Magie
seinerseits etwas schuldete.
»Ich frage mich, wann der Sachakaner aufbrechen wird«, murmelte er.
»Oh, wahrscheinlich nicht vor Einbruch der Abenddämmerung«, sagte Malia leichthin.
»Abenddämmerung? Warum sollte er bei Nacht reisen?«
Sie lächelte und schob sich das Tablett unter den Arm. »Ich weiß es nicht, aber mir gefällt der Gedanke, dass Ihr noch einen ganzen Tag ganz allein hier festsitzen werdet. Schließlich wollt Ihr doch nicht das Risiko eingehen, dass er eine Vorliebe für Euch fasst und Euch als Ersatz für seinen Sklaven mit nach Hause nimmt, oder? Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag.«
Kichernd verließ sie den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Jayan starrte auf die Tür, nicht sicher, ob sie seine List durchschaut hatte oder lediglich die Gelegenheit ergriffen hatte, ihn ein wenig aufzuziehen.
Dann seufzte er, kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und begann mit seinem Morgenmahl.
Zuerst hatte Jayan keinen Anstoß an Dakons Entscheidung genommen, dass er in seinem Zimmer bleiben müsse. Er hatte jede Menge Bücher, die er lesen und studieren konnte, und es machte ihm nichts aus, allein zu sein. Er machte sich keine Sorgen darüber, dass der Sachakaner versuchen könnte, ihn zu entführen, wie Malia angedeutet hatte, da die Sachakaner niemanden versklavten, der Zugang zu seinen magischen Fähigkeiten hatte. Sie zogen Sklaven mit mächtigem latentem Talent vor, Menschen, die nicht über Magie gebieten konnten, ihrem Herrn jedoch reichlich magische Kraft boten, die er in sich aufnehmen konnte.
Nein, sollte es zu Spannungen zwischen Takado und Dakon kommen, war es wahrscheinlicher, dass der Sachakaner versuchen würde, Jayan zu töten. Zu den Aufgaben eines Meisterschülers gehörte es, seinen Herrn mit zusätzlicher magischer Kraft zu versorgen. Geradeso wie ein Sklave es tat, nur dass Meisterschüler im Gegenzug magisches Wissen erhielten. Und freie Männer oder Frauen waren.
Doch ein Konflikt zwischen Takado und Dakon war unwahrscheinlich. Etwas Derartiges würde diplomatische Konsequenzen in Sachaka und Kyralia haben, Konsequenzen, denen sich beide Magier nicht würden stellen wollen. Trotzdem war es möglich, dass Takado in irgendeiner unbedeutenden Hinsicht Ärger machen konnte, wohl wissend, dass er kaum mehr als eine Tagesreise von seinem Heimatland entfernt war. Vielleicht würde er lediglich sachakanische Überlegenheit und Macht demonstrieren wollen.
Wie zum Beispiel seinen eigenen Sklaven zu Tode zu prügeln?
Ich schätze, diese Botschaft hat er bereits übermittelt. Er hat uns gezeigt, dass er noch immer Macht über andere Menschenleben hat, aber er hat es getan, ohne irgendein kyralisches Gesetz zu brechen.
Dieser Gedanke erfüllt Jayan eigenartigerweise mit Erleichterung. Jetzt, da der Sachakaner seinen Standpunkt deutlich gemacht hatte, würde er aufbrechen, und schon bald würde
Jayan keine Gefahr mehr drohen. Oder irgendeinem anderen Dorfbewohner. Er konnte den Raum verlassen und das Herrenhaus, wenn er wünschte. Es würde wieder Normalität einkehren.
Jayans Stimmung hellte sich auf. Er hatte nie geglaubt, dass er seiner eigenen Gesellschaft oder des Lesens überdrüssig werden würde. Doch es hatte sich herausgestellt, dass er einen Punkt erreichen konnte, an dem er sich nach Sonnenlicht und frischer Luft sehnte. Diesen Punkt hatte er vor einigen Tagen überschritten, und seither war er rastlos gewesen.
Aus der Lektüre von Büchern ließ sich nur ein begrenztes Wissen von Magie ziehen. Um sich eine Fertigkeit anzueignen, bedurfte es der Übung. Seine letzte Lektion von Lord Dakon lag Wochen zurück. Jeder Tag, der verstrich, war eine verzögerte Lektion. Jede verzögerte Lektion bedeutete, dass eine zusätzliche Sitzung vonnöten sein würde, bevor Lord Dakon ihn höhere Magie lehrte und Jayan ein Magier eigenen Rechts wurde.
Dann würde Jayan den Respekt und die Macht genießen, die ihm als höherem Magier zukamen, und er konnte beginnen, ein eigenes Vermögen anzuhäufen. Er würde wie sein älterer Bruder, Lord Velan, einen Titel tragen, auch wenn der Titel »Magier« den Titel »Lord« niemals an Bedeutung würde übertreffen können. Nichts genoss in Kyralia größeres Ansehen als der Besitz von Land, selbst wenn es sich lediglich um eins der prächtigen alten Häuser der Stadt handelte.
Aber der Besitz eines Lehens war höher angesehen als der Besitz eines Hauses, was ironisch war, da Magier, die auf dem Land lebten, als rückständig und
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