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Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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was ich weiß, ist, dass sie an einem Morgen hinausging, um Holz zu sammeln. Am Nachmittag desselben Tages war ich im Ofen.«
    Ich schauderte. Zauberkräfte waren etwas Wunderbares, wenn man damit die Kranken heilte oder sich dadurch die Arbeit erleichterte. Sie anderweitig einzusetzen, war widerwärtig. Doch konnte man eines ohne das andere haben?
    Wir würden sehen. Doch zuerst musste ich dafür sorgen, dass die Hexe nicht meinen Bruder buk!
    Ich griff nach Mirandas Lebkuchenhand und dachte wieder an die liebe kleine Sarah. Hatte ich es je abgelehnt, ihr meine Haarbänder auszuleihen? Ein hartes Wort gesprochen? Wenn ja, bereute ich es jetzt.
    »Danke, meine kleine Freundin. Danke, dass du es mir gesagt hast. Darf ich fragen …?« Ich zögerte, weil ich das Ganze nicht noch schlimmer machen wollte.
    »Frag mich, was du willst. Es ist so einsam, wenn man nichts mehr gefragt wird.«
    Einsam. Schon wieder dieses Wort. Konnte es sein, dass die Welt nichts anderes war als eine Ansammlung einsamer Existenzen? Wenn ja, wäre mein eigenes Dasein auch nicht schlimmer.
    Zu Miranda sagte ich: »Wie kommt es, dass du sprechen und dich bewegen kannst und die anderen nicht?«
    Sie runzelte so stark die Stirn, dass ich schon Angst hatte, sie würde zerbrechen. »Ich glaube, ich wurde zu kurz gebacken. Es hört sich unglaublich an, aber das Backen war so schmerzhaft, dass ich beschloss, ganz still liegen zu bleiben, als die Hexe zurückkam. Auf diese Weise war ich nur halb gebacken, als sie mich aus dem Ofen holte. Natürlich kann ich nicht viel tun.«
    »Es tut mir leid.«
    »Nein. So ist es besser. Immerhin konnte ich dich warnen. Ich wünschte, jemand hätte mich gewarnt.«
    »Wie bist du hierhergekommen?« Ich schaute mich um, um sicherzustellen, dass die Hexe mir nicht gefolgt war und uns belauschte. Aber nein. Sie ruhte sich aus. Charlie hatte sie die ganze Nacht wach gehalten, indem er gesungen und auf Töpfe geschlagen hatte, und dann war sie auch noch früh hinausgegangen.
    »Ich bin weggelaufen«, sagte Miranda. »Mein Vater war grausam. Er schlug mich und Schlimmeres, deshalb lief ich eines Nachts davon. Ich hatte große Träume. Ich wollte nach London gehen und den König treffen! Aber in der ersten Nacht war ich schrecklich hungrig. Am nächsten Morgen habe ich dieses Haus gesehen.«
    Es klang genau wie meine eigene Geschichte.
    »Ich wollte nur ein paar Bissen nehmen und gehen. Ich wurde erzogen, nicht zu stehlen. Aber der Lebkuchen war so köstlich und mein Magen knurrte so sehr. Deshalb nahm ich mehr. Und noch mehr. Und dann erwischte mich die Hexe. Sie hat mich in ein Zimmer gesperrt und das nächste, was ich wusste, war, dass sie Holz sammelte, um mich zu backen.«
    »Verstehe. Und wo hat sie das gemacht?«
    Miranda schrak zurück. Ich merkte, dass die Erinnerung sie noch immer quälte.
    »Bitte«, sagte ich, »ich muss es wissen.«
    »Natürlich. Tut mir leid. Es ist nur so, dass ich praktisch spüren kann, wie die Flammen an meinen Armen lecken.« Unwillkürlich umklammerte ich meine eigenen Arme. »Ich habe gar keinen solchen Ofen in der Hütte gesehen.«
    »Nein, Miss. Er ist nicht hier, sondern da drüben im Wald.« Miranda zeigte auf eine Stelle hinter dem Haus.
    Der Wald! Mir kam eine Idee. Um Charlie zum Ofen zu bringen, musste die Hexe ihn von dem Bann erlösen. Dann konnten wir flüchten. Es war eine geringe Hoffnung, aber die einzige, die wir hatten.
    »Danke, Miranda.« Ich drückte so fest ich konnte ihre Hand.
    »Bitte, Miss, flieh, und wenn du es schaffst …« Sie blinzelte. »Vielleicht kannst du dann jemandem von uns erzählen. Ich fürchte mich zwar vor meinem Vater, aber ich wünschte, meine Mutter wüsste, was aus mir geworden ist.«
    Ich berührte ihr Zuckergusshaar. »Falls wir entkommen – sobald wir entkommen –, werde ich es ihnen erzählen.«
    Als ich zum Haus zurückkehrte, gab ich mein Bestes, mich so zu verhalten wie sonst auch. Und ich sorgte dafür, dass Charlie Ruhe gab. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken.
    Am Abend bereitete ich einen speziellen Zaubertrank zu, der Charlie schlafen ließ, dann ging ich zu der Hexe und bot an, ihr aus ihrem Lieblingsbuch über die irische Sagenwelt vorzulesen. Es war unsere Gepflogenheit, dass ich ihr jeden Abend vorlas, bis sie müde war, aber heute Abend unterbrach ich die Lektüre nach der Hälfte und sagte: »Madam, Ihr wart so gut zu mir, denn Ihr habt mir alles beigebracht, was eine Hexe können muss.«
    Sie streckte die Hand aus, um mir

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