Magie der Leidenschaft
einen finsteren Blick auf Sineads Rücken.
»Meine Angelegenheiten gehen Euch nichts an, Westberry. Im Gegensatz zu Euren, die mich sehr wohl etwas angehen. Aus genau diesem Grund hat mich König Richard hierher geschickt.« Der Marschall wurde noch blasser. »Lady Sinead war ausgesprochen großmütig.« Connal beugte sich vor, bis ihre Gesichter beinahe auf einer Höhe waren. »Ich hätte Euch die Gedärme aufgeschlitzt.«
Die Knie des Marschalls drohten nachzugeben, und er taumelte leicht. Dann richtete er sich unvermittelt auf und wandte den Rittern einen empörten Blick zu. »So könnt Ihr nicht mit mir sprechen! Das ist eine offene Drohung gegen einen Untertan der Krone.«
»Ach ja? Und diese Dorfbewohner, sind sie nicht auch Untertanen der Krone?«
Westberry, dessen Blick kurz an ihm vorbei in die Richtung wanderte, in die Sinead geritten war, sah aus, als wollte er widersprechen. »Ja, aber Ihr seid nichts anderes als ein irischer Musterknabe, der die Gunst des Königs genießt.«
Connal lenkte seinen Hengst näher an den Mann heran. Seine Stimme war hart wie Eis. »Eure Gier hat Euch hierher gebracht, Westberry, an den Außenposten der unzivilisierten Welt. Und dieser irische Musterknabe weiß genau, warum.«
Der Marschall taumelte an das Tor der Festung. Ob er vor Kälte oder vor Angst zitterte, hätte Connal nicht sagen können, und es interessierte ihn auch nicht. Doch im Blick des Mannes lag ein wilder Hass, den Connal schon oft gesehen hatte und den er nicht unterschätzte.
»Er hat mir verziehen.«
Connal lachte höhnisch, als er dem Marschall wieder etwas Platz zum Atmen ließ. »Er hat Euch einfach vergessen - was ich ganz gewiss nicht tun werde.« Er riss sein Pferd herum und setzte Sinead nach.
Westberry beobachtete ihn, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann lächelte er, in der Überzeugung, wunschgemäß gehandelt zu haben und noch dazu ungeschoren davongekommen zu sein.
Sinead blieb im Dorf, in Dougals Haus, um die Verletzungen ihrer Leute zu behandeln. Während sie einen schmalen Stoffstreifen um die verbrannte Hand eines Mannes wickelte, fragte sie sich, wo sie das Stroh hernehmen sollten, um die abgebrannten Dächer zu reparieren, und das Holz für die Mauern. Der Winter setzte den Bäumen zu, sodass nur wenige zum Fällen blieben. Als sie fertig war, nickte sie dem Mann zu. Er dankte ihr mit einem Lächeln und ging.
Mit einem gewaltigen Gähnen verkorkte sie ihre Flaschen und legte ihre Tücher zusammen, bis sie sich nach einer Weile einfach auf den Stuhl sinken ließ und die Augen schloss. Das Feuer knisterte und knackte im Kamin, und der Wind drang kaum durch die dicken Steinmauern. Dougal döste in einem gepolsterten Sessel in der Nähe des Feuers; seine Frau und seine Kinder lagen warm und sicher in ihren Betten.
Sinead schlummerte langsam ein, während der Mond versank und die Sonne aufging, um einen neuen Tag zu begrüßen. Und sie schlief in dem hochlehnigen Stuhl, ohne zu träumen, ohne von Visionen heimgesucht zu werden. Ein lautes Poltern schreckte sie auf, und sie setzte sich auf, um nach ihren schwankenden Fläschchen zu greifen und zu Dougal zu schauen.
Er rieb sich das Gesicht, stand auf und starrte mit gerunzelter Stirn zur Tür, bevor er sie öffnen ging. Morgensonne fiel in das warme Haus, und Sinead beugte sich vor, um etwas zu sehen, stand dann auf und trat zur Tür hinaus.
PenDragons Ritter und Soldaten schleppten Holz und Steine heran. Sinead lief den Pfad hinunter, der zur Straße führte, und sah sich suchend um. Sie entdeckte Connal, der sein Streitross zu dem Haus auf der anderen Seite des Weges führte. Das Tier mühte sich ab, den mit Steinen und Holzstücken beladenen Karren zu ziehen, vor den es gespannt worden war.
»PenDragon«, rief sie.
Er blickte nicht auf, als er das Pferd zum Stehen brachte und ihm einen leichten Klaps gab. »Es ist zu kalt, um Zeit zu vergeuden, Sinead.«
Staunend beobachtete sie, wie er einen großen Stein vom Karren wuchtete und - aufrecht, wie sie trotz ihrer Benommenheit feststellte - zu der abgebrannten Ecke des Hauses ging. Er schob den Stein in die Lücke und holte dann den nächsten, um ihn geschickt neben dem anderen einzupassen. Dann riss er das verkohlte Holz weg, ersetzte es durch Schlamm und Gras und presste weitere Steine hinein.
Er trug weder Hehn noch Umhang, und sie konnte sehen, dass er sein Rüstzeug abgelegt hatte. Mit Händen, die mit feuchter Erde überzogen waren, schaufelte er mehr Schlamm in den
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