Magie der Leidenschaft
Connals Wunsch, die Stadt und die umliegenden Dörfer zu sehen, war ebenso überraschend gekommen wie seine Bitte an sie, ihn zu begleiten.
»Sie sind ebenso sehr meine Landsleute wie Eure Pächter, Mylord«, hatte er DeCourcy erklärt. »Ich möchte mich mit eigenen Augen von ihrem Wohlergehen überzeugen, damit ich meinem König wahrheitsgetreu Bericht erstatten kann.« DeCourcy war nicht begeistert gewesen, hatte aber eingewilligt.
Connals Worte waren einfach, sagten aber sehr viel aus, fand Sinead. Mit ihnen eroberte er einen weiteren Teil ihres Herzens und brachte die Ungewissheit zurück. Was würde aus ihnen, aus ihrem Leben werden, wenn sie in England eintrafen und vor dem König standen? Wie lange konnte sie dem Monarchen trotzen und damit sehr wahrscheinlich Schande über Connal bringen?
Er hob den Kopf und blickte über die große Halle zu ihr.
Sie fühlte, wie sein Blick sie umfing, wie eine zarte Berührung über ihren Körper und ihr Gesicht strich. Ihre Haut wurde warm unter dem geliehenen grünen Kleid, begann zu prickeln vor Energie und rief in ihr die Erinnerung daran wach, wie er sie im Gemach des irischen Königs in den Armen gehalten und geküsst hatte.
Es war ein zutiefst gequälter Kuss gewesen und so Besitz ergreifend, dass er einen Abdruck in ihr hinterlassen hatte, der sich unauslöschlich und für immer einprägen würde, wenn sie der Verlockung nachgab, sei es auch nur einen Moment lang, und einen Ruf des Herzens ausstieß, der möglicherweise nie einen Widerhall finden würde.
Sie liebte ihn. Ihre Seele wusste es seit ihrer Kindheit. Ihr Herz, das Herz einer erwachsenen Frau, hatte es bis jetzt geleugnet. Die Erkenntnis nahm ihr den Atem, während ihre Seele sich der Liebe öffnete, die sie ihm geben sollte, denn ihn zu lieben war ihre Bestimmung. Den Blick unverwandt auf ihn gerichtet, fragte sie sich, ob er diese Liebe je annehmen würde, ohne Bedingungen. Allein die Erwähnung bewirkte, dass er sich vor ihr verschloss und sie wieder einmal allein ließ.
Seine Stirn furchte sich leicht. Spürte er, was in ihr vorging? Sie betete, dass sie geschickt genug wäre, ihre Gefühle zu verbergen, denn seit der Bolzen aus der Armbrust sie getroffen hatte, ließ Connal heraus, was er jahrelang in seinem Inneren verschlossen gehalten hatte. Ein schönes Durcheinander hast du angerichtet, sagte sie sich. Seit seiner Ankunft in Irland wünschte sie, er würde den sechsten Sinn, über den er verfügte, akzeptieren und ihm vertrauen, und nun, da er dazu bereit war, erwies es sich als Nachteil für sie. Er war immer noch nicht gewillt, ihr gegenüber mehr, als nötig war, von sich preiszugeben, und sie fragte sich, was ihn dazu trieb, sich weiterhin hinter der englischen Fassade zu verbergen, die er sich im Dienst von König Richard zugelegt hatte.
»Er verschlingt dich mit Blicken«, stellte Affrea fest, die auf dem Platz neben ihr saß.
Sinead lachte leise, denn bis jetzt hatten sie über ihre Fami
lien und Clans gesprochen. »Das ist gut. Bisher hat er mich eher mit Blicken in die Knie zwingen wollen.«
DeCourcys Frau berührte ihre Hand, und Sinead sah sie an. »Mein John hat mir erzählt, dass der König entschieden hat, dich mit ihm zu verheiraten.«
»Das hat der König verfügt. Ich habe nicht zugestimmt.«
Affrea runzelte die Stirn.
»Ich habe das Recht zu wählen.« Und ich würde ihn wählen, wenn er nur meine Liebe erwidern könnte, dachte sie.
Affrea lächelte nachsichtig. »Das konnte ich auch, aus einer Anzahl von Männern.«
»Diese Auswahl hatte ich nicht.« Aber sie selbst hatte entschieden, dass alle ihre Freier ungeeignet wären, und einzuwilligen, Markus zu heiraten, war ein schlechter Weg gewesen, Connal aus ihrem Herzen zu verbannen.
»Er gefällt dir nicht? Ist er dir nicht hübsch und männlich genug?«
Sinead errötete leicht und sah zu Connal. »Doch.«
»Ehrenhaft, vertrauenswürdig?«
Sinead zögerte nicht. »Doch, das ist er.«
»Und du liebst ihn.«
Ihr Blick flog zu Affrea. »Er ist nur zu unsicher, um es zu erkennen.«
»Connal ist in keiner Hinsicht unsicher, Mylady.«
Nein, stimmte Sinead ihr im Stillen zu. Er war sicher, dass ihn seine Vergangenheit eines liebenden Herzens unwürdig gemacht hatte. Er war sicher, dass seine Pflicht dem König gehörte. Und er war sicher, dass sie ihn heiraten würde, weil der König es so befohlen hatte. Unsinn, dachte sie.
Er sprach von Pflichten und Notwendigkeiten, und doch war sie im Grunde nur Teil eines
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