Magie einer Gewitternacht
Zane wissen.
Derringer blieb noch einmal stehen und drehte sich um. „Keine Ahnung. Aber ich schwöre dir, dass sie es bereuen wird.“ Damit wandte er sich endgültig zum Gehen.
Es war ihm ernst. Dank der Videoaufzeichnung fand er vielleicht bald heraus, wer ihn des Nachts heimgesucht und seine wehrlose Lage ausgenutzt hatte. Und dann konnte diese Frau sich warm anziehen! Wütend presste er die Kiefer aufeinander, als er in seinen Wagen stieg und losfuhr. Allerdings hatte er so ein Gefühl, als wäre es noch nicht damit getan, seine nächtliche Besucherin zu identifizieren. Der Sex mit ihr war einfach so unglaublich gut gewesen, und die Erinnerung daran würde ihn noch lange in seinen Träumen verfolgen.
In Rekordzeit traf er zu Hause ein und stürmte dann unverzüglich in sein Büro, um den Computer hochzufahren.
Ein Jahr zuvor hatten seine Cousins aus Montana beschlossen, ihre außerordentlich erfolgreiche Pferdezucht auszuweiten, und ihm, Zane und Jason die Partnerschaft angeboten. Mit Pferden kannte Derringer sich aus, und deshalb hatte er, genau wie die beiden anderen, die Chance sofort beim Schopf gepackt. Und da in Kürze die Pferde eintreffen würden, hatten sie vorsichtshalber diese Kameras installieren lassen. Hier in der Gegend schlugen immer wieder Pferdediebe zu, aber diesen würden sie von vornherein einen Strich durch die Rechnung machen.
Derringer atmete tief durch, als der Computer hochgefahren war, dann tippte er den entsprechenden Code ein, der ihm den Videokanal öffnen sollte. Angespannt ging er die infrage kommenden Dateien durch. Mit angehaltenem Atem saß er da, die Nerven zum Zerreißen gespannt.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis endlich Scheinwerfer auf dem Bildschirm auftauchten. Am Himmel hatte sich ein Gewitter zusammengebraut, und es war dunkler, als es der Uhrzeit nach hätte sein dürfen. Auf einmal erinnerte er sich wieder daran, dass es an diesem Abend gedonnert und geblitzt hatte, begleitet von starkem Regen. Irgendwann bin ich davon sogar aufgewacht, fiel ihm ein. Er kniff die Augen zusammen, als er versuchte, den Wagen zu erkennen, der da in strömendem Regen auf seinen Hof fuhr. Mit jeder Sekunde wurde das Wetter schlechter.
Und dann wusste er plötzlich, wem dieser Wagen gehörte. Fassungslos lehnte er sich zurück. Er traute seinen Augen nicht. Die Frau, die da ausstieg und den Karton von der Veranda ins Haus zog, war niemand anderes als Lucia Conyers.
Derringer schüttelte den Kopf und versuchte zu begreifen, was er sah. Warum auch immer, jedenfalls war Lucia vorbeigekommen – vermutlich um Chloe einen Gefallen zu tun – und so nett gewesen, den Karton vor dem Durchweichen zu bewahren.
Er starrte auf den Bildschirm und wartete darauf, dass Lucia wiederauftauchte, zu ihrem Wagen rannte und wieder davonfuhr. Irgendwann würde ein zweiter Wagen vorfahren, und das würde dann die Frau sein, mit der er geschlafen hatte. Aber zwanzig Minuten später war Lucia immer noch nicht wieder erschienen.
Lucia Conyers ist meine Süße.
Derringer schüttelte den Kopf. Das war ganz und gar unmöglich. Er schaltete auf schnellen Vorlauf und ging das Band bis fünf Uhr morgens durch. Da erst öffnete sich seine Haustür wieder, und Lucia schlich sich hinaus, verstohlen, als verlasse sie den Tatort eines Verbrechens. Die wenigen Meter zu ihrem Wagen legte sie im Laufschritt zurück.
Derringer befand sich in einem Schockzustand. Hätte er es nicht gerade selbst gesehen, er hätte es nie für möglich gehalten. Wenn er eine Frau so gar nicht in Verdacht gehabt hatte, dann Lucia. Aber das Videoband lieferte den Beweis dafür, dass sie die Frau war, mit der er die Nacht verbracht hatte. Lucia, die beste Freundin seiner Schwägerin. Die süße Lucia war noch unberührt gewesen, wenigstens darin hatte er sich nicht geirrt. Sie, die immer zusammenzuckte, wenn er sie nur ansprach, und die die Flucht ergriff, wenn er ihr zu nahe kam … Ausgerechnet sie hatte seine Wehrlosigkeit ausgenutzt!
Erst ein paar Wochen zuvor hatte er zufällig mit angehört, wie Chloe und seine Schwestern sie gedrängt hatten, aufzuschreiben, was sie vor ihrem nächsten Geburtstag, dem dreißigsten, unbedingt noch erledigen wollte. Ob auf dieser Liste wohl auch der Punkt „Schwangerschaft“ aufgeführt war? Oder zumindest „Sex mit einem Mann“?
Derringer wurde wütend. Lucia Conyers würde einiges zu erklären haben, und er konnte ihr nur raten, sich einen guten Grund dafür einfallen zu lassen, dass
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