Magie der Sehnsucht - Roman
seine Freunde anzuschauen.
Lachend schlug Paul einem seiner Kumpel auf die Schulter. »Was ist denn das für ein schwuler Akzent? Hast du mir nicht erzählt, dieser süße Junge wäre hinter meinem Mädchen her? So, wie der sich aufführt, glaube ich eher, er ist auf dich scharf.«
Julian warf ihm einen Blick zu, der einen klügeren Mann zum Rückzug veranlasst hätte.
»Was ist denn los, Süßer?«, spottete Paul. »Habe ich Sie beleidigt?« Kopfschüttelnd wandte er sich zu seinen Begleitern. »Genau das habe ich vermutet – ein hübscher schwuler Feigling.«
Julian lachte freudlos, und Grace beschloss einzugreifen, bevor die Situation eskalierte. »Komm«, bat sie und umfasste seinen Arm. »Gehen wir.«
Erst jetzt wandte sich Paul zu ihr und erkannte sie. »Ah, Grace Alexander!«, rief er und grinste höhnisch. Dann stieß er den kleinen, dunkelhaarigen Mann, der neben ihm stand, mit dem Ellbogen an. »He, Tom, erinnerst du dich an Grace vom College? Weil sie damals ein hübsches weißes Höschen auszog, habe ich diese Wette gewonnen.«
Bei diesen Worten erstarrte Julian. Grace spürte, wie
jener alte Kummer wieder in ihr aufstieg. Doch das zeigte sie nicht. Niemals würde sie Paul eine solche Genugtuung gönnen.
»Kein Wunder, dass er hinter Amber her war!«, fügte Paul hinzu. »Wahrscheinlich will er’s mit einer Frau versuchen, die nicht heult, wenn er sie bumst.«
Da fuhr Julian so schnell zu ihm herum, dass sie der Bewegung kaum folgen konnte. Paul hob die Fäuste. Aber Julian boxte ihn kraftvoll in den Magen und schleuderte ihn ein paar Meter weit in die Menschenmenge hinein.
Fluchend stürmte Paul zu ihm zurück. Julian sprang beiseite, trat gegen sein Bein, und Paul stürzte rücklings zu Boden.
Ehe er aufstehen konnte, stellte Julian einen Fuß auf seinen Hals und lächelte eisig.
Mit beiden Hände umklammerte Paul den Schuh seines Gegners und versuchte, ihn wegzuschieben. Vor lauter Anstrengung bebte er am ganzen Körper. Doch der Fuß rührte sich nicht von der Stelle.
»Wissen Sie, dass ein Gewicht von knapp fünf Pfund ausreichen würde, um Ihre Speiseröhre zu zerquetschen?«, fragte Julian in beiläufigem Ton. Langsam verstärkte er den Druck auf die Kehle seines Opfers, und Pauls Augen quollen hervor.
»Bitte, tun Sie mir nicht weh …«, ächzte er.
Voller Entsetzen beobachtete Grace, wie Julian noch fester auf Pauls Hals stieg.
Jetzt trat Tom vor.
»Lassen Sie’s lieber bleiben«, mahnte Julian, »sonst reiße ich Ihnen das Herz aus der Brust und füttere Ihren Freund damit.«
Seine mörderische Miene ließ Grace erschauern. Das war nicht der zärtliche Mann, der sie nachts in den Armen
hielt, sondern der Feldherr, der einst die kühnsten römischen Soldaten in Angst und Schrecken versetzt hatte. Ohne jeden Zweifel wäre er fähig, seine Drohung wahr zu machen. Das schien auch Tom zu ahnen, denn er wurde blass und wich zurück.
»Bitte«, würgte Paul hervor. Über sein rundes Gesicht rannen Tränen. »Bitte, tun Sie mir nicht weh!«
Mühsam schluckte Grace. Genauso hatte sie Paul in jener Nacht angefleht, als er über sie hergefallen war. Julian erwiderte ihren Blick. In seinen Augen las sie, was in ihm vorging. Um die Qualen zu rächen, die sie erlitten hatte, würde er Paul ohne Zögern töten.
»Lass ihn gehen, Julian«, mahnte sie leise. »Warum sollst du dir die Hände an ihm schmutzig machen? Das ist er nicht wert.«
Mit schmalen Augen schaute er auf Paul hinab. »In meiner Heimat haben wir elende Feiglinge einfach nur zur Übung niedergemetzelt.« Und dann zog er seinen Fuß zurück. »Stehen Sie auf.«
Schwankend erhob sich Paul und rieb seine Kehle. Als er Julians frostige Miene sah, zuckte er zusammen.
»Nun sollten Sie sich bei meiner Lady entschuldigen«, verlangte Julian.
»Tut mir leid«, murmelte Paul und wischte seine Nase mit dem Handrücken ab.
»Sagen Sie es so, als würden Sie es wirklich meinen«, befahl Julian.
»Tut mir leid, Grace. Ehrlich. Ganz schrecklich leid.«
Ehe sie antworten konnte, legte Julian besitzergreifend einen Arm um ihre Schultern und führte sie aus dem Club.
Schweigend gingen sie zum Auto. Dass irgendetwas nicht mit Julian stimmte, spürte sie. Sein ganzer Körper
war angespannt. Wie eine Spirale, die man viel zu fest zusammengedrückt hatte.
»Hättest du mir nur erlaubt, ihn zu töten«, stieß er hervor, während sie in ihrer Jeanstasche den Autoschlüssel suchte.
»Oh Gott, Julian …«
»Wie schwer es mir fiel,
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