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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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hin und wandte sich den umliegenden Gräbern zu. Die meisten waren auffällig gestaltet. Auf hohen Steinblöcken saßen kindliche Figuren, und neben ihren Füßen befanden sich eingemeißelte Inschriften. Viele waren von Moos und Grünspan nahezu unkenntlich.
    Schließlich zog er den Efeubesatz von einem winzigen Grabstein, der vom Gras völlig verdeckt war.
    L e n i a.
    Er kniete sich davor ins Gras und fuhr mit den Fingern den Schriftzug nach. Sax sprang keuchend aus seiner Tasche. »Wir haben hier nichts verloren. Wir gehen, Nairod. Jetzt!«
    Nairod schob den Wicht einfach beiseite. Die Namen ergaben einen Sinn und weckten schemenhafte Erinnerungen. Nairod. Lenia.
    Die Namen gehörten zusammen. Sein Name. Ihr Name.
    »Du hast mich die ganze Zeit belogen«, sagte er.
    ***
    Holz- und Metalltrümmer bedeckten die Straßen. Ein Pferdewagen bog so schnell um eine Ecke, dass die Räder sich auf einer Seite kurz vom Boden hoben. Die Familie auf der Ladefläche klammerte sich an zum Bersten gefüllte Säcke.
    »Es ist gut, dass du mich hergebracht hast«, sagte Raigar und sah dem Wagen nach, der an ihnen vorbeirauschte. An der nächsten Biegung splitterte ein Rad ab, und die Familie wurde durchgeschüttelt. »Vicold hat den Schattenherrscher tatsächlich überzeugen können, ihm bei seiner Rache zu helfen.«
    »Du hast wohl vergessen, was für ein mieser Kerl er ist«, sagte Elarides. Neben ihm fiel ein Jutesack auf den Boden. Aus einem Fenster über ihm rief jemand eine Entschuldigung und tauchte kurz darauf unten auf, um mit dem Sack auf dem Rücken davonzuziehen. Elarides machte ihm Platz. »Jetzt holen sich diese seltsamen Schattenwesen alle Menschenleben, die sie bekommen können. Und sie haben das Gesicht dieses Mädchens …«
    »Mir egal, wessen Gesicht sie haben. Ich schnappe mir Vicold. Das ist das Einzige, was mir noch einfällt. Er ist sicher schon beim Kaiser.« Raigar schien auf dem Boden nach etwas zu suchen. Er bückte sich und hob ein herabgestürztes, längliches Ladenschild auf. Zwei Würste kreuzten sich darauf. Er ließ es wieder fallen.
    »Die Schattenbilder werden uns aufhalten wollen, und Vicolds Männer auch.«
    »Davon ist auszugehen.«
    Elarides überlegte. Er konnte zwar kämpfen, aber wenn er sich nicht in einem Traum befand, dann reichte ein Mann aus, um ihn aufzuhalten. Das hatte er bei Vicold gemerkt. »Dann bleibe ich hier und helfe den Leuten zu fliehen. Kämpfen kannst du besser als ich.«
    Raigar legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ja, ich habe Jahrzehnte an Übung. Leb wohl, Kleiner.«
    »Du kommst doch zurück?«
    »Das weiß man immer erst nachher.« Der alte Krieger rannte los in Richtung der Zitadelle in der Stadtmitte.
    Elarides seufzte. Um ihn tobte das Chaos der Fliehenden. Eine alte Dame zerrte an einer Truhe herum, die doppelt so lang war wie sie groß. Bei jedem ihrer Versuche, das Monstrum anzuheben, schepperte es gewaltig. Elarides eilte über die Straße.
    Zu spät hörte er das Hufgetrappel auf dem Pflaster. Ein mächtiger Stoß fuhr ihm in den Rücken. Er wurde zur Seite geschleudert und prallte gegen eine Häuserwand. Sein Kreuz schmerzte, als habe jemand es mit einem Hammer bearbeitet. »Hättet Ihr nicht aufpassen können?« Ächzend quälte er sich auf die Beine.
    Das Pferd bremste ab und kam zum Stehen. Der Reiter wirbelte ein Kurzschwert durch die Finger. »Der kleine Prinz kommt aus dem Süden, um das Reich zu stürzen.«
    Elarides zog sich an der Wand hoch. »Lavar …« Der Prinz saß hoch aufgerichtet auf dem Pferd. Eine silbern funkelnde Rüstung schützte seinen Körper, und ein offen stehendes Visier beschattete seine Augen. »Das stimmt nicht. Ich bin nicht deswegen hier.«
    »Dafür hast du den Nigromanten mitgebracht, der aus den Schatten Waffen und Krieger formt.« Lavar zerrte an den Zügeln seines Pferds. Es wieherte gequält.
    »Nein. Ich will ihn aufhalten. Es sind die Söldner, die deinen Vater töten wollen.« Elarides trat aus der Häuserecke.
    Das Pferd setzte zu einem leichten Gang an. »Das sind die Worte eines Feiglings. Würdest du auch so reden, wenn du auf dem Pferd wärst, an meiner Stelle?«
    Elarides wich langsam zurück. »Sie sind bereits auf dem Weg zur Burg deines Vaters. Mach keinen Fehler.« Er rannte los.
    »Ich halte die Straßen. Kein Feind des Reichs kann passieren.«
    Über seine Schulter sah Elarides, wie Lavar das Visier seines Helms senkte und sein Pferd anspornte. Die Menschen auf der Straße stoben auseinander

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