Magie der Sehnsucht - Roman
vorbei«, hauchte sie.
»Ja, es ist uns gelungen.«
Aber er lächelte nicht. »Nicht uns – dir«, betonte er und liebkoste ihre Wange.
Lachend warf sie sich in seine Arme, er presste sie an sich, und sie tauschten heiße Küsse.
Endlich hatte er alle Qualen überstanden. Er war frei – und nach Jahrtausenden wieder ein Sterblicher. Das verdankte er Grace, ihrem unwandelbaren Glauben an den Sieg, ihrer inneren Kraft. Sie hatte ihn gerettet. Freudestrahlend schmiegte sie sich an ihn.
Doch das Glück war nur von kurzer Dauer, denn plötzlich flammte wieder ein Blitz auf, so blendend hell wie nie
zuvor. Grace stockte der Atem. Noch bevor sich Julian in ihren Armen anspannte, spürte sie die Gegenwart einer bösen Macht.
Julian setzte sich auf, schob sie beiseite und postierte sich zwischen ihrem Körper und einem attraktiven, dunkelhaarigen Mann, der am Fußende des Bettes stand.
In den Augen des Fremden glitzerte wilde Mordlust. »Elender Bastard! Verdammter Emporkömmling!«, stieß er hervor. »Wagst du wirklich zu glauben, du wärst frei?«
Und da wusste sie, wer in ihr Haus eingedrungen war – Priapos.
»Lass es dabei bewenden, Priapos«, entgegnete Julian, einen warnenden Unterton in der Stimme. »Jetzt ist es vorbei.«
»Willst du mir Befehle erteilen?«, fauchte der Fruchtbarkeitsgott. »Wofür hältst du dich, törichter sterblicher Wicht?«
Voller Stolz hob Julian die Brauen. »Ich bin Julian von Makedonien, der Sohn des Theokles von Sparta und der Göttin Aphrodite – ein siegreicher Feldherr in Griechenland, Makedonien, Theben, Pandschab und Conjara. Meinen Feinden bekannt als Augustus Julius Punitor. Wann immer sie mich erblicken, zittern sie vor Angst. Und du, mein Bruder, bist ein geringerer Gott, der den Griechen nichts bedeutet – und den Römern nur ein kleines bisschen mehr.«
Höllischer Zorn färbte Priapos’ Gesicht. »Nun wird es höchste Zeit, dass ich dich auf deinen Platz verweise, kleiner Bruder. Du hast mir die Frau genommen, die mir meine Söhne gebären und meinen Namen bewahren sollte. Und nun nehme ich mir deine Frau.«
Erbost stürzte sich Julian auf Priapos. Zu spät. Blitzschnell war der Gott mit Grace verschwunden.
17
EBEN NOCH HATTE sie nackt mit Julian im Bett gelegen. Und im nächsten Moment war sie in einem Raum gelandet, der einem Haremszelt glich. Rote Seide verhüllte ihren Körper, so weich wie warmes Wasser, das über ihre Haut glitt. Vergeblich versuchte sie sich zu bewegen. Von kalter Angst erfüllt, öffnete sie den Mund, um zu schreien.
»Bemüh dich nicht.« Langsam ging Priapos zum Bett. Bevor er sich auf die Matratze kniete, wanderte sein hungriger Blick über ihre Brüste. »Gegen meinen Willen kannst du gar nichts tun.« Mit einem kühlen Finger berührte er ihre Wange, als wollte er die Beschaffenheit ihrer Haut prüfen. »Nun verstehe ich, warum Julian dich begehrt. In deinen Augen leuchtet ein Feuer. Klugheit. Tapferkeit. Wie schade, dass du nicht in den Zeiten römischer Macht und Größe geboren wurdest! Zweifellos hättest du mir edle, siegreiche Heerführer geschenkt.« Er seufzte, und seine Hand wanderte zu ihrem Hals hinab. »Aber so ist das Leben – und die Launen der Schicksalsgöttinnen sind unergründlich. Wohl oder übel muss ich mich damit begnügen, dich zu benutzen, bis du mich anödest. Wenn du mich bis dahin erfreust, werde ich dich meinem Bruder vielleicht zurückgeben. Vorausgesetzt, er wird dich immer noch begehren, nachdem meine Kinder deinen Körper verunstaltet haben.«
In seinen Augen glühte ein wilder Hunger, und Grace fröstelte. Wie selbstsüchtig und eitel er war … Sie wollte protestieren. Doch er verwehrte ihr zu sprechen.
Tatsächlich – er hatte sie völlig in seiner Gewalt. Eine unsichtbare Kraft hob sie hoch und setzte sie zwischen mehrere Kissen, während Priapos seine Robe ablegte. Angesichts seiner nackten Gestalt und seiner Erektion rang sie zitternd nach Atem.
»Nun darfst du sprechen«, erklärte er und legte sich zu ihr.
»Warum wollen Sie Julian das alles antun?«
Heißer Zorn verdunkelte seinen Blick. »Warum? Das hast du gehört. Stets wurde sein Name voller Ehrfurcht genannt, während man meinen nur ganz selten erwähnte. Nicht einmal in den Tempeln meiner Mutter. Sogar jetzt werde ich verspottet. Die Erinnerung an mich verblasst im Nebel der Geschichte. Und seine Legende erzählt man sich in aller Welt. Trotzdem bin ich ein Gott – und er ist nur ein Bastard, zu unbedeutend, um auf dem
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