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Magie der Sehnsucht - Roman

Magie der Sehnsucht - Roman

Titel: Magie der Sehnsucht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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sah eine bildschöne, etwa zwanzigjährige Blondine in der Tür stehen, die den Eindruck erweckte, sie wäre soeben vom Laufsteg einer europäischen Modenschau gestiegen. Zu einem roten Armani-Kostüm trug sie elegante Pumps in der gleichen Farbe.
    »Entschuldigen Sie bitte, heute empfange ich keine Patienten mehr«, erklärte Grace. »Wenn Sie einen Termin vereinbaren möchten …«
    »Sehe ich so aus, als würde ich eine Sexualtherapeutin brauchen?«
    Eigentlich nicht. Aber Grace hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass man den Menschen nicht immer ansehen konnte, welche Probleme sie hatten.
    Unaufgefordert betrat die Besucherin das Sprechzimmer, mit anmutigen, arroganten Schritten, die Grace seltsam vertraut erschienen.
    Die junge Frau schlenderte zu der Wand, an der einige
Zertifikate hingen. »Imposant«, bemerkte sie, doch ihr Tonfall strafte das Wort Lügen. Dann wandte sie sich zu Grace und musterte sie spöttisch. Offenbar missfiel ihr, was sie taxierte. »Sie sind nicht hübsch genug für ihn. Zu klein, zu rundlich. Und wo haben Sie bloß dieses Kleid her?«
    »Wie bitte?«, rief Grace entrüstet.
    Die Frage wurde ignoriert. »Stört es Sie denn gar nicht, mit einem Mann zusammenzuleben, der so traumhaft aussieht wie Julian? Sicher wissen Sie, dass er sich niemals mit Ihnen abgeben würde, wenn er die Wahl hätte. Er ist ungewöhnlich attraktiv, schlank und fantastisch gebaut, so stark und leidenschaftlich … Noch nie wurden Sie von einem solchen Mann begehrt. Und so ein Prachtexemplar wird sich nie wieder mit Ihnen einlassen.«
    Vergeblich suchte Grace nach Worten, und die schöne Blondine setzte ihren Monolog unbeirrt fort.
    »Sein Vater war genauso reizvoll. Stellen Sie sich Julian etwas kleiner vor, mit schwarzem Haar und breiteren Schultern, nicht ganz so perfekt. Aber was für Hände der Mann hatte … Mmmm …« Aphrodite lächelte versonnen und starrte ins Leere. »Natürlich hatte Theokles entsetzliche Narben. Über seine ganze linke Wange zog sich ein hässlicher Striemen.« Wütend runzelte sie die Stirn. »Nie werde ich den Tag vergessen, an dem er Julians Gesicht mit einem Dolch zerschnitt, um ihn ebenso zu entstellen. Diese Missetat hätte er ewig lange büßen müssen. Doch ich sorgte dafür, dass sie wirkungslos blieb – denn niemand sollte die Schönheit vernichten, die ich Julian geschenkt hatte.« Ihr kalter, verächtlicher Blick jagte einen eisigen Schauer über Graces Rücken. »Selbstverständlich werde ich meinen Sohn nicht an Sie verschwenden.«
    Mit diesen hochmütigen Worten erregte sie Graces
Zorn. Wie konnte die Göttin es wagen, hier aufzukreuzen und sie zu beleidigen? »Wenn er Ihnen so viel bedeutet – warum haben Sie ihn dann im Stich gelassen?«
    »Glauben Sie, mir blieb etwas anderes übrig? Zeus verweigerte ihm die Ambrosia, und kein Sterblicher darf auf dem Olymp leben. Ehe ich zu protestieren vermochte, riss Hermes den Jungen aus meinen Armen und brachte ihn zu seinem Vater.« Aphrodites schöne Züge verrieten ihren Schmerz. »Welch ungeheuren Kummer mir dieser Verlust bereitete, kann sich keine Menschenseele vorstellen. Untröstlich zog ich mich in meine Gemächer zurück. Als ich hervorkam, waren auf der Erde vierzehn Jahre verstrichen. Ich erkannte das Baby, das ich gestillt hatte, kaum wieder. Und Julian hasste mich.« In ihren Augen schimmerten Tränen. »Was meinen Sie, wie sich eine Mutter fühlt, die von ihrem eigenen Kind verflucht wird?«
    Grace bedauerte sie. Aber es war Julian, den sie liebte. Für sie zählten nur seine seelischen Wunden. »Haben Sie ihm nie erzählt, was Sie empfinden?«
    »Natürlich habe ich es versucht«, betonte Aphrodite. »Ich sandte Eros mit Geschenken zu ihm. Die schickte er zurück, zusammen mit einer Nachricht, die kein Sohn seiner Mutter zumuten sollte.«
    »Er war verletzt.«
    »Oh – und ich etwa nicht?«, schrie Aphrodite. Vor lauter Wut bebte sie am ganzen Körper.
    Voller Angst, was ihr die erzürnte Göttin antun könnte, schwieg Grace.
    Sekundenlang schloss Aphrodite die Augen und beruhigte sich mit ein paar tiefen Atemzügen. »Trotz dieser Kränkung schickte ich Eros mit weiteren Gaben zu ihm. Alle wurden abgelehnt, und ich musste miterleben, wie Julian ausgerechnet vor Athene einen Treueid leistete.«
Angewidert stieß sie den Namen hervor. »Für sie eroberte er zahlreiche Städte, mit der Hilfe jener Gaben, die er von mir bekommen hatte – Ares’ Macht, Apollos Klugheit, mit dem Segen der Musen und Grazien.

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