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Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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zuzubereiten oder die Kuh zu melken, brachte mir die Hexe bei, wie man sich damit weniger Umstände machte, sodass sich die Kuh von selbst molk oder sich die Milch selbst butterte. In der Zeit, die wir dadurch sparten, studierten wir schwierigere Zauberkunst. Ich lernte, wie man Magie nicht nur durch Leidenschaft, sondern mit Absicht entfachte, nicht nur durch die zufällige Wiederholung magischer Worte, sondern durch die Bewegung des Geistes. Ich erlangte Macht über Gegenstände, die ich durch das Zimmer tanzen lassen konnte. Ich ließ Pflanzen wachsen und gedeihen und brachte Tiere dazu, mir zu gehorchen. Die einzige Macht, bei der ich mir nicht sicher war, dass ich sie besaß, war die Macht über Menschen. Außer Charlie gab es keine Menschen, an denen ich diese Macht hätte erproben können, und ihm wollte ich das nicht antun.
    Charlie stellte ein kleines Problem dar. Anfangs, als er sich noch erholte, begnügte er sich damit, viele Stunden am Tag zu schlafen, sodass die Hexe reichlich Zeit hatte, mich in ihrer – in meiner – Kunst zu unterweisen. Als er jedoch wieder vollkommen gesund war, wollte er wie andere Jungen laufen und spielen und nicht mit zwei Frauen in einer Hütte (auch nicht in einer aus Lebkuchen) eingepfercht sein. Die Hexe belegte ihn mit einem Bann und hinderte ihn so daran, das Haus zu verlassen. Auf mich konnte siediese Art von Hexerei jetzt nicht mehr anwenden, denn ich wusste, wie man den einfachen Fluch brach. Sie kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich ohne Charlie niemals weggehen würde. Aber Charlie schmollte und manchmal rannte er durchs Haus und spielte und machte Dinge kaputt. Hin und wieder setzte die Hexe Zaubersprüche ein, um ihn zum Schlafen zu bringen, aber der Preis dafür war gesalzen. Wie jede Mutter (oder Schwester) eines Neugeborenen weiß, wird ein Kind, das tagsüber zu viel schläft, dies nachts zurückzahlen, indem es wach ist.
    Das verärgerte die Hexe sehr, denn am Abend wollte sie mir von den Großtaten erzählen, die sie in den Jahrhunderten ihres Lebens geleistet hatte, von ihrer Arbeit am Hof Heinrichs des Achten (»Wenn er mich um Hilfe gebeten hätte, dann hätte er einen Sohn haben können«) und ihrem Techtelmechtel mit jemandem namens Vlad an irgendeinem Ort, der Walachei hieß (»ein grausamer Kerl war das, einer, der die Leute gern auf Pfähle aufspießte«). »Eine Hexe zu sein, ist manchmal ein Fluch, Kendra«, erzählte sie mir. »Aber vergiss nie, dass es auch ein Segen ist. Wir Frauen haben keine Macht und sind oft von einem Vater oder Ehemann abhängig. Als ich meinen verlor, wäre ich gezwungen gewesen, anderer Leute Wäsche zu waschen … oder Schlimmeres. Aber dank meiner Zauberkunst habe ich überlebt. Und gut überlebt.«
    »Kendra.« Charlie zog an meinen Rock.
    »Was will der Junge?«, blaffte die Hexe.
    »Nicht jetzt, Charlie.«
    »Aber Kendra, schau doch mal. Sieh, was ich gefunden habe.«
    »Was denn, Charlie?«
    Er öffnete die Hand und hielt mir einen schwarz-grünen Käfer hin.
    »Iiih«, sagte die Hexe. »Wenn du nicht aufpasst, verwandle ich dich in einen Käfer.«
    »Er ist doch noch ein Kind«, sagte ich.
    Doch ich spürte, dass sich die Hexe mehr und mehr durch ihn gestört fühlte.
    Da die Hexe mir vertraute, beziehungsweise mich erpresste, durfte ich gelegentlich hinaus, um magische Kräuter und Blumen zu sammeln. Auf einem dieser Ausflüge bog ich gerade um die Hausecke, als ich eine zarte Stimme hörte.
    »Du! Mädchen!«
    Ich erschrak. Ich hatte seit Wochen nur die Stimme der Hexe und die von Charlie gehört.
    »Bitte, bitte, Miss! Du bist in großer Gefahr. Oder vielmehr dein Bruder.«
    Jetzt erkannte ich die Stimme des Lebkuchenmädchens, Miranda.
    Ich wandte mich zu ihr um. Sie war noch ein Kind, etwa so groß wie meine Schwester Sarah, die erst zehn gewesen war. Ihre Ringellocken mussten einst golden gewesen sein. Jetzt bestanden sie aus weißem Zuckerguss. Anders als die anderen Lebkuchenkinder, deren Gesichter erstarrt waren, konnte sie sich bewegen und sprechen.
    »Gefahr? Warum?«
    »Die Hexe! Heute Morgen, bevor du aufgewacht bist, war sie draußen und hat Holz gesammelt.«
    »Holz? Sie braucht doch gar kein Holz.«
    »Eben. Sie braucht es nicht, weil sie durch Hexerei ihre Mahlzeiten zubereitet und ihr Haus heizt. Sie braucht nur zu einem einzigen Zweck Holz. Für den Ofen! In dem sie die Lebkuchen backt.«
    »Aber warum?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht ist es besonderes Hexenholz zum Kinderbacken. Alles,

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