Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
Vom Netzwerk:
habe.
    Abgesehen von heute Abend wurde ich noch nie geküsst.
    Ich drückte auf »Senden«, dann tippte ich weiter.
    Du?
    Er brauchte ein bisschen, bis er antwortete. Ich lauschteden Geräuschen des Hauses. Die Klimaanlage ging an und aus. Der Eiswürfelbereiter unten füllte sich mit Wasser, nachdem er das Eis ausgespuckt hatte.
    Endlich erklang der Ton.
    Ich habe in der Schule nie abgeschrieben, auch wenn das alle machen.
    Ich habe keine Angst vor Höhen, aber ich war noch nie in NY, weil ich Angst vor Menschenmassen habe.
    Ich habe auch noch nie zuvor jemanden geküsst.
    Wir blieben wach und schrieben uns SMS , bis die Digitaluhr vielleicht vier Uhr anzeigte, aber mein Blick war inzwischen so verschwommen, dass ich mir da nicht sicher bin. Mit dem Handy in der Hand schlief ich ein.
    Ich war definitiv verliebt.
    ˜ ˜ ˜
    Ihr kennt doch bestimmt diese romantischen Komödien mit Filmmontagen, die das verliebte Paar zeigen? Stellt euch so eine Montage vor, wenn die beiden Beteiligten totale Streber sind. Anstatt dem Teil zum Beispiel, in dem sie sich spielerisch gegenseitig mit Eis füttern, müsst ihr euch Warner und mich vorstellen, wie wir Pies für den Pi Day backen (14. März, falls ihr es noch nicht wusstet, für 3,14, den Wert von Pi). Anstatt der Szene, in der das süße Paar sich über eine Wiese jagt und dabei küssend in einen Haufen buntes Laub fällt, stellt euch Warner und mich vor, wie wir Fechtunterricht nehmen, um uns auf das Renaissancefestival im darauffolgenden Jahr vorzubereiten. Wir schauten jeden Abend Jeopardy und hatten beide vor, den Onlinetest für den Teen-Wettbewerb zu machen. Zum ersten Mal, seit ich Daddy verloren hatte, hatte ich jemanden, der mich verstand.
    Und ich verstand Warner. Bei unserer zweiten Verabredung (wir nahmen den Zug in die Innenstadt, weil wir zur Bibliothek wollten) erzählte mir Warner, dass sie zurück nach Miami gezogen seien, weil seine Eltern sich scheiden ließen. Sein Dad hatte eine Freundin und sie würden heiraten, sobald die Scheidung durch war. »Deshalb habe ich auch das Auto bekommen«, sagte Warner, »als würde das irgendwas wieder gutmachen.«
    Ich erzählte Warner meine traurige Geschichte, na ja, das meiste davon zumindest. Über den Vater, den ich nie gekannt hatte, den Stiefvater, der sich nur um sein echtes Kind kümmerte. Es tat gut, endlich mal alles laut auszusprechen. Allerdings sagte ich ihm nicht, dass Lisette meine Schwester war, und ich hielt ihn von unserem Haus fern, damit sie sich nicht begegneten. Lisette hatte zwar gesagt, dass sie in Bezug auf ihn nichts unternehmen würde, aber mal ehrlich: Wie hätte ich ihr trauen können? Warner dachte wahrscheinlich, meine Eltern hätten zu Hause ein Drogenlabor oder so, angesichts der Tatsache, wie sehr ich mich anstrengte, ihn von meinem Heim und meiner Familie fernzuhalten. Lisette und ich hatten unterschiedliche Nachnamen, und wir drei hatten keinen Unterricht zusammen. Dafür zu sorgen, dass sich ihre Pfade nicht aufden Korridoren oder auf dem Weg in die Cafeteria kreuzten, war ein wenig so, als versuchte man, vor einem Tornado davonzulaufen, aber ich versuchte es trotzdem. Wenn Lisette Warner begegnet wäre, hätte sie alles ruiniert, das wusste ich.
    Doch eines Tages, Anfang April, lud ich ihn endlich zum Lernen zu mir ein. Lisette hatte eine wichtige Rolle im Frühlingstheaterstück bekommen, und als das Aufführungsdatum näher rückte, hatte sie jeden Tag Proben. Ich nahm an, dass es auf diese Weise sicher war.
    Auf dem Weg nach drinnen zeigte ich auf mein Baumhaus. Es sah inzwischen trostlos aus – Bretter waren abgefallen, die ehemals grüne Farbe war zu einem fleckigen Graubraun verblichen. Voriges Jahr hatte Daddy die Leiter weggenommen, weil er meinte, es sei nicht mehr sicher.
    »Das war mein Baumhaus«, erzählte ich Warner. »Dort habe ich immer gelernt.«
    Warner sah nach oben. Es war ein windiger Tag, und das Laub raschelte. »Wir könnten es reparieren.«
    Ich spürte wieder die Schwiele an seinem Finger, als er meinen Handrücken streifte, bevor sich unsere Finger ineinander verschränkten. »Ich habe keine Ahnung vom Heimwerken.«
    »Ich schon ein bisschen. Als ich klein war, habe ich mit meinem Dad das eine oder andere gebaut.« Er machte ein entschlossenes Gesicht. »Wie schwer kann es wohl sein, ein Baumhaus zu reparieren, wenn es dir etwas bedeutet?«
    Ich roch den Duft von Orangenblüten in der Luft und ich zog ihn näher zu mir. »Ich liebe dich.«
    Es rutschte

Weitere Kostenlose Bücher