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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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und ließen ihre Habseligkeiten fallen, rannten in Hauseingänge oder drückten sich gegen Wände, als wäre dies kein einfacher Reiter, sondern eine Naturgewalt. Lavars Pferd schoss über das Pflaster zielgenau auf Elarides zu. Unter seinen Hufen zermalmte es einen Sack, in dem mit einem Knacken Ton zersprang.
    Kaum noch fünf Meter trennten sie, da warf sich Elarides hinter eine Ansammlung von Fässern. Die Hufe fegten vorüber, und Lavars Schwert schoss über ihn hinweg. Es schlug Splitter aus den Fässern, und plötzlich roch es scharf nach Alkohol. Aus den demolierten Fässern rann eine uringelbe Flüssigkeit und tränkte Elarides’ Schuhe.
    Hinter Lavar schlüpfte ein Schattenkrieger aus einer Gasse. Der Prinz drehte sich sofort um.
    Elarides stützte sich gegen eine Häuserwand und atmete hechelnd ein und aus. »Vicold ist sicher schon im Thronsaal. Wenn du deinen Vater retten willst, dann solltest du in die Zitadelle und dich nicht mit mir aufhalten.«
    Mit Leichtigkeit durchtrennte Lavar dem schattenhaften Feind zuerst den Klingenarm und dann den Hals. Der Schatten quoll auf zu einem wolkenartigen Gebilde und sickerte dann zu Boden.
    »Du bist ein Feigling. Und so einen wie dich wollte Vater an meine Stelle setzen«, hallte es blechern aus dem Helm. Er ließ das Pferd wieder Anlauf nehmen.
    Elarides riss sich los und bog um die nächste Ecke in eine Nebenstraße. Von einer Freitreppe aus kam ihm ein Mann mit Halbglatze entgegen. Er stolperte auf den letzten Stufen, und aus einem Korb in seinen Händen purzelten Brotlaibe auf die Straße.
    »Tut mir leid«, ächzte Elarides im Weiterlaufen. Er stoppte und warf einen Blick auf die Freitreppe. Der Eingang des Hauses lag in knapp zwei Metern Höhe.
    Hastig drängte er sich an dem Mann vorbei, der murrend seine Brote vom Boden aufsammelte, und sprintete die Stufen hinauf. Die klappernden Hufe näherten sich, Lavars Pferd bog um die Ecke. Der Mann, der beinahe seine Brotlaibe wieder beisammen hatte, wich dem Tier aus, und die Brote sprangen ihm erneut aus dem Korb.
    Elarides stand nun auf erhöhter Position und schwang sich mit Anlauf über das Geländer der Treppe, direkt Lavar entgegen. Der Prinz riss an den Zügeln seines Pferds und bremste, aber zu spät: Elarides schützte seinen Kopf mit den Armen und prallte als lebendiges Geschoss gegen Lavar. Der Stahl der Rüstung schmerzte beim Aufprall, und sie stürzten beide gemeinsam vom Pferd. Mitten im Fall durchlief sie jedoch ein Ruck: Lavars Fuß hing im Steigbügel fest. Sein Oberkörper schepperte auf den Boden, aber am Bein wurde er von dem sich aufbäumenden Pferd wieder in die Luft gerissen. Elarides ließ sich fallen und stand wieder auf den Beinen, als Lavars Rüstung ein zweites Mal auf den Boden schepperte. Eine tiefe Delle beulte den Helm nach innen. Elarides riss Lavar das Schwert aus der Hand und durchtrennte damit den Steigbügel. Unter großem Getöse klapperte der Prinz auf das Straßenpflaster, und er keuchte unter seinem Helm. Als er aufstehen wollte, setzte Elarides ihm einen Fuß auf das gepanzerte Handgelenk. »Ich will nicht gegen dich kämpfen, und auch nicht gegen deinen Vater.«
    Lavar wand sich. Unter dem Visier waren gefletschte Zähne zu erkennen.
    Jetzt setzte Elarides ihm das Schwert auf die Brust. Die Spitze schabte über den Panzer. »Ruhig. Wenn du mir nicht glaubst, gehen wir zum Thron deines Vaters. Er ist in großer Gefahr.«
    Der Prinz atmete noch immer heftig. Er schob das Visier zurück, darunter kamen boshaft schimmernde blaue Augen zum Vorschein.
    Elarides entspannte den Arm und hob das Schwert ein Stück.
    Lavar rollte sich blitzartig zur Seite und trat Elarides in die Beine.
    Er stolperte. Mit den Stiefeln blieb er in den Fugen der Pflastersteine hängen und stürzte vornüber. Das Schwert klirrte auf den Boden und schlitterte einen halben Meter weit fort.
    »Von dir nehme ich keine Gnade an«, zischte Lavar.
    Er trat das Schwert aus Elarides’ Reichweite und bückte sich dann selbst danach.
    Elarides nutzte den Moment und rappelte sich auf. Er konnte diesen Kampf also nicht auf diese Weise gewinnen. Was würde Ritter Marduk wohl tun? Gewinnen . Egal, wie sehr die Wahrscheinlichkeiten gegen ihn standen – weil er Ritter Marduk war.
    Lavar kam auf ihn zu und holte mit dem Schwert aus. Elarides packte im Schwung die Hände, die um den Waffengriff lagen. Die Klinge schwebte nur eine Handbreit über seiner Schulter.
    Er spannte die Arme an und drehte die Waffe zur Seite.

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