Magie der Liebe
nur winzig, und das Fenster dicht mit Brettern vernagelt. »Wenn du ihn nicht verwundet hättest, hätten er und sein Freund uns wahrscheinlich fertiggemacht.«
Angesichts des kleinen Lobs strahlte Boy. »Mit Klingen kann ich nicht so gut umgehen«, bemerkte er bescheiden.
»Das kann man wohl sagen! Ausgesprochen ungeschickt bist du! Aber für
Seine Lordschaft
habe ich mein Stilett reserviert. Gib es mir, Boy! Ah, eine wunderschöne Klinge, nicht wahr?«
»Wir werden den feinen Herrn schon noch erwischen!«
»Aber ganz bestimmt!« Monk konnte die Augen nicht von der scharfen, schmalen Klinge abwenden. »Weißt du, ich mochte ihn beinahe. Ein tapferer Kerl, doch ich werde ihm trotzdem die Gurgel durchschneiden!«
Boy versuchte ein Lächeln, doch plötzlich fand er es sehr unpassend und stürzte statt dessen lieber ein Glas Bier hinunter.
Castle Rosse
»So ein tapferer Junge! Nein, keine Angst, ich bleibe ja bei dir.« Lily fühlte, wie sich die kleine Hand fest um ihre klammerte. »Gleich ist es vorbei, mein Schatz! Zur Belohnung wird dir Doktor Mumfries etwas zum Naschen schenken.«
»Vielleicht Lakritze, Mama?«
»Ja.«
Plötzlich unterdrückte Sam ein Stöhnen und biß sich auf die Unterlippe.
»Schrei ruhig, mein Schatz! Ich würde das auch tun.«
»Du bist ja auch ein Mädchen, Mama«, erklärte Sam scharfsinnig. »Für Jungen gehört sich so etwas nicht. Die dürfen höchstens ein wenig stöhnen.«
Knight griente und dachte daran, wie er gestöhnt hatte, als er Lilys Körper gestreichelt hatte. Ob das gemeint war? »Stöhnen ist erlaubt«, bekräftigte er Sams Standpunkt. »Erst letzte Woche habe ich das ausgiebig getan.«
»Als dich die Banditen überfallen hatten?«
Sehr geschickt lenkt er den Jungen von seinem Schmerz ab, dachte Lily im stillen. Sie rutschte ein wenig zur Seite, um Knight Platz auf der Bettkante zu machen, und sah, wie er die Hand des Jungen ergriff.
»Ja. Im selben Augenblick hat mich der andere - ich glaube, er hieß Boy - angeschossen. Ich konnte mich zwar noch ducken, aber es hat nicht ganz gereicht. Als Julien St. Clair auf der Bildfläche erschien, sind die beiden davongelaufen. So ist es richtig, Sam. Stöhne ruhig! Doktor Mumfries wird gleich fertig sein.«
»Und was war mit Monk? Den hast du doch aufgespießt, oder nicht?«
»Ich weiß es nicht, aber ich werde mich erkundigen, und sobald ich etwas weiß, werde ich es dir sagen.«
Doktor Mumfries, der noch nicht allzu lange in dieser Gegend praktizierte, war neugierig und überlegte, in welcher verwandtschaftlichen Beziehung die drei Kinder zu dem Viscount standen. Daß die hübsche junge Frau ihre Mutter war, war klar. Doch eigentlich ging ihn die Sache nichts an. Aufmunternd lächelte er Sam zu. »Alle Achtung, mein Junge, du bist ganz schön tapfer! Patienten wie dich behandle ich gern. Eine Woche mußt du jetzt im Bett bleiben, sonst wird alles nur noch schlimmer! Trink diese Limonade! Ich habe ein leichtes Schlafmittel hineingemischt.«
Sam war viel zu erschöpft, um gegen irgendetwas zu protestieren, und fünf Minuten später war er tief und fest eingeschlafen.
»Geht es ihm wirklich gut, Sir?«
Knight blickte sich um und sah Theo draußen im Flur stehen. Der Junge war so kreidebleich, als ob er sich jeden Augenblick übergeben müßte. »Aber selbstverständlich, Theo. Ich würde dich doch nicht anlügen! Sam ist hart im Nehmen!«
»Ich werde bei ihm bleiben, Mama, und mich um ihn kümmern! Ich werde ihm den ganzen Tag vorlesen und...«
Knight stand auf und legte Theo die Hand auf die Schulter. »Du bist sein Bruder, Theo, aber nicht seine Mutter! Selbstverständlich kannst du ihn gern besuchen, aber ich möchte, daß du trotzdem deine Arbeit in der Bibliothek nicht vernachlässigst. Ich brauche dich dort unbedingt! John wird ja sonst arbeitslos!«
Theo lächelte schüchtern.
»Komm! Wir genehmigen uns nach dem überstandenen Schrecken jetzt erst einmal eine Limonade! Ich kann es kaum erwarten, und wie geht es dir? Hast du auch schon eine Pfütze auf der Zunge?« Knight nickte Doktor Mumfries zu und verließ dann mit Theo das Zimmer.
Lächelnd wiegte Doktor Mumfries seinen Kopf hin und her. »Der Viscount kann offensichtlich gut mit Kindern umgehen! Ich wundere mich direkt, daß er nicht schon ein ganzes Dutzend beisammen hat. Nun, er ist ja noch jung.«
»Das ist wahr. Er ist noch keine vierzig Jahre alt!«
»Du lieber Himmel, nein! Ihnen, Mrs. Winthrop, verschreibe ich jetzt sofort einen Brandy.
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