Magie der Leidenschaft
Jetzt ist Duncan der Anführer«, erklärte Andrew. Sinead wünschte, sie könnte die Furcht in den Augen des Jungen beschwichtigen. Er wandte nicht den Blick von Connal, aber sie wusste nicht, ob das, was sie dort sah, Ehrfurcht oder Zorn war.
Connal durchbohrte den Jungen förmlich mit Blicken, und Andrew trat einen Schritt zurück. Aber weiter wich er nicht zurück; umringt von englischen Soldaten und Rittern, behauptete er sich. Connal, der sich selbst in dem Jungen wiedererkannte, bewunderte ihn für seinen Stolz. In Andrews Alter hatte er alles getan, was er nur konnte, um den englischen Eroberer aus ihrer aller Leben zu vertreiben. Es war eine jämmerliche Form von Widerstand gewesen, seine Schleuder gegen den Mann einzusetzen, den er jetzt Vater nannte, Gaelan PenDragon. Damals hatte er Gaelan gehasst, denn seine Gegenwart hatte das Ende für Irlands Könige bedeutet, für sein eigenes Geburtsrecht, das Geschick Donegals und die starken Bande des Clans in den Händen zu halten. Sein schwärender Zorn hatte sich ins Maßlose gesteigert, als ihm klar geworden war, dass seine Mutter dem englischen Lord tiefe Zuneigung entgegenbrachte. Und während ihrer Hochzeitszeremonie hatte er sich geschworen, den Mann zu töten.
Es war seine Tante, die ihn davon überzeugte hatte, dass seine Mutter keine Wahl gehabt hatte und dass, wenn nicht Gaelan, ein anderer an seine Stelle getreten wäre. Es war ein Opfer, das sie für sie alle gebracht hatte. Und es war Gaelan, der Donegal mit seiner Stärke schützte und den vaterlosen Jungen unter seine Fittiche nahm. Er führte ihn trotz der Einwände seiner Mutter in die Männerwelt ein und verdiente sich seine Liebe. Connal konnte sich glücklich schätzen, unter Gaelans Obhut aufgewachsen zu sein. Aber dieser junge Bursche hier hatte seinen Vater verloren, seinen Clanführer, und wollte nicht einsehen, dass die englische Invasion nach all den Jahren nicht aufzuhalten war. Gott im Himmel, in diesem Punkt war er wie Sinead.
Und wie er selbst gewesen war. Früher einmal. Und jetzt war er der Mann, der in einem Jungen Hass und Kampflust weckte.
»Wer seid Ihr?«, platzte der Junge plötzlich heraus und fixierte ihn scharf. »Ihr klingt wie ein Ire.«
Connal verschränkte die Arme. »Vielleicht, weil ich einer bin.«
»Das ist PenDragon, Andrew«, erklärte Sinead. »Er ist...«
Die Augen des Jungen loderten auf und wurden dann schmal. »Ich weiß sehr wohl, wer er ist, Mylady«, erwiderte Andrew höhnisch. »Aber jetzt seid Ihr Engländer, oder?«
»Viele Iren dienen unter König Richard.«
»Doch nicht alle ziehen in den Krieg gegen ihre Landsleute, nicht wahr, Prinz?« Er musterte Connal von oben bis unten und spuckte vor ihm aus. »Verräter!«
Connal ließ die Arme sinken und erstarrte, während der Junge in den winterlichen Wald rannte. Die bitteren Worte des Jungen gellten ihm in den Ohren, und doch blieb er, wo er war, die Hände an seinen Seiten zu Fäusten geballt. Seine Miene war völlig unbewegt und verriet nichts, aber Sinead konnte seinen Zorn wie eine offene Wunde in seinen Augen sehen. Mitgefühl erfüllte sie, doch sie blieb still. Er musste einsehen, dass sie nicht die Einzige war, die fand, dass er sich von seinem Volk abgewandt hatte.
Plötzlich drehte er sich um, ging zu Nahjar und fragte ihn etwas. Zum Glück gab es kaum Verletzte und wenn, waren ihre Wunden nicht ernst. Die irischen Jungen hatten sich zu schnell davongemacht, um befragt werden zu können. Connal sah auf den Boden, fuhr mit zwei Fingern über die Platzwunde an seiner Schläfe und betrachtete das Blut. Das kleine Scharmützel war es nicht wert, weiter verfolgt zu werden, aber er musste sich darum kümmern, dass etwas für das Dorf getan wurde.
»Branor, nimm drei Männer und suche dieses Dorf, doch reite nicht hinein« Er sah den grimmigen Ritter an. »Du würdest ihnen Angst machen«, erklärte er. »Finde den Weg, mehr nicht.«
»Ich kümmere mich darum, Mylord.« Branor nickte, winkte zwei Berittene zu sich und verschwand mit ihnen im Wald.
Connal ging zu seinem Pferd zurück und schwang sich auf Ronans Rücken. Er ritt zu Sinead, machte aber abrupt Halt, als er sah, dass ihre Kleidung trocken war und ihr Haar lockig über ihre Schultern fiel.
»Danke, dass du Branor losgeschickt hast«, raunte sie ihm leise zu, wobei ihr Lächeln etwas in seinem Inneren schmelzen ließ.
»Du hältst mich für den Schlimmsten meiner Art.« Es störte ihn mehr, als ihm lieb war.
»Nicht für
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