Magie einer Gewitternacht
sie da getan hatte. Sie hatte ihn zu sich an den Tisch eingeladen! Worüber, um alles in der Welt, sollte sie sich nur mit ihm unterhalten? Was war, wenn sie sich verplapperte und etwas Dummes sagte wie: „Ach übrigens, wann kann ich meinen Slip bei dir abholen, den ich vor ein paar Tagen vergessen habe?“
Lucia stieß einen tiefen Seufzer aus. Es konnte gut sein, dass er schon alles wusste. Warum sonst sollte er sich zu ihr an den Tisch setzen? Das hatte er noch nie getan.
Sie riskierte einen Blick und sah, wie er lächelte und dabei seine Grübchen zeigte, die sie so wehrlos machten. Er sah genauso aus wie in dieser denkwürdigen Nacht, nur stand in seinen Augen nicht dieselbe verzehrende Lust. Heute waren sie ganz klar.
Die Bedienung kam, um die Bestellung aufzunehmen, und gewährte Lucia noch eine Galgenfrist. Lucia konnte nur hoffen, dass sie halbwegs anständig aussah. Geistesabwesend fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar. Aber mit ihrer äußeren Erscheinung schien alles in Ordnung zu sein.
Erneut lächelte er. „Ich habe gehört, dass du wieder studierst.“
Lucia sah, dass sich seine Lippen bewegten. Offenbar hatte er etwas gesagt.
„Wie bitte?“
„Du studierst wieder?“
„Ja. Woher weißt du das?“
„Von Chloe.“
„Aha.“ Wieso sollte Chloe mit ihm über sie reden? Es sei denn, er hätte sich nach ihr erkundigt. Aber das war höchst unwahrscheinlich. Vermutlich war ihr Name einfach nur zufällig während eines Gesprächs gefallen, und dann war die Sprache auf ihr Studium gekommen. Mehr steckte nicht dahinter. Sonst hätte Chloe sie bestimmt gewarnt.
„Ja, ich besuche einen Abendkurs, um meinen Master in Kommunikationswissenschaften zu machen.“ Sie sah Derringer an. „Du scheinst deinen Unfall gut überstanden zu haben.“ Kaum hatte sie das gesagt, als sie es schon bereute. Es war gefährlich, diesen Tag oder diese Nacht auch nur ansatzweise zu erwähnen, ganz gleich, in welchem Zusammenhang.
„Ja. Ich habe viel geschlafen diese Woche. Das hat geholfen. Ich bin schon wieder ziemlich gut in Form.“
Natürlich konnte sie ihm nicht sagen, dass er ihrer Ansicht nach auch während ihrer gemeinsamen Nacht ziemlich gut in Form gewesen war. Jedenfalls schien der Sturz seine Beweglichkeit nicht eingeschränkt zu haben. Wenn sie nur daran dachte, was er alles mit ihr angestellt hatte, wurde ihr ganz heiß.
„Und? Was hast du in letzter Zeit so getrieben?“
Lucias Herz schlug wie verrückt, und sie fragte sich, ob er wohl etwas merkte. Was sie getrieben hatte, wollte er wissen? Sie hätte es ihm sagen können. Immerhin war er es gewesen, der ihr die Jungfräulichkeit genommen hatte – derselbe Mann, der sie in die sinnlichen Freuden eingeführt hatte, von denen sie sonst nur in ihren Romanen las, derselbe Mann, den sie liebte und ihr Leben lang lieben würde. Das Absurde dabei war, dass er nicht die geringste Ahnung von alldem hatte. In seinen Augen war sie vermutlich ziemlich langweilig und schüchtern.
„Nicht viel“, hörte sie sich antworten. „Das Lernen und meine Arbeit in der Redaktion halten mich ziemlich auf Trab. Aber es macht mir Spaß, und ich beklage mich nicht. Und was machst du so?“
Sein Blick schien an ihren Lippen zu hängen.
Jetzt lachte Derringer. „Abgesehen davon, dass ich mich von diesem Gaul habe zum Narren halten lassen, habe ich nichts Aufregendes getan.“
Lucia neigte den Kopf zur Seite. „Warum hast du ihn überhaupt geritten? Ich dachte, es sei allgemein bekannt, dass er einen schlechten Charakter hat.“
Wieder ertönte dieses Lachen, so tief und sexy, dass sie eine Gänsehaut bekam. „Pure Eitelkeit. Ich dachte, wenn Casey es fertigbringt, Sugar Foot zu reiten, dann schaffe ich das auch.“
Lucia wusste, dass seine Cousine Casey und ihr Mann sowie sein Cousin Durango und dessen Frau Savannah ihn vor ein paar Wochen besucht hatten. Dabei hatte Casey Sugar Foot geritten und sich damit allgemeine Bewunderung erworben. Natürlich hatte der Hengst sie auch abwerfen wollen, aber sie hatte sich erfolgreich im Sattel gehalten.
„Ich bin eigentlich ein ziemlich guter Reiter“, sagte Derringer jetzt. „Wobei ich natürlich nicht von dem legendären und einzigartigen Sid Roberts trainiert wurde wie Casey und ihre Brüder.“
Lucia nickte. Casey, Cole und Clint waren Drillinge und bei ihrem Onkel Roberts aufgewachsen. „Aus Fehlern kann man nur lernen“, erwiderte sie und trank einen Schluck Wasser.
„Ja, da hast du recht.“
Lucia
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