Magie der Liebe
Castle Rosse schon zeitig und ritt hinüber nach Blimpton, um Bischof Morley aufzusuchen. Erst um drei Uhr nachmittags kehrte Knight zurück und fand das Haus in heller Aufregung vor.
Ausnahmsweise war Sam einmal nicht der Grund, sondern Laura Beth. Morgens war es ihr noch gut gegangen, doch jetzt krümmte sie sich hysterisch schreiend auf dem Fußboden der Halle und hielt sich den Magen. Die Dienstboten, die die Szene umstanden, rangen die Hände, und Lily war einem Zusammenbruch nahe. Sie versuchte, das Kind zu beruhigen, doch mit jedem Versuch steigerte sich das Geschrei nur weiter bis zur Unerträglichkeit.
Eine Weile sah Knight Lilys hilflosen Bemühungen zu und bewunderte kopfschüttelnd die Vorstellung, die Laura Beth ihrem Publikum gab. Schließlich durchquerte er die Halle und baute sich über dem kleinen Ungeheuer auf. »Ruhe, verdammt noch mal!«
Laura Beth riskierte einen Blick und verstummte dann so plötzlich, wie eine Muschel zuklappt. Lily lag bereits ein Vorwurf auf der Zunge, doch Knight bedeutete ihr zu schweigen. »Na endlich!« meinte er schließlich befriedigt. »So geht es doch auch. Fang ja nicht wieder an, mein Mädchen! Lily, was ist hier los?«
»Laura Beth klagt über Magenkrämpfe.«
»Sie hat nur zwei Kekse gegessen, Mylord!« jammerte die Köchin. »Aber davon kann man doch nicht krank werden, oder?«
»Eine gute Frage! Lily, laß sie los und komm zu mir!« »Knight, aber...« »Komm her, Lily!«
Lily war für Diskussionen einfach zu müde. Sie war die halbe Nacht hindurch mit Sam beschäftigt gewesen, und nun tat die Kleine, als ob sie stürbe. Tat sie wirklich nur so? Zögernd folgte Lily Knights Anweisung.
Als sie neben ihm stand, sprach Knight ganz ernst. »Laura Beth, bitte steh auf, entschuldige dich bei Mimms und bei deiner Mutter und geh dann in dein Zimmer!«
Laura Beth bedachte Knight mit einem pathetischen Augenaufschlag, worauf Knight sich ernsthaft zusammennehmen mußte, um sie nicht einfach in die Arme zu nehmen. »Geh!« sagte er statt dessen und deutete auf die Treppe. »Und laß dir nicht einfallen, deine Mutter noch einmal so zu erschrecken!«
Kleinlaut krabbelte Laura Beth auf die Füße, zog ihr Kleidchen gerade und flüsterte. »Entschuldigung, Mama! Entschuldigung, Mimms!« Dann drehte sie sich um und stolperte ohne ein weiteres Wort davon.
»Geh ihr bitte nicht nach, Lily«, bat Knight. »Wenigstens nicht vor dem Essen.«
»Sie hat es tatsächlich nur gespielt!« Mit offenem Mund starrte Lily hinter ihrer talentierten Tochter her.
Knight griente nur und schickte dann die Dienstboten wieder an ihre Arbeit. »Und wir beide wollen jetzt endlich Tee trinken!«
Auf den ersten Blick war Knight aufgefallen, daß Lily offenbar völlig erschöpft war. Wahrscheinlich war sie die ganze Nacht über wegen Sam wach gewesen und hatte ihn nicht gerufen. »Hast du überhaupt ein Auge zugemacht?« fragte er, als er sah, wie sie sich erschöpft in einen Sessel sinken ließ und die Augen schloß.
»Doch, doch«, antwortete Lily. »Gegen Morgen wurde Sam etwas ruhiger.«
»Und weshalb hast du mich nicht gerufen?«
»Sie sind schließlich nicht sein Vater, und ich -« Sie brach ab, als ihr bewußt wurde, was sie gesagt hatte.
»Diese Wahrheit kann ich nicht abstreiten. Ah, hier kommt Thrombin mit dem Tee!«
Erst nachdem der Butler wieder gegangen war und Lily einige Schlucke getrunken hatte, sprach Knight weiter. »Ich glaube, du hättest die Kleine sofort durchschaut, wenn du nicht so müde gewesen wärst.«
»Sie wollte nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen.«
»Ja, sie muß eben noch lernen, daß sie nicht allein auf der Welt ist.«
»Sie ist doch noch ein kleines Mädchen, Knight!«
»Na, wenigstens hat sie jetzt dreißig Minuten Besinnungszeit!«
»Vielleicht lieber fünfzehn Minuten?« verbesserte ihn Lily und lächelte so hinreißend, daß sein Körper augenblicklich reagierte.
»Du solltest sie nicht so sehr bemuttern. Wirklich, Lily, du solltest vernünftiger sein! Außerdem möchte ich wirklich keine blasse Braut, die vor lauter Müdigkeit schwarze Ringe unter den Augen hat!«
Er hat wirklich Talent, mich zu reizen, dachte Lily, und fuhr gleich darauf empört in die Höhe. »Weshalb glauben Sie mir denn nicht endlich?« wollte sie wissen. »Ich will Sie doch überhaupt nicht heiraten. Verdammt!«
»Wenn du mich wirklich nicht heiraten willst, dann kannst du eigentlich nur noch meine Geliebte werden wollen! Ich weiß doch genau, wie sehr du mich
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