Magie der Sehnsucht - Roman
Carmichael. Irgendwie jagt er mir Angst ein«, gestand sie, zutiefst dankbar für Julians Anwesenheit. Würde er nicht bei ihr wohnen, müsste sie zu Selena und Bill fahren und für das restliche Wochenende die Gastfreundschaft der beiden beanspruchen. »Komm!« Sie eilte in die Küche und schaltete das Licht aus. »Gehen wir nach oben, fangen wir mit der ersten Englischstunde an.«
Unwillig schüttelte er den Kopf. »Du gibst es nicht auf, was?«
»Niemals.«
»Also gut«, stimmte er zu und stieg hinter ihr die Treppe hinauf. »Ich lasse mich von dir unterrichten. Aber du musst dieses rote Ding anziehen …«
»Nein, nein, nein.« Grace blieb auf dem Treppenabsatz stehen und drehte sich zu ihm um. »Lieber nicht.«
Lächelnd strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. »Wenn ich Englisch lernen soll, brauche ich eine Muse. Und welche Muse würde mich so wundervoll inspirieren wie du in diesem roten …«
Um ihn zu unterbrechen, legte sie einen Finger auf seine Lippen. »Wenn ich das anziehe, wirst du wohl kaum was Vernünftiges lernen.«
Wieder einmal knabberte er an ihren Fingern. »Ich werde mich anständig benehmen, das verspreche ich.«
Obwohl sie wusste, dass es eine sehr schlechte Idee war, gab sie sich geschlagen.
»Hoffentlich hältst du dein Wort«, rief sie über die Schulter, ging in das Schlafzimmer und betrat die Ankleidekammer, die ihr Vater vor vielen Jahren in eine Bibliothek verwandelt hatte. In einem der Regale fand sie ihr altes Peter-Pan-Buch.
Inzwischen wühlte Julian in den Schubladen der Kommode, bis er das sündhafte rote Négligé fand. Das gab er
ihr, als sie zu ihm zurückkehrte, und nahm das Buch entgegen. Sie eilte ins Bad und kleidete sich um.
Mit gemischten Gefühlen trat sie vor den Spiegel. Sobald sie sich in dem durchsichtigen roten Baby Doll sah, erstarrte sie. Uff … Bei diesem Anblick würde Julian schreiend aus dem Zimmer laufen.
Unfähig, eine solche Demütigung zu ertragen und in seinen Augen zu lesen, wie bitter ihn ihr Körper enttäuschte, vertauschte sie das rote Outfit mit einem züchtigen rosa Nachthemd. Ehe sie ins Schlafzimmer zurückging, schlüpfte sie auch noch in ihren Bademantel aus dickem Frottee.
Julian schüttelte den Kopf. »Warum hast du das angezogen?«
»Weil ich keine Idiotin bin. Ich habe nun mal keine Figur, die den Männern den Atem rauben würde.«
»Bist du ein Mann?«
»Nein«, erwiderte sie verblüfft. Worauf wollte er hinaus?
»Woher weißt du dann, was Männer sehen möchten?«
»Jedenfalls starren sie mich nicht so an wie dich die Frauen. Ich kann von Glück reden, wenn sie überhaupt merken, dass ich ein weibliches Wesen bin.«
»Komm her«, befahl er. Grace gehorchte, und er führte sie vor den großen Spiegel. Dicht hinter ihr blieb er stehen »Was siehst du?«
»Dich.«
Lächelnd musterte er ihr Spiegelbild und stützte sein Kinn auf ihre Schulter. »Was siehst du, wenn du dich anschaust? «
»Eine Frau, die fünfzehn bis zwanzig Pfund abnehmen und Porcelana-Bleichcreme für ihre Sommersprossen kaufen müsste.«
Damit amüsierte sie ihn nicht. Langsam glitten seine Hände um ihre Taille herum. »Lass dir erzählen, was ich sehe«, flüsterte er in ihr Ohr und berührte den verknoteten Gürtel ihres Bademantels, ohne ihn zu öffnen. »Ich sehe schönes Haar, so dunkel wie die Nacht. Solche weichen Haare spürt ein Mann gern auf seiner nackten Brust, und er will sein Gesicht darin vergraben, um deinen Duft zu riechen.«
Atemlos erschauerte sie.
»Du hast ein ausdrucksvolles herzförmiges Gesicht, mit vollen, sinnlichen Lippen, die um Küsse betteln. Und deine Sommersprossen sind zauberhaft, denn sie verleihen deinem Körper einen unwiderstehlichen jugendlichen Reiz.«
Wenn er das so ausdrückte, klang es gar nicht so übel. Jetzt öffnete er den Bademantel. Als er das rosa Nachthemd entdeckte, schnitt er eine Grimasse.
»Was haben wir denn da?« Ehe sie es verhindern konnte, streifte er den Frotteemantel von ihren Armen und ließ ihn zu Boden fallen. Das Kinn wieder auf ihrer Schulter, hielt er ihren Blick im Spiegel fest und hob den Saum ihres Nachthemds hoch.
»Nicht, Julian«, protestierte sie.
»Ich will dich sehen, Grace«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Noch bevor sie ihre Gedanken zu ordnen vermochte, zog er das Hemd über ihren Kopf und streichelte ihren nackten Bauch. »Dein Busen ist nicht zu klein. Genau richtig für die Hände eines Mannes.« Um seine Behauptung zu beweisen,
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