Magie der Liebe
faßte John bei der Hand.
»Ich werde mich um alles kümmern!« rief Theo und eilte hinter den anderen her.
»Zauberhafte Kinder haben Sie, Mylady!« bemerkte der Bischof voller Bewunderung.
Mylady!
An diese Konsequenz hatte Lily bisher noch nicht gedacht. »Oh, vielen Dank für das Kompliment!« entgegnete sie artig. »Sie waren heute morgen schrecklich aufgeregt. Mein Dank gilt auch Ihnen, Mr. St. John.«
Der ältere Herr bedauerte es zutiefst, daß die alten herrschaftlichen Rechte der ersten Nacht nicht mehr galten. Es wäre einfach zu schön gewesen, doch leider war es ihm nicht vergönnt.
Mimms hatte sich selbst übertroffen. Der Hochzeitskuchen war ein einziges Wunderwerk aus drei Schichten, die allesamt mit köstlicher Glasur bedeckt waren. Noch nie hatte Lily etwas derartig Delikates gegessen. Der herrliche Geschmack, der prickelnde Champagner und die Gewißheit, nun verheiratet zu sein, verbanden sich zu einem einzigartigen Gefühl in Lilys Magen. Ihr Mann war zwar in erster Linie an ihrem Körper interessiert, doch Lily hatte beschlossen, sich fürs erste damit abzufinden. Höchstwahrscheinlich waren ihm die Kinder doch noch ein Stückchen wichtiger. Während sie Laura Beth die Glasurkrümel vom Mund abwischte, dachte sie daran, daß diese Erkenntnis für Knight wahrscheinlich noch schockierender gewesen sein mußte als für sie.
In diesem Augenblick beugte sich Knight zu ihr herüber. »Denkst du an all die schönen Dinge, die ich mit dir anstellen werde, sobald wir allein sind?«
»Nein.«
Knight spielte den Enttäuschten. »Und woran denkst du dann?«
Lily beugte sich nahe zu ihm hinüber und flüsterte ihm direkt ins Ohr. »Im Augenblick denke ich an all die schönen Dinge, die ich mit dir anstellen werde!«
Vor Überraschung fuhr Knight zurück und prustete in sein Champagnerglas. Gleichzeitig sah er sie vor sich, spürte, wie ihre Hände über seinen Bauch strichen und ihre Lippen ihnen folgten. Fast hätte er laut gestöhnt. Rasch schlug er die Beine übereinander und nippte an seinem Champagner. Seine Frau - nun, es hörte sich nicht schlecht an! Obwohl er erst siebenundzwanzig und sein ältestes Kind neun Jahre alt war...
»Dem Gesichtsausdruck nach scheinen Sie recht zufrieden zu sein«, bemerkte der Bischof, als er sich neben Knight niederließ. »Ihr Vater wäre bestimmt stolz. Ihre Frau ist wirklich ganz bezaubernd und noch dazu liebenswert und wunderschön. Sie sind ein echter Glückspilz!«
»Mein Vater hätte mich wahrscheinlich nach Afrika verbannt, damit ich auf andere Gedanken komme. Alles, was mit dem weiblichen Geschlecht und irgendwelchen Gefühlen zu tun hatte, war ihm höchst suspekt.«
»In dieser Beziehung hatte Ihr Vater unrecht«, erwiderte der Bischof, »obwohl er sonst ein sehr amüsanter und äußerst witziger Mann war. Sie haben übrigens viel von diesem Witz geerbt, mein Sohn, und das, obwohl er Sie doch nicht länger als höchstens zwei Wochen im Jahr gesehen hat!«
»Wahrscheinlich dreht er sich im Grab um, wenn er sieht, wie ich mit seinen Ratschlägen umgehe!«
»Das braucht Sie glücklicherweise nicht mehr zu interessieren. Ich kann nur wiederholen, mein Junge, daß Sie eine ganz ausgezeichnete Wahl getroffen haben! Aber jetzt wird es allmählich Zeit. Ich fürchte, St. John und ich müssen uns verabschieden! Wie Sie sehen, ist der Gute von Ihrer Frau völlig fasziniert.«
Knight seufzte. »Diese Erfahrung mache ich immer wieder.«
Die Hochzeitsnacht sollte einem ein Leben lang in Erinnerung bleiben, dachte Knight, während er zusah, wie Lily sich von den Gästen und dann auch von den Bediensteten verabschiedete. Immer wenn Lily sich an diese Nacht erinnerte, wollte er ein Lächeln auf ihrem Gesicht sehen, auch noch in fünfzig Jahren. Nachdenklich blickte er kurz durch die Bogenfenster des Speisesaals in den kalten Winterabend hinaus, wo dicke Wolken die Sterne überzogen hatten. Als er sich wieder umwandte, sah er, daß Lily ihn beobachtet hatte, und sofort trat er lächelnd an ihre Seite.
Kurze Zeit später wünschten sie den Kindern eine gute Nacht, und dann nahm Knight Lilys Arm und führte sie in das kleine Frühstückszimmer, wo nur für sie beide ein kleines Abendessen angerichtet worden war. Der geduldige John hatte sich angeboten, den Jungen Gesellschaft zu leisten, und Mrs. Crumpe hatte Laura Beth unter ihre Fittiche genommen.
19. Kapitel
Knight hob sein Glas mit Champagner. »Auf dich, Viscountess Castlerosse, Mylady, meine Frau, die
Weitere Kostenlose Bücher