Magie
Mann.«
Die wenigen Worte, die noch folgten, waren gedämpft. Tessia wartete, bis ihr Eltern einige Zeit lang nichts mehr gesagt hatten, dann schlicht sie sich vorsichtig zurück zu ihrem Bett.
Gestern Nacht habe ich ihm meinen Wert bewiesen, dachte sie selbstgefällig. Er kann mich jetzt nicht zurückweisen. Er weiß, dass kein Dorfjunge den Mut oder das Wissen gehabt hätte, um mit den Verletzungen dieses Sklaven fertig zu werden.
Aber ich habe beides.
3
E s klopfte leise an der Tür, und Meisterschüler Jayan lächelte. Er drehte sich um, und mit Hilfe einer kleinen magischen Welle drückte er die Klinke nach unten. Mit einem Klicken schwang die Tür nach innen auf. Dahinter stand eine junge Frau, die sich nach besten Kräften verneigte, soweit es ihr mit dem großen Tablett in Händen möglich war.
»Seid mir gegrüßt, Meisterschüler Jayan«, sagte sie, als sie in den Raum trat. Sie stützte ihre Last auf eine üppige Hüfte und machte sich daran, Schalen, Teller und Tassen auf den Schreibtisch zu stellen.
»Sei mir ebenfalls gegrüßt, Malia«, erwiderte er. »Du wirkst heute besonders fröhlich.«
»Das bin ich auch«, erwiderte sie. »Der Gast des Lords reist heute ab.«
Er richtete sich auf. »Wirklich? Bist du dir sicher?«
»Absolut sicher. Ich schätze, er kommt nicht zurecht ohne einen Sklaven, der ihm jeden Wunsch erfüllt.« Sie bedachte
ihn mit einem verschlagenen, nachdenklichen Blick. »Ich frage mich, ob Ihr ohne mich zurechtkommen könntet?«
Jayan ignorierte ihre Frage und die offensichtliche Forderung eines Kompliments. »Warum hat er denn keinen Sklaven? Was ist aus dem Sklaven geworden, mit dem er hier angekommen ist?«
Malias Augen wurden rund. »Natürlich. Ihr könnt das ja nicht wissen. Ihr habt Euch hier im hinteren Teil des Herrenhauses versteckt und sicher nichts gehört. Takado hat seinen Sklaven gestern Nachmittag fast totgeschlagen. Heiler Veran hat sich die ganze Nacht um ihn gekümmert.« Trotz ihres sachlichen Tonfalls verrieten ihre schnellen Gesten ihr Unbehagen. Er vermutete, dass alle Dienstboten durch Takados Grausamkeit seinem Sklaven gegenüber beunruhigt waren. Sie wussten, dass für ihn nur ein geringer Unterschied zwischen einem Sklaven und einem Diener bestand.
Aber Malias Lächeln kehrte schnell zurück, und es war ein hinterhältiges Lächeln. Sie wusste, was die Abreise des Sachakaners für ihn bedeutete. Er sah sie erwartungsvoll an.
»Und?«
Das Lächeln wurde breiter. »Und was?«
»Hat er überlebt, oder ist er gestorben?«
»Oh.« Sie runzelte die Stirn, dann zuckte sie die Achseln. »Ich nehme an, er lebt noch, sonst hätten wir irgendetwas gehört.«
Jayan stand auf und trat ans Fenster. Er wollte zu Dakon gehen und mehr herausfinden, aber sein Herr hatte ihm befohlen, während des Aufenthalts des Sachakaners im Herrenhaus in seinem Zimmer zu bleiben. Als er nun aus dem Fenster schaute, hinab auf die geschlossenen Stalltüren und den verlassenen Hof, kaute er auf seiner Unterlippe.
Wenn ich nicht mehr in Erfahrung bringen kann, wird Malia überaus bereitwillig sein, mir Informationen zu besorgen.
Das Problem war, sie wollte für ihre Gefälligkeiten stets ein wenig mehr als bloßen Dank. Obwohl sie durchaus hübsch war, hatte Dakon ihn vor langer Zeit gewarnt, dass junge, weibliche Dienstboten dazu neigten, eine Vorliebe für junge,
männliche Meisterschüler zu entwickeln - oder für ihren Einfluss und ihr Vermögen. Dakon hatte ihm eingeschärft, die jungen Frauen nicht auszunutzen und sich auch selbst nicht von ihnen ausnutzen zu lassen. Obwohl Jayan wusste, dass sein Meister gelegentliche Fehler oder Unbedachtheiten mit Nachsicht betrachtete, hatte er während der vergangenen vier Jahre doch auch gelernt, dass der Magier subtile und unerfreuliche Methoden hatte, inakzeptables Verhalten zu bestrafen. Er glaubte nicht, dass Dakon zu der schlimmsten Strafe greifen würde - einen Meisterschüler zu seiner Familie zurückzuschicken, ohne abgeschlossene Ausbildung und ohne Kenntnisse der höheren Magie, die ihn als unabhängigen Magier kennzeichneten -, aber er fand Malia nicht begehrenswert genug, um diese Überzeugung auf die Probe zu stellen. Oder irgendeine andere junge Frau aus Mandryn, was das betraf.
Das Kunststück bei Malia bestand darin, niemals wirklich um etwas zu bitten . Man brauchte lediglich den Wunsch zu äußern, etwas in Erfahrung zu bringen. Wenn sie ihm etwas gab, worum er gebeten hatte, war sie der Meinung, dass er ihr
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