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Magie der Sehnsucht - Roman

Magie der Sehnsucht - Roman

Titel: Magie der Sehnsucht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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Gedanke jagte ihm kaltes Entsetzen ein. »Davon habe ich noch keinem Menschen erzählt.«
    »Würdest du mir alles erzählen?«
    »Nein«, erwiderte er entschieden, »ich will nicht daran denken.«
    »In deinen Träumen musst du daran denken. Vertrau mir an, was dich quält, Julian. Vielleicht kann ich dir helfen.«
    Durfte er das hoffen?
    Du weißt es besser, betonte eine innere Stimme.
    Und doch … Er wollte die Dämonen vernichten, endlich erholsamen Schlaf finden, frei von allem Leid.
    »Sag es mir«, beharrte sie sanft.
    Als er sich auf das Bett setzte, den Kopf in die Hände gestützt, spürte sie sein Widerstreben. »Vor einer Weile hast du mich gefragt, warum ich verdammt wurde. Weil
ich den einzigen Bruder verriet, den ich damals kannte, meinen einzigen Verwandten.«
    Seine Verzweiflung zerriss ihr fast das Herz, sie wollte besänftigend über seinen Rücken streichen. Doch sie wagte nicht, ihn zu berühren, weil sie fürchtete, dann würde er sich von ihr zurückziehen. »Was hast du getan?«
    Mit allen Fingern fuhr er durch seine zerzausten Locken, dann ballte er die Hände. »Ich ließ mich von meinem Neid vergiften.«
    »Was ist geschehen?«
    Fast eine volle Minute verging, bis er weitersprach. »Kurz nachdem meine Mutter mich in die Kaserne geschickt hatte, lernte ich Iason kennen.«
    Vage erinnerte sie sich an die spartanischen Kasernen, die Selena einmal erwähnt hatte. Darin waren die Jungen schon in zartem Alter gedrillt worden, fern von ihren Familien. Grace hatte sie für Internate gehalten. »Wie alt warst du?«
    »Sieben.«
    Ungläubig runzelte sie die Stirn.
    »So ungewöhnlich ist das gar nicht gewesen« und ich war sehr groß für mein Alter. Außerdem lebte ich lieber in der Kaserne als bei meiner Stiefmutter.«
    Bestürzt erkannte sie den abgrundtiefen Hass, der in seiner Stimme mitschwang. Was für eine Frau musste das gewesen sein? »Iason wohnte auch in der Kaserne?«
    »Ja. Wir wurden in Gruppen eingeteilt und wählten einen Jungen zu unserem Anführer. In meiner Gruppe übernahm Iason das Kommando.«
    »Was taten diese Gruppen?«
    »Wir bildeten eine militärische Einheit, studierten und erledigten verschiedene Aufgaben. Aber vor allem hielten wir fest zusammen, um zu überleben.«

    »Um zu überleben?« Erschrocken wiederholte sie diese krasse Formulierung. »Was denn?«
    »Die spartanischen Gesetze«, erklärte er bitter. »Keine Ahnung, wie viel du über das Volk meines Vaters weißt … Jedenfalls genoss es nicht den Luxus der anderen Griechen. Nur eins verlangten die Spartaner von ihren Söhnen — sie sollten zu den stärksten Kriegern ihrer Zeit heranwachsen. Um uns auf die Zukunft vorzubereiten, brachten sie uns bei, wie man mit dem Allernötigsten auskommt. Jedes Jahr erhielten wir nur eine einzige Tunika. Wenn sie zerriss oder verloren ging, oder wenn sie uns zu klein wurde, mussten wir unbekleidet herumlaufen. Für unsere Betten hatten wir selber zu sorgen. Und sobald wir die Pubertät erreichten, durften wir keine Schuhe mehr tragen. « Er lachte ironisch. »Nur zu gut erinnere ich mich, wie meine Füße in der winterlichen Kälte schmerzten. Wir konnten kein Feuer machen oder uns in Decken hüllen, um uns zu wärmen. Also wickelten wir jeden Abend Lumpen um unsere Füße, damit sie nicht erfroren. Am Morgen trugen wir die Leichen der Jungen weg, die in der eisigen Nachtluft gestorben waren.«
    Erschüttert versuchte sie sich vorzustellen, welch ein Leben er geführt haben musste. Und dann erinnerte sie sich beschämt, wie wütend sie mit dreizehn Jahren gewesen war, weil ihre Mutter sich geweigert hatte, ihr Schuhe für achtzig Dollar zu kaufen. »Viel zu elegant für ein so junges Mädchen«, hatte Mom erklärt. In diesem Alter hatte Julian nach Fetzen für seine frierenden Füße gesucht. »Oh Gott, ihr wart noch Kinder.«
    »Ich bin nie ein Kind gewesen. Und was am schlimmsten war – nie bekamen wir genug zu essen. Deshalb mussten wir stehlen oder verhungern.«
    »Das haben eure Eltern erlaubt?«

    Julian warf ihr einen sarkastischen Blick über seine muskulöse Schulter zu. »Klar – das hielten sie für ihre Staatsbürgerpflicht. Und da mein Vater einer der spartanischen stratgoi war, verachteten mich die meisten Jungs und Lehrer, und man gab mir noch weniger zu essen als den anderen. «
    »Was war dein Vater?« Jenes griechische Wort verstand sie nicht.
    »Der oberste Kommandant, wenn du es so nennen willst.« Julian holte tief Atem und fuhr fort: »Dank seiner

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