Magie der Sehnsucht - Roman
den gnadenlosen Liebkosungen ausgeliefert. »Bitte, Julian, ich – ich kann nicht mehr …«, stammelte sie.
Erst jetzt richtete er sich auf. Zitternd versuchte sie ihre rasenden Herzschläge zu beruhigen. Nie zuvor hatte sie so beglückende erotische Freuden erlebt.
Julians Lippen glitten über ihren Bauch nach oben, zu ihrem Hals hinauf. »Sag mir die Wahrheit, Grace«, flüsterte er. »Hast du so etwas schon einmal empfunden?«
»Nein«, gab sie zu. Vermutlich hatten nur wenige Frauen jemals genossen, was ihr soeben geboten worden war. »Oh, ich habe nicht einmal geahnt …«
Die Augen voller Sehnsucht, betrachtete er ihr Gesicht. An ihrer Hüfte spürte sie seine harte Männlichkeit, und da erkannte sie, dass er keine Erfüllung gefunden – und sein Wort gehalten hatte. Heißes Mitleid stieg in ihr auf, und sie wollte sein Verlangen befriedigen, selbst wenn es ihr nur unvollkommen gelingen würde. Zielstrebig griff sie nach dem Reißverschluss seiner Jeans.
Aber er hielt ihre Hand fest und küsste sie. »Ein netter Gedanke … Trotzdem werde ich darauf verzichten.«
»Julian!«, mahnte sie. »Ich weiß, wie schmerzhaft es für einen Mann ist, wenn er …«
»Nein«, unterbrach er sie, »ich kann es nicht.«
»Was?«, fragte sie erstaunt.
»Ich bringe keinen Orgasmus zustande.«
Ungläubig hob sie die Brauen. Meinte er das ernst?
»Auch das gehört zu dem Fluch, der mir auferlegt wurde. Ich kann dir Freude bereiten. Aber wenn du mich jetzt berührst, würdest du meine Qual verschlimmern.«
Bedrückt streichelte sie seine Wange. »Warum hast du dann …?«
»Weil ich es wollte.«
Daran zweifelte sie. Langsam ließ sie ihre Hand sinken und wich seinem Blick aus. »Du musstest es tun. Denn es ist ebenfalls ein Teil deines Fluchs, nicht wahr?«
»Keineswegs.« Julian umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Gegen diesen Fluch kämpfe ich mit aller Macht an. Sonst wäre ich längst in dich eingedrungen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich auch nicht.« Forschend schaute er ihr in die Augen, als würde er darin eine Antwort suchen. »Lieg einfach nur bei mir. Bitte.«
Erschüttert spürte sie das tiefe Leid, das sich in seinem schlichten Wunsch verbarg. Armer Julian … Was hatten
ihm die Götter angetan? Wie konnte man einem so wundervollen Mann diese grausame Tortur zumuten?
Er ergriff das Buch, das er auf den Nachttisch gelegt hatte, und hielt es ihr hin. »Lies mir etwas vor.«
Während er die Kissen am Kopfteil des Betts zurechtrückte, öffnete sie das alte Kinderbuch. Dann breitete er die Decke über beide Körper und schlang einen Arm um Grace.
Der Duft von Sandelholz hüllte sie ein, als sie die Geschichte von Wendy und Peter Pan vorzulesen begann.
Über eine Stunde lang lagen sie nebeneinander. »Mir gefällt der Klang deiner Stimme«, sagte er, »die Art, wie du sprichst.«
Gerührt blätterte sie eine Seite um. »Und ich liebe deine Stimme, diesen atemberaubenden Akzent.«
Julian nahm ihr das Buch aus den Händen und legte es auf den Nachttisch zurück. Wieder einmal las sie heiße Leidenschaft in seinen Augen. Doch er küsste nur ihre Nasenspitze, griff nach der Fernbedienung für die Lampen und dimmte das Licht. An Graces Rücken geschmiegt, wisperte er: »Wie gut du riechst …«
»Danke.« Obwohl sie sein Gesicht nicht sah, erriet sie, dass er lächelte. Wohlig kuschelte sie sich an seinen warmen Körper. Hinter ihren Beinen spürte sie den rauen Stoff seiner Jeans. »Willst du dich nicht ausziehen? Da hättest du es bequemer.«
»Nein, ich möchte nichts riskieren.«
»Also wirklich, dein großer Bruder ist niederträchtig.«
»Das wusste ich ja – es muss einen Grund geben, warum ich dich so gern mag …«
»Gute Nacht, Julian.«
»Gute Nacht, meine Süße.«
Grace drückte auf eine Taste der Fernbedienung, um
das Licht zu löschen. In der nächsten Sekunde fühlte sie, wie er sich anspannte, den Atem anhielt und von ihr wegrückte. »Julian?«
Aber er antwortete nicht. Voller Sorge knipste sie das Licht wieder an, sah Schweißperlen auf seiner Stirn und unverhohlene Panik in seiner Miene. Krampfhaft rang er nach Luft.
»Julian!«
Als wäre er soeben aus einem beklemmenden Albtraum erwacht, sah er sich im Schlafzimmer um. Mit bebenden Fingern betastete er das Kopfteil des Betts. Wollte er sich vergewissern, dass es wirklich existierte – dass es keiner Wahnvorstellung entstammte?
Er presste eine Hand auf seine Brust und schluckte. Da wusste sie
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