Magical Village 1 Zimt und Zauber
Liebes. Ich hatte meine Gründe. Gute Gründe. Und nun sollten wir die letzten Details zu deiner Hochzeit besprechen …«
»Ich pfeif auf die Hochzeit!«
Mitzi lächelte zerknirscht. »Du solltest dich wirklich beruhigen. Dein Blutdruck jagt gleich das Dach in die Luft.«
»Mein Blutdruck ist vollkommen in Ordnung. Mir geht es gut. Dem Baby geht es gut. Brett geht es gut. Die Hochzeit ist bis aufs i-Tüpfelchen durchgeplant. Da müssen wir nichts mehr besprechen. Was wir besprechen müssen, ist, warum Joel und du kein Paar mehr seid.«
»Waren wir nicht. Und werden wir auch nicht sein.«
»Verflixt noch mal, du bist doch sonst nicht so verbohrt«, seufzte Doll, stellte die Tasse in die Spülmaschine und sammelte ihre Tasche und ihren Mantel auf. »Ich glaube, die Fünfziger-Befreiungsbewegung ist schuld. Willst du mir wirklich nicht erzählen, was gestern Abend schiefgegangen ist?«
»Nein. Und du brauchst auch gar nicht versuchen, Lu darüber auszufragen. Sie weiß nichts davon.«
»Wäre ja nicht anders zu erwarten. Fräulein Ichbezogen würde so was auch kaum mitkriegen, oder? Höchstens, wenn Joel und du vier Beine und zwei Wackelschwänzchen hättet …«
Mitzi lachte. Es klang rau und heiser. »Bitte lass die Sache einfach so stehen, Doll. Ich weiß, dass es peinlich für dich ist, weil du mit Joel arbeitest, aber tu uns beiden einen Gefallen und setz ihm nicht die Daumenschrauben an.«
»Da kann ich nichts versprechen«, sagte Doll in etwas hochnäsigem Ton. »Ich werde mal sehen, was sich so ergibt.«
Mitzi sah Doll über den triefnassen Weg davonrauschen und in ihr Auto steigen. Sie wäre am liebsten ins Bett gegangen, um sich in ihr opulent apricotfarben glänzendes Zimmer zu verkriechen, die Bettdecke über den Kopf zu ziehen, eine Woche lang zu schlafen und beim Aufwachen die ganze Blamage vom Vorabend vergessen zu haben.
Doch das ging nicht.
Sie waren von Lorenzo nach Hause gefahren, langsam, wegen des Nebels, hatten gelacht und geplaudert, während Jimi Hendrix höchst sinnlich im Hintergrund sang. Der Abend war einfach herrlich gewesen. Vollkommen. Das Prickeln war immer noch stark zu spüren gewesen. Allein wenn sie Joel in der heimeligen Hülle des dunklen Wageninneren nur angesehen hatte, war Mitzi vor lauter Lust ganz flau im Magen geworden.
Dieser Glückszustand hatte auch noch länger angehalten, nachdem sie das Haus betreten, die Lichter angemacht, Wein eingeschenkt und Richard und Judy gefüttert hatten. Joel hatte die Weihnachtsdekoration des Wohnzimmers bewundert – alles alte Familien-Lieblingsstücke, die alljährlich wieder hervorgeholt wurden und voller Erinnerungen steckten, und nichts von diesem neumodischen, farblich abgestimmten Designerkram -, hatte ihre CD-Sammlung durchgesehen und ein Rolling-Stones-Album aufgelegt.
Sie hatten es sich zu den Klängen von »Paint It Black« auf dem Teppich vor dem Kamin bequem gemacht. Sie hatten noch eine Weile geredet und viel gelacht und sich wie von selbst im Feuerschein aneinandergekuschelt. Er hatte sie geküsst.
Bei der Erinnerung daran musste Mitzi die Tränen wegblinzeln.
Es war die reine Wonne gewesen. Sie hatte sein Gesicht zwischen die Hände genommen und sich mit den Augen an seiner Schönheit geweidet. Noch nie im Leben hatte sie so für jemanden empfunden. Nicht einmal für Lance. Zu den Küssen kamen allmählich Berührungen und Liebkosungen mit geflüsterten Zärtlichkeiten.
Mitzi seufzte, als sie daran dachte, wie himmlisch es gewesen war.
Endlich würden sie die Nacht miteinander verbringen und sich lieben. Joel läge neben ihr, wenn sie schliefe und wenn sie aufwachte. Das orangegoldene Schlafzimmer wäre nicht länger ihre einsame Zuflucht.
Doch das Schlafzimmer konnte warten. Im Moment hatten sie den Teppich und den Feuerschein und einander.
Nur tauchte da ein klitzekleiner Haken in ihrem Hinterkopf auf: Lu und Shay. Wahrscheinlich würden sie erst Stunden später nach Hause kommen, aber selbst dann erschien es ihr irgendwie ein bisschen geschmacklos, mit Joel zum ersten Mal ins Bett zu gehen, wenn ihre Tochter und deren Freund im Zimmer nebenan waren. Das grenzte ja fast an eine Orgie. Sich darüber Sorgen machen zu müssen, belauscht zu werden und ob die Türen auch geschlossen wären, würde das ganze romantische Idyll zerstören, das sie sich ausgemalt hatte. Jegliche entspannte Unbefangenheit wäre dahin.
Joel hatte ihre bloße Schulter geküsst. »Du bist wunderschön. Du bist eine tolle Frau. So
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