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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Drogenkonsum anderer, wobei mir auffiel, dass ich überhaupt keine Lust hatte, jetzt ebenfalls Sekt zu trinken, das beruhigte mich dann doch, sonst hätte ich vielleicht auf Werner hören und schnell weglaufen müssen.
    »Wir haben einfach keine Alben«, wiederholte Ferdi, »wir haben keine Alben, das ist ja auch der Grund für Kratzbombe, wir müssen das ganz neu aufstellen, Kratzbombe wird das Album-Label, darum haben wir da auch die Hosti Bros rübergeholt auf Kratzbombe, ich dachte, die beiden können einfach keine Hits, aber ich hab gedacht, da geht vielleicht was mit Alben, aber hier!« Er hielt mir seine Zettel hin. »Die sind noch nichtmal auf der Warteliste für die Albumcharts! Die sind noch nicht mal auf der Warteliste für die Warteliste!« Er lachte. »Stattdessen sind sie auf Platz fünfzehn der Single-Charts. Mit Hosti Brosti, die Spacken. Unglaublich! Und jetzt lass uns mal ein bisschen Party machen.« Er stand auf und diesmal folgte ich ihm ins Gewühl. Am Faxgerät war ordentlich was los, da wurden Basti und Holger gefeiert, und Ferdi stellte sich dazu und hielt den Leuten eine Ansprache über das Thema Singles und Alben und Hits und warum die Hosti Bros trotz Platz fünfzehn in den Single-Charts versagt hätten, »Komplettversager«, »totale Mauken«, das waren die Begriffe, die er verwendete, und es störte ihn dabei nicht im Mindesten, dass Holger und Basti dabeistanden. Und Holger und Basti störte es auch nicht, sie grinsten und nickten, während er das sagte, und als er ihnen sagte, dass sie nicht grinsen und nicken sollten bei sowas Ernstem, lachten sie ihn aus. Ich ging derweil zum Kühlschrank und schaute hinein. Er war voll mit Champagner, kein Sekt, nur Champagner, auch das Gemüsefach, nur in der Kühlschranktür gab es außerdem noch einen angebrochenen Tetrapak Milch und eine Tafel weiße Schokolade und im Eisfach war eine Flasche Wodka und eine Packung Schokoladeneis, aber nirgendwo Mineralwasser, keine Softdrinks, gar nichts. Ich nahm mir einen Pappbecher und füllte ihn mit Wasser. Als ich zu Ferdi zurückkam, stand Rosa bei ihm. Sie sah mich kommen und winkte. Sie hob ihren Pappbecher und wir stießen an.
    »Bing«, sagte ich versuchsweise.
    »Typisch BummBumm Records«, sagte sie. »Champagner trinken, aber zu faul zum Gläserspülen!«
    »Ich versteh’s«, sagte ich. Ich zeigte auf ein Bündel Zettel, das neben uns auf dem Kopierer lag. »Bist du auch in den Charts?«, sagte ich.
    »Nie im Leben«, sagte sie. »Ich bring jetzt was bei Kratzbombe raus, aber nur, weil die keine CD-Maxis machen.«
    »Bist du sicher?«, sagte ich.
    »Von meinen Sachen nicht.«
    »Dann ist ja gut«, sagte ich.
    »Kratzbombe macht keine CDs, wenn der Künstler das nicht will«, sagte Ferdi. »Nur dass Rosa die Einzige ist, die das nicht will. Aber jedes Label braucht so einen! Wir können ja nicht alle nur Kommerzschweine sein.« Er lachte und ging weg.
    »Ich glaub, ich geh jetzt was essen«, sagte Rosa. »Kommst du mit?«
    »Ja, gerne«, sagte ich.
    »Aber nicht schon wieder in den Suppenladen«, sagte sie.
    »Ist mir recht«, sagte ich.
    Als wir rausgingen, hakte sie mich unter, dabei hatte ich keinen Schirm und es regnete auch nicht mehr.

21. Backhendl
    Rosa wollte zu einem kleinen Restaurant in der Nähe, sie sagte etwas von Backhendl und ob ich sowas mögen würde, und ich sagte »wer mag sowas nicht«, und sie sagte »Vegetarier vielleicht« und so ging das eine Zeitlang, ein freundliches Geblödel entspann sich zwischen uns, während wir durch die Straßen liefen, sie mit »auch mal was essen, was aus der Friteuse kommt«, ich mit »Folklore ist immer gut«, sie mit »sie sagen backen, aber sie meinen frittieren«, ich mit »das Hähnchen ist kein Napfkuchen«, und immer die schmalen Straßen entlang mit ihren kaputten, engen Gehwegen und kleinen Häuschen, die mich jetzt, wo es dunkel wurde, noch mehr an Bielefeld erinnerten, was mir ganz gut gefiel, vielleicht weil es eine so frühe Erinnerung war, Bielefeld war ja das verlorene Paradies meiner Kindheit, naja, jedenfalls hatte ich Bielefeld als Kind verloren und seitdem nicht wiedergesehen, das war hart gewesen, wir verließen Bielefeld damals, und das war es dann irgendwie gewesen mit der unschuldigen Kindheit, so erschien es mir jedenfalls in der Rückschau, und ähnlich diffus wie meine Erinnerung an meine Kindheit war auch die an Bielefeld, ich bin da ja nie wieder hingefahren, um so stärker jetzt das Déjà-vu-Erlebnis, das mich

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