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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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ich
herumzappelte und nach ihr winkte und mein Portemonnaie hochhielt und mit den
Fingern bedeutete, dass ich zahlen wollte, desto weiter sah sie von mir weg in
eine bessere Parallelwelt oder was weiß ich wohin sie schaute, die rheinische
Frohnatur, also selber schuld, wenn das Funktelefon noch einmal in ihrem Laden
sein hässliches Lied abspielte, mir doch wurscht, und so kam es auch,
düdelüdelü, ich glaube, es war »Für Elise«, so hieß das Lied, oder war es der
Flohwalzer? Egal, ich ließ es noch ein bisschen dudeln, bevor ich dranging,
und das allgemeine Geraune, Stuhlgeschuckere und Gestöhne, das es begleitete,
kommentierte ich mit einem lauten »Noch einen Kaffee bitte!«, bevor ich den
grünen Knopf drückte und mich laut und deutlich mit »Raimund Schulte« meldete.
    »Hä? Wieso
Raimund Schulte? Der sitzt doch neben mir!«
    »Rosa, bist du das?«
    »Ja. Wieso
sagst du Raimund Schulte? Du bist doch Charlie, oder nicht?«
    »Ja.
Raimund Schulte sag ich nur zur Sicherheit. Falls einer anruft, mit dem ich
nicht reden will.«
    »Ach so.«
Sie schwieg einen Moment. »Ganz schön exzentrisch!«
    »Ja.«
    »Egal. Ich
wollte eigentlich nur mal Danke sagen, weil du das mit dem Auto auf dich genommen
hast. Fiel mir eben erst ein, dass ich mich noch gar nicht bedankt habe, weil
ich ja auch dabei war.«
    »Hast du
das Auto gefahren?«
    »Nein, das
war Raimund gewesen. Ich war die, die Basti die Hand in der Tür eingeklemmt
hat.«
    »Ach so,
Basti und seine Hand«, sagte ich. »Wie geht’s da denn so, ich meine ihm, also
Basti jetzt?«
    »Ist nichts
gebrochen, nur geprellt, aber er sagt, er muss jetzt einhändig auflegen. Aber
er hat ja auch noch Holger, dann haben die ja zusammen immer noch ein Gehirn
und drei Hände! Jedenfalls vielen Dank, das wollte ich mal sagen. Hätte nicht
jeder getan. Meinen die anderen auch. Schöne Grüße.«
    »Ist nicht
schlimm. Nur ein bisschen Geldstrafe und die Reparatur, das geht alles auf
Kratzbombe!«
    »Ja. Aber
jetzt musst du da alleine in Köln rumhängen, das ist doch sicher auch blöd.«
    »Ja, ich
wäre lieber mit nach München gefahren«, gab ich zu. »Man muss immer in Bewegung
bleiben, sonst ist das irgendwie nicht so richtig …« – ich wusste nicht, wie
ich’s beschreiben sollte – »… nicht so richtig Magical Mystery oder so.«
    »Ja,
eigentlich sollten wir alle immer zusammenbleiben.«
    »Ich bin ja
bald wieder da«, sagte ich. »Und uns bleibt ja immer noch
Schrankenhusen-Borstel!«
    Sie lachte.
Dann sagte sie: »Wir gehen morgen Abend alle ins Hofbräuhaus. Schaffst du es
bis dahin?«
    »Mal sehen,
schön wär’s.«
    Bei ihr
wurde im Hintergrund herumgerufen.
    »Wir sind
gleich da«, sagte sie. »Und Ferdi will sein Telefon wiederhaben. Schöne Grüße
von Raimund und allen, und du sollst schnell nachkommen!«
    Dann war
die Verbindung unterbrochen. Ich blickte auf und in das Gesicht der Kellnerin.
    »Willst du
jetzt einen Kaffee, oder bezahlen?«
    »Wie du
willst!«, sagte ich. Mir war ganz warm ums Herz.

46. Mechanik und Statik
    Das
Telefon flötete
wieder sein Lied, als ich gerade in einem Laden stand, in dem sie neue und
antiquarische Kunstkataloge verkauften, im Schaufenster hatten sie ein Schild
mit dem Versprechen: »Kunstkataloge: Was wir nicht haben, besorgen wir!«,
aufgestellt, das hatte mich reingelockt. Drinnen war es eher unübersichtlich,
aber irgendwann kam ich hinter das System und kämpfte mich durch den Wust von
Katalogen, die teils aufrecht in Regale gestellt, teils in Stapeln davor
aufgeschichtet waren, bis zu Sch und Schlumheimer durch, irgendwo musste man ja
anfangen, und ich nahm mir vor, nicht weiter nach rechts zu schauen, wo es mit
dem Alphabet von Schlumheimer aus weiterging, immer schön Tunnelblick auf
Schlumheimer, das sollte mein Motto sein, es war eine Menge Schlumheimer am
Start und ich fing an, in einem der Schlumheimerdinger zu blättern, es war der
Katalog einer Berliner Ausstellung von 1979, da war er gerade abgegangen wie
Schmidts Katze, der gute alte Schlumheimer, und ich war gerade nach Berlin gekommen,
weg von Mutter und hin zu Schlumheimer, Harvestehude nein, Mauerstadt ja, so
war’s gekommen, und Schlumheimer damals schon für mich der gute alte
Quatschguru, und als ich mir den Katalog gerade so anguckte und darauf
achtete, dass die Augen im Regal
ansonsten nicht weiter nach rechts wanderten, meldete sich das Telefon,
düdelüdelüdelüdelüüh, es war eindeutig »Für Elise«, der Flohwalzer war es
jedenfalls

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