte Transitautobahn und das etwas kopflastige Auto
zuließen, und wir schaukelten röhrend und zwitschernd in die aufkommende
Dunkelheit. Schöpft und Raimund lagen oben unterm Dach und schliefen schon mal
vor und auch der Rest der Leute wurde mit zunehmender Dämmerung immer ruhiger
und als es dann richtig dunkel war, sagte keiner mehr was, und eine Zeitlang
versuchte ich Rosa, die neben mir saß und rauchte und in die Dunkelheit
starrte, damit zu unterhalten, dass ich ihr von früher erzählte und davon, wie
diese Autobahn noch nicht fertig gewesen war und wie man dann in Westberlin in
Spandau auf die Landstraße raus- und an den russischen Kasernen, die einst das
olympische Dorf gewesen waren, vorbeigefahren war, und wie danach erst die
Autobahn nach Hamburg begonnen hatte, und wie man dann vor Ludwigslust wieder
runter und auf die Landstraße musste, und in Ludwigslust dann links Schloss,
rechts Kirche oder umgekehrt, ziemlich langweilig eigentlich, wie ich beim
Erzählen fand, ich brach das irgendwann ab, das war nutzloses Wissen, eine Anekdote
ohne Pointe, eigentlich auch ohne jede Handlung, jedenfalls, was immer es war,
Magical Mystery war es nicht, »das ist jetzt nicht besonders Magical Mystery«,
sagte ich mitten im Satz, »das ist eher so Kalter Krieg, das hat mit Liebe
nicht viel zu tun«, und Rosa lachte kurz auf und von hinten kam ein gedämpftes
»Ich hör euch ganz genau« von Ferdi, »keine Scherze auf Kosten von Magical
Mystery«, und mit dieser Ansage kam ein ordentlicher Schwall Haschischqualm nach
vorne und ich musste das Fenster aufmachen, damit ich nicht kontaktstoned
wurde, und dann sagte irgendwer, dass es nun aber kalt würde, und so ging die
Zeit rum, langsam, aber egal, langweilig, aber okay, schaukelnd und verraucht,
dunkel und röhrend, und ans Ankommen dachte ich gar nicht mehr, wegen mir
hätte es ewig so weitergehen können.

30. Fluxi Hotell AB
    Und das
tat es auch. Wir
fuhren und fuhren und dann kam ein Stau und dann noch einer und immer wieder
Baustellen und erst kurz vor Bremen kam wieder Leben in die Bude, Raimund und
Schöpfi kletterten von oben herunter und es gab eine Menge Geschimpfe, weil es
nun wieder so eng wurde da hinten und dann wollten alle

Weitere Kostenlose Bücher