Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
eigenartiger Kampf schien stattzufinden und dann wandte Joley den Blick ab. Röte trat in ihr Gesicht. Tränen schimmerten in ihren Augen, und nicht einmal der Russe konnte Joley widerstehen, wenn ihr Gesicht von Kummer gezeichnet war und Tränen an ihren Wimpern hingen. Seine Stimme war ein leises
Murmeln, das Jonas kaum vernehmen konnte, als er etwas auf Russisch sagte. Aber was auch immer er gesagt hatte – Joley nickte und ließ sich neben Elle sinken, die ihre Hand nahm.
»Libby sollte jetzt jeden Moment kommen«, flüsterte Jonas Hannah zu. »Sie ist aus dem Amazonasgebiet zurückgeflogen. Dort hat sie auf einer Farm kleine todbringende Würmer oder so was auf den Blättern von Bäumen untersucht.« Er führte ihre Finger wieder an seinen Mund. »Sie ist so klug, Hannah, und dieses Mädchen hat keinen Funken Gemeinheit im Leib. Sie wird dich durchbringen. Sie wird nicht zulassen, dass dir etwas passiert.«
Es war eher ein Gebet als irgendetwas anderes und das wusste er auch. Libby Drake war Heilerin, die reinste Wunderheilerin. Sie hatte Tyson Derrick, ihren Verlobten, gerettet und sie hatte Jonas gerettet. Libby mit ihrer hellen Haut, ihrem schlanken Körper und dem blauschwarzen Haar wirkte zerbrechlich, aber sie brauchte nur ihre Hand aufzulegen, um zu reparieren, was kaputtgegangen war. Die Familie, die ganze Stadt und vor allem Tyson wachte über sie, denn es fiel ihr zu schwer, Menschen, die Hilfe brauchten, abzuweisen, und der Einsatz ihrer Fähigkeiten verlangte ihr ungeheuer viel ab.
Jonas wusste, dass sie einen Mann wie Tyson in ihrem Leben brauchte. Er war in der Lage, Libby zu bremsen und über sie zu wachen. Normalerweise hätte Jonas Schulter an Schulter mit ihm gestanden, aber nicht diesmal. Diesmal war Jonas bereit, auf die Knie zu gehen und sie anzuflehen, Hannah zu retten. Das war egoistisch und es war falsch. Er liebte Libby und er wusste, dass es ein Risiko für sie darstellen würde, Hannah zu heilen, aber sie musste Hannah am Leben erhalten – es gab schlicht und einfach keine andere Wahl. Ohne Hannah konnte er nicht existieren.
Er fühlte die Veränderung, die sich in dem Moment an allen vollzog, als Libby durch die Tür des Wartezimmers kam. Furcht verwandelte sich in zaghafte Hoffnung. Sie alle bürdeten
ihr eine entsetzliche Last auf und Jonas wusste, dass es Hannah nicht recht gewesen wäre, ihrer Schwester diese Verantwortung über Leben und Tod zu übergeben, aber das war ihm jetzt ganz egal. So wahr ihm Gott helfe und so sehr er sie alle liebte – keine von ihnen spielte für ihn die Rolle, die Hannah für ihn spielte. Er verabscheute sich für diesen Anflug von Selbstsucht, aber er war ehrlich genug, um sich einzugestehen, dass er sie alle und sich selbst in Gefahr gebracht hätte, um Hannah zu retten.
Er beobachtete Libby durch die Glasscheibe. Sie sah klein und zerbrechlich aus und wirkte überhaupt nicht wie die Frau, die in der Lage war, die Kraft der anderen in sich zu bündeln und sie einzusetzen, um ihre Schwester zu heilen. Wenn man sie unter vielen anderen Menschen auf der Straße gesehen hätte, hätte man niemals geahnt, welche Macht sie besaß. Sie begrüßte ihre Eltern und ihre Schwestern und hielt Tyson währenddessen fest an der Hand. Jonas hatte den Verdacht, ihrem Verlobten behagte das, was sie vorhatte, gar nicht, und er konnte es ihm nicht verübeln. Wenn Hannah diejenige gewesen wäre, die ihr Leben riskierte, hätte er dasselbe empfunden.
Beschämt legte er seinen Kopf neben ihr auf die Matratze. »Ich liebe dich, Hannah. Mehr als mein Leben und mehr als jeden anderen Menschen. Ich weiß, dass ich danach lange Zeit Schwierigkeiten haben werde, in den Spiegel zu schauen, aber du musst leben, Baby. Für uns alle. Hörst du mich? Nimm an, was Libby dir gibt, und kehre zu uns zurück.«
Jonas spürte, wie sich die Kräfte ballten und von den Wänden abzuprallen begannen. Das Wartezimmer wurde in einen vielfarbigen Schimmer getaucht. Um die älteren Drake-Frauen herum füllte sich jeder Zwischenraum mit leuchtenden Flammen in Gelb- und Orangetönen. Er hob den Kopf, um die Kraft und die Energie in Form von verschiedenen Farben zu beobachten, die von den Wänden zurückgeworfen wurden. Die Frauen wiegten sich anmutig.
Und dann standen Hannahs Schwestern gemeinsam da und erhoben ihre Stimmen zu einem melodischen Gesang. Joley gab die Farben des Feuers von sich, rot, orange und gold; Sarah hatte die Farben der Luft und Gelb- und Grüntöne; Abbeys Farben
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