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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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Straße. Immer mehr Schatten flossen aus den Wäldern heran und formten sich zu Nachschub für das dunkle Heer, das mit unmenschlicher Geschwindigkeit auf die Tore der Stadt zuhielt.
    Die Söldner tauchten in das Dickicht des Waldes ein, und die letzten Katapultsteine aus der Stadt stürzten in den Wald, danach konzentrierte sich der Beschuss auf die Straße. Ein Felsbrocken walzte sich knirschend über den Weg und überrollte zwei Schattenkämpfer. Sie zerflossen zu gestaltlosem Nebel, aber Dorian brauchte nur einen Gedanken auszusenden, und schon nahmen sie wieder ihre alte Form an, und aus dem Schatten des rollenden Geschosses formte sich ein dritter Kämpfer. Dorian schickte seine Armee voran, direkt auf das Stadttor zu. Es bestand aus mit Eisen beschlagenem Holz und ragte drei Mannslängen hoch auf.
    Er opferte zwei Schattenkämpfer. Ihre Gestalten zerflossen und taten sich zusammen zu einem Speer. Der Speer schoss nach vorn und bohrte sich in das Stadttor. Dorian ballte eine Faust und spreizte die Finger, die Schatten in der Speerspitze ballten sich zusammen und spreizten sich ab. Hölzerne Balken zerbrachen, und eiserne Scharniere und Verstärkungen ächzten jämmerlich und verbogen sich zu unmöglichen Formen.
    Die Überreste des Tors wurden nach innen eingedrückt. Durch Holzstaub und zerrissenes Eisen marschierten die Schattenkämpfer in die Stadt, und Dorian folgte ihnen.
    Auf der Hauptstraße stand ihnen ein dicht gedrängtes Heer gegenüber, Schild an Schild, Schwert neben Schwert.
    Dorian lächelte.
    All ihr Stahl war nichts wert gegen seine Magie.
    Denn Eisen warf Schatten.
    ***
    Minuten später standen sie auf einer kleinen Seitenstraße im Stadtinnern. Auf der Hauptstraße kämpften Schatten gegen Stahl, und die Söldner folgten ihrem Anführer, dem mit den Messern, durch die Gassen, und auch Dorian ging ihnen nach Richtung Stadtzentrum. Dort, wo sich der Kaiser aufhielt.
    Gebrüllte Befehle hallten von allen Seiten wider. Katapulte rollten über das Pflaster und wurden in Stellung gebracht, und gepanzerte Soldaten kämpften gegen die Schattenwesen. Ein Soldat hieb einem von ihnen den finsteren Arm ab, aber der zweite bohrte sich geradewegs durch seinen Hals. Andere Männer kämpften verzweifelt aus der Deckung der Verstrebungen eines Katapults heraus. Andernorts schlüpften die Schatten durch die Fugen einer geschlossenen Haustür und sprangen den Soldaten in den Rücken.
    Dorian sah ihnen zu, wie sie ihr Werk verrichteten. Er war ihnen so ähnlich. Sie waren unfassbar, unbesiegbar und – leer.
    Aus einer Kaserne kamen ihnen Männer mit blanken Schwertern und Speeren entgegengerannt. Dorian richtete einen Finger auf einen Strohhaufen vor den Kasernenställen. Die Schatten der einzelnen Halme verbanden sich zu meterlangen, dünnen Nadeln, ordneten sich in der Luft und durchstachen auf seinen Befehl hin die Körper der Krieger. Sie zuckten, und winzige rote Punkte sprenkelten ihre Rüstungen. Dann gingen sie zu Boden.
    Vicold trat einem der Gefallenen achtlos auf den Schädel. »Los. Wir holen uns den Kaiser. Es ist nicht mehr weit.«
    An einer Wegkreuzung hielt Dorian plötzlich an. »Ich komme nach.«
    »Was?«, fragten Vicold und Sax gleichzeitig.
    Er runzelte selbst die Stirn. Weshalb hatte er das gesagt?
    Der graue, schmucklose Kasten, der ihm als die Residenz des Kaisers beschrieben worden war, ragte über den Häusern auf. Bald würde er da sein. Aber ein unbestimmbares Gewicht zog ihn zur Seite, nach links, in Richtung des nördlichen Stadtrands.
    »Da geht es nur zum Alten Markt«, sagte Vicold. »Das Viertel ist halb verrottet, und außer den Greisen, die dort noch wohnen, gibt es nur einen Friedhof. Sicher wird der Kaiser da enden, aber erst einmal müssen wir ihn dorthin geleiten.« Er setzte seinen Weg fort. »Also kommt, weiter.«
    »Ich komme nach«, wiederholte Dorian. »Meine Schatten sind bei euch.« Er rief ein weiteres Dutzend aus einem Unterstand vor einem Haus. Ein angebundenes Pferd tobte und wieherte, als die Schatten Menschengestalt annahmen.
    Vicold zuckte mit den Schultern. »Eure Entscheidung.« Er verschwand mit seinen Männern im Chaos der Hauptstraße. Schatten wirbelten durch ungeordnete Soldatenreihen und brachen aus Katapulten die stützenden Balken heraus, so dass die Konstruktionen krachend in sich zusammenfielen. Ringsherum flohen unbewaffnete Bürger kreischend vor den Kämpfen.
    Dorian schlug den Weg zum Alten Markt ein, stetig begleitet von Sax’

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