Magical Village 1 Zimt und Zauber
wussten, dass ich das war. Aber da sie für reichlich Aufruhr in der Familie gesorgt hatten, als sie sich zusammentaten, haben sie es nicht gewagt, mich direkt zu beschuldigen.«
»Na dann, ein Prost auf süße Rache!«, sagte Mitzi lächelnd und hob das Glas, um mit ihm anzustoßen. »Und wollen wir hoffen, dass es für uns beide eine einmalige Erfahrung war. Oh verflixt …«
»Mitzi!« Troy schlängelte sich durch das Restaurant auf sie zu, gefolgt von einem liebestrunken aussehenden Tyler. »Sie sehen ja wirklich hinreißend aus! Diese weinrote Bluse passt ja ganz wunderbar zu Ihrem Haar! Was sind Sie doch für eine verführerische Frau!«
Noch ehe sie sich ducken konnte, küsste er sie schon leidenschaftlich.
»Hey!«, rief Joel und lachte. »Finger weg von meiner Dame!«
Troy machte ein leicht belämmertes Gesicht, ließ Mitzi los und küsste stattdessen Joel.
Alle Gäste von Lorenzo schauten wie gebannt zu.
»He da!« Fredo, Eigentümer von Lorenzos Restaurant in der dritten Generation, Küchenchef, Koch, Empfangsportier, Kellermeister und Türsteher in einem, schob sich durch die Designerdeko. »So geht es aber nicht! Raus hier! Ich bin ein liberal denkender Mensch, aber Sie können sich doch anderen Leuten nicht dermaßen aufdrängen! Und hier drin schon gar nicht! Das dulde ich nicht!«
Troy, mit erschrockenem Gesicht, murmelte umständliche
und unverständliche Entschuldigungen. Tyler kicherte. Fredo, der mehr wie ein Rausschmeißer aussah als wie jemand, der die delikatesten Gerichte kochen und Süßspeisen mit märchenhaften Gebilden aus gesponnenem Zucker verzieren konnte, packte die beiden an den Schultern und bugsierte sie in Richtung Tür.
»Gute Nacht, Mitzi!«, rief Troy fröhlich, als Fredo ihn in den Nebel hinausstieß. »War nett, Sie zu sehen!«
Tyler, dicht hinter ihm, versuchte noch immer, mit ihm Händchen zu halten.
Fredo vergewisserte sich, dass sie im dichten Nebel verschwanden, und hielt die Tür auf, als Lu und Shay hereinkamen. Mitzi stöhnte leise auf.
»Lass uns rasch die Zabaglione bestellen«, murmelte sie. »So lieb mir Lu und Shay auch sind, ich möchte wirklich nicht den restlichen Abend mit ihnen verbringen.«
»Ich auch nicht. Aber sie wahrscheinlich ebenso wenig mit uns.«
Lu und Shay, die beide sehr angeregt wirkten, stürmten auf sie zu. »Hi, Mum. Hallo, Joel. Na so ein Zufall!« Lu strahlte. »Habt ihr auch etwas zu feiern?«
Lu, dachte Mitzi, sah aus, als würde sie von innen heraus leuchten. Es war schön, sie so glücklich zu sehen. Und sie sah sehr hübsch aus, trotz der patagonischen Flüchtlingskleidung. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen glänzten, und der feuchte Nebel hatte all ihre Zöpfchen in kunterbunte Korkenzieherlocken verwandelt.
»Feiern eigentlich nicht direkt«, antwortete Joel, nachdem er beim Kellner den Nachtisch bestellt hatte. »Es ging mehr um ein Experiment. Zumindest, was Mitzi betrifft. Ich gebe nur den interessierten Beobachter.«
Shay lachte. »Das scheint die Rolle des Mannes zu sein, wenn man sich mit den Blessing-Frauen einlässt, stimmt’s? Man kommt sich vor wie von einem surrealen Wirbelwind erfasst.«
Über der Zabaglione und ungeachtet der Bemühungen des Kellners, Lulu und Shay an ihren eigenen Tisch zu geleiten, erzählte Lu ihnen, dass sie so gut wie verlobt seien, dass sie Tierschutzinspektorin werden würde und von Pip, Squeak und Wilfred, während Mitzi die Geschichte mit den Mistelzweig-Meringen schilderte.
Es gab allerseits jede Menge Fröhlichkeit und Gelächter und Umarmungen und Gratulationen.
»Aber wenn ihr nichts dagegen habt«, sagte Shay, als sich alles ein wenig beruhigt hatte, »würden wir heute Abend eigentlich lieber unter uns feiern. Wir geben die Verlobung erst offiziell bekannt, wenn wir es uns leisten können, sie auch richtig zu begehen, und wir wollen ganz sicher nicht Doll und Brett die Schau stehlen. Also, da wir jede Menge zu besprechen haben, nehmt ihr es uns hoffentlich nicht übel, wenn wir nicht bei euch am Tisch bleiben?«
»Ganz und gar nicht!«
»Nein, natürlich. Wir verstehen das vollkommen.«
»Ach, wie süß«, sagte Mitzi wehmütig, als Lu und Shay, ganz vertieft ineinander, zu ihrem Tisch in einer silbern glitzernden Nische geführt wurden. »Ich freu mich ja so für die beiden. Sie hat es wirklich verdient, glücklich zu sein, und er ist ein toller Mann. Er wird ihr unheimlich guttun.«
»Er ist aber auch ein Glückspilz. Lu ist bezaubernd, trotz ihrer
Weitere Kostenlose Bücher