Magie der Sehnsucht - Roman
ein Bett, als niemand irgendetwas von dir wissen wollte. Und das ist dein Dank?«
Ungläubig starrte Julian ihn an. »Mein Dank? Erinnerst du dich nicht, wie oft ich dir auf dem Schlachtfeld das Leben gerettet habe? Wie oft ich mich an deiner Stelle verprügeln ließ? Kannst du es überhaupt zählen? Und jetzt wagst du, mich zu verhöhnen?«
Iason grinste grausam. »Außer Kyrian verspottet dich jeder, du Narr! In der Tat, er verteidigt dich so leidenschaftlich, dass ich mich manchmal frage, was ihr zwei Kerle treibt, wenn ihr allein davonwandert.«
Mühsam bezwang Julian seinen Zorn, der seine Kampfkraft beeinträchtigt hätte, und wich dem nächsten Angriff
aus. »Hör auf, Iason! Sonst zwingst du mich zu einer Tat, die wir beide bedauern würden.«
»Nur eins bedaure ich – dass ich einem Dieb meine Haustür geöffnet habe!«, schrie Iason und hob sein Schwert erneut.
Julian versuchte nach hinten zu springen. Aber Penelope warf sich gegen seinen Rücken, und er taumelte vorwärts. Die Klinge traf ihn zwischen den Rippen.
Ohne den brennenden Schmerz zu beachten, zückte er seine Waffe und parierte einen Schwerthieb, der ihn enthauptet hätte. Iason forderte ihn zu Attacken heraus. Aber Julian verteidigte sich nur und bemühte sich, Penelope aus der Gefahrenzone des klirrenden Stahls herauszuhalten.
»Sei vernünftig, Iason!«, flehte er. »Im Schwertkampf bist du mir unterlegen, das weißt du!«
Aber Iason focht beharrlich weiter. »Niemals werde ich dir meine Frau überlassen.«
Viel zu schnell verstrichen die nächsten Minuten, wie in einem wilden Chaos. Trotzdem sah Julian glasklar, was sich ereignete.
Penelope packte seinen freien Arm. Im selben Moment hob Iason wieder sein Schwert. Nur um Haaresbreite verfehlte die Schneide ihr Ziel.
Als Penelope an Julians Ellbogen zerrte, verlor er das Gleichgewicht und versuchte sich loszureißen. Dabei stolperte er nach vorn, gleichzeitig mit Iason.
Als sie zusammenstießen, drang sein Schwert tief in Iasons Bauch.
»Nein!«, stöhnte Julian und zog seine Waffe hervor. Gepeinigt schrie Penelope auf, der Mann, den sie liebte, sank langsam zu Boden.
Julian fiel auf die Knie, warf sein Schwert beiseite und
nahm den Freund in die Arme. »Heilige Götter, was hast du getan?«
»Gar nichts …« Über Iasons Lippen quoll Blut. Anklagend starrte er ihn an. »Du bist es, der mich verraten hat. Obwohl wir Brüder waren, hast du mein Herz gestohlen.« Krampfhaft schluckte er, seine hellen Augen schienen Julian zu durchbohren. »Nichts, was du in deinem ganzen Leben besessen hast, war dein Eigentum … Alles hast du gestohlen …«
Überwältigt von Trauer und Schuldgefühlen, zitterte Julian am ganzen Körper. Was soeben geschehen war, hatte er nicht beabsichtigt. Niemals – nicht einmal im wilden Kampfgetümmel auf den Schlachtfeldern – hatte er irgendwen verletzen wollen, am allerwenigsten Iason. Er hatte sich immer nur gewünscht, jemand würde ihn lieben. Und er hatte sich nach einem Heim gesehnt, in dem er willkommen war.
Aber er musste Iason Recht geben. Alles ist meine Schuld.
In seinen Ohren gellte Penelopes Geschrei. Sie riss an seinen Haaren, dann zog sie den Dolch aus seinem Gürtel. »Stirb endlich!« Halb von Sinnen, stieß sie den Dolch in seinen Arm und zog ihn zurück, um noch einmal zuzustechen. Aber Julian hielt ihr Handgelenk fest. Kreischend riss sie sich los.
»Nein …« In ihren Augen erschien ein irres Flackern. »Du sollst nicht sterben, sondern leiden. Was mir am teuersten war, hast du mir genommen. Das Gleiche will ich dir antun.« Schwankend rannte sie aus dem Atrium.
Vor Kummer und Entsetzen versteinert, beobachtete Julian, wie das Leben aus Iasons Körper strömte.
Bis Penelopes Worte sein Bewusstsein erreichten.
»Nein!«, rief er und sprang auf. »Nicht …«
Als er den Eingang ihrer Gemächer erreichte, hörte er die Kinder schreien und glaubte, sein Herz würde die Brust sprengen. Er wollte die Tür öffnen. Doch sie war von innen verriegelt.
Als er das Holz zertrümmerte, war es zu spät …
Ja, es war zu spät gewesen. Die Hände vors Gesicht geschlagen, erlebte er das Grauen jenes Tages noch einmal und spürte, wie Grace beruhigend über sein Haar strich.
Niemals würde er jenen Anblick vergessen, den rasenden Schmerz.
Das Einzige, was er in seinem Leben jemals geliebt hatte, waren seine Kinder gewesen.
Und nur sie hatten ihn geliebt.
Oh, warum mussten sie für seine Taten büßen? Warum konnte Priapos ihn nicht
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