Magie der Leidenschaft
sich dann umdrehte, um das Pferd seiner Frau zu überprüfen. Ringsum rüsteten sich seine Ritter zum Aufbruch, und Diener liefen emsig hin und her, um den Wagen zu beladen.
»Siehst du das?« Raymond warf einen viel sagenden Blick in Connals Richtung, während er die Gurte seiner Satteltaschen straff zog.
»Es ist kaum zu übersehen. Und wir sind nicht die Einzigen, denen es aufgefallen ist«, erwiderte Fionna, während ihr Blick zwischen dem Paar hin- und herwanderte. Sir Galeron und Branor standen mit dem hoch gewachsenen Mauren hinter Connal. Die vier schienen seit ihrer Rückkehr vom Dorf um die Sicherheit der Burg äußerst besorgt zu sein, obwohl Sineads Lehnsmänner fraglos stark und wachsam waren. Doch es war die Art, wie Connal ihre Tochter immer wieder ansah, die sie stutzig machte. Es war kein unangenehmer Blick, fand sie, aber freundlich war er auch nicht. Lag Bedauern darin? Oder war es Hoffnung?
Fionna trat zu ihrem Ehemann. »Hältst du es für klug, die beiden jetzt allein zu lassen?«
»Sie sind keine Kinder mehr, Liebste, und ich traue Sinead und Connal zu, eine Lösung für ihr Problem zu finden.«
»Du glaubst immer noch, dass sie ihn akzeptieren wird?«
Raymond stieß einen tiefen Seufzer aus und überprüfte das Zaumzeug, das seiner Aufmerksamkeit nicht bedurfte. Er berührte den Lederbeutel, in dem sich der noch nicht Unterzeichnete Ehevertrag befand. »Ich kann sie nicht zwingen, Fionna.« Er sah sie an. »Wie könnten wir das?«
Schuldgefühle zeichneten sich auf ihren schönen Zügen ab, so eindringlich, dass es ihm ans Herz griff. Raymond nahm sie bei den Armen. »Hör zu, Liebste, es war nicht deine Schuld.«
»Das sage ich mir auch immer wieder. Dass wir nicht ahnen konnten ... aber mein Gedächtnis ist gut, und ich kann den Anblick nicht vergessen, wie sie ...«
»Sie wird beschützt«, unterbrach er sie, da er weder in seinen Gedanken noch in Worten die Erinnerung auffrischen wollte. »Durch ihre Magie.« Er riskierte einen kurzen Blick auf Connal. »Und ich vertraue darauf, dass auch er für ihre Sicherheit sorgt. Wenn schon nichts anderes, kennt Connal zumindest seine Pflicht.« Und Connal, fügte er insgeheim hinzu, würde sich von Sineads Drang nach Unabhängigkeit nicht aufhalten lassen.
Fionna seufzte, legte ihren Kopf an seine Brust und lauschte seinem tröstlichen Herzschlag. Aber die Situation war ernst, und Sineads Weigerung würde sie alle zwischen den König und seine Befehle stellen. Das war Hochverrat, und so sehr Fionna auch wünschte, Sineads unschuldiges Herz von einst könnte in Connal den Mann sehen, den sie einmal geliebt hatte, wusste sie, dass es unmöglich war. Und es war selbstsüchtig. Sinead hatte das Recht zu heiraten, wen sie wollte. Es war ebenso notwendig für ihre Seele wie für ihre Magie. Sich mit einem Mann zu verbinden, den sie nicht liebte, würde ihr Untergang sein.
Als sie zurücktrat, stellte sie fest, dass ihr Mann die Stirn runzelte. Geduldig wartete sie ab, dass er aussprach, was ihm durch den Kopf ging.
»Sie ist eine Edelfrau im heiratsfähigen Alter, und Richard hat eine Möglichkeit gefunden, sich diesen Umstand zu Nutze zu machen.« Sein Blick war sorgenvoll. »Er hat Connal geschickt, damit er an seiner Stelle die Macht ergreift, und das schließt Sinead ein.« Und was mache ich, wenn Richard erfährt, dass auch meine anderen Töchter über magische
Kräfte verfügen?, dachte er. »Aber es ist nicht Richard, um den ich mir Sorgen mache, sondern sein Bruder.«
»Du glaubst nicht, dass die beiden über ihre Gaben Bescheid wissen ?«
Raymond schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. »Sie wissen nur, dass sie unser Kind ist und Gutes tut, Fionna. Doch während Richard sich damit zufrieden gibt, aus der Feme die Schachfiguren in seinem Reich zu bewegen, und sich im Moment vor allem darum bemühen muss, sein Lösegeld aufzutreiben, wird John versuchen, Sineads Macht für sich zu nutzen, falls er davon erfahren sollte. Dessen bin ich sicher.«
Fionna nickte. Ein Zittern durchlief ihr Inneres. Meine Kinder werden in den Machtkampf der Brüder hineingezogen, dachte sie und sah kurz zu ihrer Tochter. König Richard hatte bereits ihren ältesten Sohn in seiner Armee. Und der Zehnt, den sie dem König zahlten, finanzierte einen Krieg, an den weder Fionna noch ihr Mann glaubten. Wie lange würde es dauern, bis Richard einen neuen Plan für ihre Familie schmiedete?
»Ich wünschte nur, Sinead würde uns sagen, was sie
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