Magie der Liebe
Stimme wurde immer lauter und erregter, wenn er nur an diesen Nachmittag dachte. Lily saß plötzlich sehr aufrecht auf ihrem Stuhl.
»Woran denkst du?«
Sie befeuchtete ihre Lippen und schloß für Sekunden die Augen. »An deine Finger«, flüsterte sie, »an das Gefühl in meinem Magen, als du mich berührt hast, und an deinen Mund und den heftigen Druck deines Körpers.« Sie schüttelte unwillig den Kopf. Ganz leicht war es ihm gelungen, sie wieder so weit zu bringen wie an jenem Nachmittag im Wald.
Fast wäre Knight aufgesprungen. Oh, Gott, er hatte wirklich nicht erwartet, daß sie so - so ehrlich sein würde! »Hier im Haus gibt es leider keinen Eichenbaum, aber nein, ich werde jetzt nichts mehr sagen, sondern dir lieber alles zeigen!« Mit diesen Worten schob er mit entschlossener Miene seinen Stuhl zurück, doch zu Lilys Überraschung wandte er sich gleich darauf ab und fragte nur über die Schulter: »Spielst du ein bißchen Klavier?«
»Sehr gern«, antwortete sie und dachte, daß sie sehr viel lieber Liebesschwüre von ihm gehört hätte. Doch es stimmte wohl, daß er nur an ihrem Körper interessiert war. Sie hatte mindestens ebensolche Sehnsucht nach ihm wie er offensichtlich nach ihr. Aber im Unterschied zu ihm liebte sie ihn, und zwar mehr als jeden anderen Mann in ihrem Leben.
Das Essen war noch beinahe unberührt, als sie in den Wohnraum hinübergingen. Was beabsichtigte Knight mit seiner Bitte? Bestimmt würden ihr die Finger den Dienst versagen, denn sie war schrecklich aufgeregt und hätte sich am liebsten gleich hier, mitten im Wohnraum, in seine Arme geworfen.
Knight beobachtete Lily, während sie spielte und bewunderte ihre wundervolle Haarmähne, die im Kerzenlicht golden schimmerte. Das weiße Seidenkleid stand ihr noch besser, als er es sich je hatte vorstellen können. Sanft umrahmte die weiße Spitze am Halsausschnitt ihre weißen Schultern, und ihre Brüste zeichneten sich deutlich unter dem weichen Stoff ab. Unwillig schüttelte Knight den Kopf. Er hatte Lily nur zum Spielen aufgefordert, weil er diese seltsamen, beunruhigenden Gefühle, die er für sie empfand, zurückdrängen und beherrschen wollte. Doch es war vergeblich.
»Ich glaube, für heute ist es genug, Lily.«
Als er aufstand und nach einem Kerzenleuchter griff, schlugen Lilys Finger einen letzten Akkord. Irgendwie war sie erleichtert. Er spielte ein Spiel mit ihr, das sie nicht durchschaute, und sie wollte dem ein Ende machen. Langsam erhob sie sich und legte mit scheuem Lächeln ihre Hand auf seinen Arm.
»Ich habe deine Sachen in mein Schlafzimmer bringen lassen, denn ich möchte dich jetzt immer ganz nah bei mir haben.«
»Aber du hast mich doch.«
»Noch nicht ganz«, entgegnete er gepreßt.
Als sie vor dem großen Schlafzimmer des Hausherrn am Ende des Flurs angekommen waren, stieß Knight die Tür auf und lächelte auf seine Frau hinunter. »Hier, nimm den Leuchter.« Sie ging voraus, und Knight folgte langsam und schloß die schwere Eichentür hinter sich.
»Bleib so stehen! Ich möchte dich gern ansehen.«
Plötzlich kam Lily sich sehr verloren und ausgeliefert vor. Die Hand, die den Leuchter hielt, begann zu zittern, doch Knight nahm ihn ihr ab und stellte ihn auf dem Kaminsims ab.
»Es ist angenehm warm«, bemerkte er, während er sich bückte und ein weiteres Holzscheit ins Feuer legte. »Thrombin hat meine Anweisungen perfekt befolgt.«
»Aber ich sehe keinen Wandschirm, Knight, und...«
Er hob die Hand. »Ich werde dir helfen, Lily, aber noch nicht sofort. Jetzt noch nicht.« Langsam trat er auf sie zu, wobei er ihr Gesicht nicht aus den Augen ließ. »Du bist so wunderschön«, flüsterte er, und als seine Finger ganz sanft über ihre Wange, ihr Kinn und ihre Ohren strichen, schloß Lily die Augen.
»Du auch, Knight. Hat dir das etwa noch keine deiner Frauen gesagt?«
»Doch. Einige schon, aber ich kann das nicht so ganz glauben.«
»Wirst du mir glauben?«
Er blickte ihr lange in die Augen. »Vielleicht morgen früh. Doch jetzt will ich dich küssen!«
Verwirrt senkte sie den Kopf, doch seine Hand umfaßte ihr Kinn und hob das Gesicht empor. »Lily«, hörte sie ihn heiser flüstern und fühlte gleichzeitig seinen warmen Atem auf ihren Lippen. Lange sahen sie einander an, bevor Knight dann ihren Mund mit kleinen, neckenden Küssen bedeckte, so daß Lily lachen mußte.
Zart strich er mit den Fingerspitzen über ihre Lippen, »öffne deinen Mund!«
Als sie gehorchte, küßte er sie tief.
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