Magie
einmal Heilerin werden willst.«
Veran runzelte die Stirn, dann wandte er sich an Dakon. »Ich nehme an, Tessia wird ins Herrenhaus ziehen müssen.«
Dakon dachte kurz nach, dann nickte er. »Es wäre besser. Vor allem zu Anfang, wenn sie noch wenig Kontrolle über ihre Macht hat. Wenn ich da bin, wenn sie sie einsetzt, kann ich den Schaden möglichst gering halten.«
»Natürlich«, sagte Veran. »Aber ich würde Euch gern um eine Gefälligkeit bitten. Ich habe erwogen, einen Jungen aus dem Dorf als Lehrling zu mir zu nehmen. Wie es scheint, muss ich das jetzt tatsächlich tun. Aber es wird seine Zeit dauern, ihn so weit auszubilden, dass er auch nur die Hälfte von Tessias Fähigkeiten, Kenntnissen und Erfahrungen besitzt. Darf ich sie mir ab und zu ausborgen?«
Dakon lächelte. »Selbstverständlich. Nach all der guten Arbeit, die Ihr getan habt, kann ich Euch diese Bitte wohl kaum abschlagen.«
»Könnte...?«, begann Tessia, bevor sie unter einem strengen Blick ihrer Mutter ins Stocken geriet. Als sie nicht weitersprach, bedeutete Dakon ihr, ihren Satz zu beenden. Sie seufzte. »Kann ein Magier trotzdem Heilkunst studieren und ausüben?«
»Nein, Tessia, das ist...«, setzte ihre Mutter an.
»Natürlich«, antwortete Dakon. »Die meisten Magier haben persönliche Interessen und Lieblingsprojekte. Aber«, fügte er hinzu, »an dieser Stelle muss dein erstes Augenmerk dem Bemühen gelten zu lernen, deine Macht zu kontrollieren. Es ist das, was wir Magier den Preis der Magie nennen. Du musst Kontrolle lernen, weil deine Magie, wenn du es nicht tust, dich irgendwann töten wird. Und wenn das geschieht, wird sie nicht nur dich zerstören, sondern eine Menge von dem, was dich zu diesem Zeitpunkt umgibt. Bei der Stärke deiner Macht ist es unwahrscheinlich, dass es sich nur um ein einzelnes Zimmer handeln würde.«
Tessias Augen weiteten sich. Ihre Eltern tauschten einen grimmigen Blick. Sie schluckte und nickte. »Dann sollte ich besser schnell lernen.«
Dakon lächelte. »Ich bin davon überzeugt, dass du das tun wirst. Ich fürchte, bevor du eine richtige Magierin bist, wirst du nicht viel Gelegenheit dazu haben, eigenen Interessen oder Lieblingsprojekten deine volle Aufmerksamkeit zu schenken«, fügte Dakon hinzu. »Die Ausbildung eines Magiers erfordert im Allgemeinen viele Jahre des Studiums.«
Ihre Schultern sanken ein wenig herab, aber um ihre Lippen spielte ein entschlossenes Lächeln. »Ich lerne schnell«, erwiderte sie. »Nicht wahr, Vater?«
Veran lachte. »Du machst deine Sache recht gut, obwohl ich denke, dass du dir nicht mehr so sicher wärest, wenn du sehen würdest, was für ein Arbeitspensum ein Anfänger an der Heileruniversität hat. Ich weiß nicht, ob Meisterschüler eines Magiers ebenso viel harte Arbeit leisten müssen.« Er sah Dakon fragend ab.
»Ich bezweifle es«, gab Dakon zu. »Wir ziehen ein stetiges Tempo vor. Es ist von größter Wichtigkeit sicherzustellen, dass ein Schüler jede Lektion zur Gänze verstanden hat, bevor wir zur nächsten weitergehen. Hastiges Lernen kann zu Fehlern führen. Und magische Fehler neigen dazu, spektakulärer zu sein als Fehler in der Heilkunst. Mein Vater hat diese Begründung stets benutzt, um zu erklären, warum Meisterschüler der Magie weit weniger trinken als die Studenten der Heilkunst.«
Veran grinste. »›Heiler wachen mit einem Brummschädel auf‹, pflegte er zu sagen. ›Wenn Magier mit einem Brummschädel aufwachen, sind unsere Zehen schwarz verbrannt, und das Haus hat kein Dach mehr‹.«
»Oje«, murmelte Lasia und verdrehte die Augen. »Jetzt geht es los. Genau wie ihre Väter.«
Tessia blickte mit verwunderter Miene zwischen ihrem Vater und Dakon hin und her. Dakon wurde schnell wieder ernst. Das Mädchen war wahrscheinlich immer noch überrascht von der Neuigkeit, dass sie Magierin werden würde. Sie brauchte Zeit, um über ihre Zukunft nachzudenken, und wahrscheinlich
wäre sie dankbar für ein wenig Zeit mit ihrer Familie, bevor sie in ihr neues Leben trat.
»Also, wann nehmen Sie meine Tochter zu sich?«, fragte Veran, dessen Gedanken offensichtlich den gleichen Weg nahmen.
»Morgen?«, schlug Dakon vor. Veran sah Lasia an, die nickte.
»Zu irgendeiner bestimmten Zeit?«
»Nein. Wann immer es Euch allen passt.« Dakon hielt inne. »Obwohl ich denke, es wäre ein schöner Anlass für ein gemeinsames Mahl. Warum kommt Ihr nicht einige Stunden vor Einbruch der Abenddämmerung ins Herrenhaus? Tessia kann sich in
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