Magical Village 1 Zimt und Zauber
Mitte von einem abgetretenen erdbraunen
Läufer bedeckt war, während Lav einen Zettel auseinanderfaltete.
»Hier. Siehst du? Eine schriftliche Empfehlung von Dr. Merrydew. Der junge Mann arbeitet seit Neuestem am Krankenhaus in Winterbrook und hat ein Wohnungsproblem. Sein Zimmer wurde versehentlich doppelt vergeben, und Dr. Merrydew hat ihm geraten, es bei uns zu versuchen. Er ist Sanitäter.« Lavender strahlte. »Und er heißt Shag.«
»Was?« Mitzi versuchte das Gekritzel auf dem Zettel zu entziffern. »Nein, nein, hier steht, er ist Sanitäter. Und er heißt Shay, Lavender. Shay.«
»Oh.« Lavender spähte auf den Zettel. »Ja, ja, kann schon sein. Dr. Merrydews Schrift ist einfach völlig unleserlich. Deshalb müssen ja die Leute ständig ihre Medikamente aus der Apotheke umtauschen. Weißt du noch, als dein Lance ein Mittel gegen seine Warze gebraucht hat und stattdessen die Steroidsalbe von Mrs Elkins’ Arthur bekommen hat? Was haben wir alle gelacht! Ich meine, für deinen Lance war es natürlich kein großer Schaden, aber für die Hämorrhoiden von Mrs Elkins’ Arthur war es die Hölle. Und weißt du noch, wie -«
»Ja, ja …« Mitzi erhob sich von der Treppe. »Dann ist hier also alles in Ordnung, auch wenn es schon ein bisschen spät ist, um sich auf Zimmersuche zu begeben, aber -«
Sämtliche weiteren Besänftigungsfloskeln wurden von Lobelia unterbrochen, die fast so breit grinste wie vorher Lu und zusammen mit dem umwerfenden Shay die Treppe herunterkam.
»Oh, Mitzi – schön, dich zu sehen. Hattest du Selbstmordgedanken, meine Liebe? Das ist Shay Donovan, unser neuer Untermieter. Mr Donovan, das ist Mitzi Blessing, unsere Nachbarin.«
Verlegen schüttelten sie sich die Hände.
»Wir kennen uns schon«, sagte Mitzi. »Lav erzählt dir alles – und jetzt muss ich sowieso wieder gehen.«
»Mitzi hatte Angst, dass es ein bisschen spät sein könnte, um Herrenbesuch zu empfangen«, keuchte Lavender, während sie sich bückte und ihre Fußballsocken bis zu den Knien hochzog. »Sie hat sich Sorgen um uns gemacht – hat sie zumindest gesagt. Offen gestanden« – sie klimperte mit den blassen Wimpern in Shays Richtung – »glaube ich, dass sie einsam war. Sie ist geschieden, wissen Sie.«
Shay lächelte Mitzi verständnisvoll an. »Meine Eltern sind auch geschieden. Aber bei Ihnen schien es doch ganz lustig zuzugehen, als ich geklingelt habe.«
»Allerdings«, bestätigte Mitzi. »Ich habe für meine beiden Töchter gekocht und -«
Lobelia prustete vor Lachen. »Gekocht? Du? Das ist ja ganz was Neues!«
»Ja. Ich weiß. Jedenfalls war bei mir alles in Ordnung, aber ich fand es eben etwas spät für – äh – Mr Donovans Besuch, und da dachte ich -«
Shay streifte sich die langen Haare aus dem Gesicht, worauf sie prompt wieder zurückfielen. »Es hat eine Verwechslung gegeben. Ich hätte mir eigentlich mit einem Kollegen eine Wohnung in Winterbrook teilen sollen, doch als ich heute Abend dort ankam, waren schon alle Zimmer belegt. Also bin ich wieder ins Krankenhaus gefahren, um zu fragen, ob es hier irgendwo eine kleine Frühstückspension gibt, und da stand Ihr Hausarzt am Empfangstresen. Wir sind ins Gespräch gekommen, und jetzt bin ich eben hier.«
»Das sehe ich«, sagte Mitzi nickend. Sie war enorm erleichtert. »Aber jetzt muss ich wirklich gehen.«
»Und ich muss unserem zahlenden Gast etwas zu essen machen, da er bestimmt noch nichts bekommen hat«, warf sich Lobelia in die Brust. Sie zog die Reste ihrer eingegangenen Strickjacke nach unten, strahlte Shay an und machte sich auf den Weg in Richtung Küche. »Normalerweise ist natürlich kein Abendessen inbegriffen, aber an Ihrem ersten Abend möchten wir Ihnen gern etwas Besonderes bieten. Ich könnte ein schönes Sandwich mit Fischpaste machen und eine Essiggurke dazugeben.«
Mitzi hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen, während Shay um eine gefasste Miene rang und Lobelia folgte.
»Und«, verkündete Lob aus den frostigen Tiefen der Eiskellerküche der Bandings, »als Willkommensgruß in Ihrem neuen Heim kann ich Ihnen sogar ein Sandwich mit zwei Scheiben Brot anbieten.«
»Verflixt«, knurrte Lavender und hielt Mitzi die Haustür auf. »Aus ist’s mit meinem Frühstück.«
Drüben in ihrem eigenen Heim wurde Mitzi sogleich von behaglicher Geborgenheit umfangen. Der arme, arme Shay.
Doll und Lu saßen mit Richard und Judy auf dem Kaminvorleger und sahen sie erwartungsvoll an. Rasch berichtete sie ihnen, was
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