Magie
ihrem neuen Zuhause einrichten, und dann könnt Ihr alle mit Jayan und mir speisen.«
Lasias Augen leuchteten auf, und sie sah Veran erwartungsvoll an. Der Heiler nickte. »Es wäre uns eine Ehre.«
Dakon erhob sich. »Dann werde ich Euch jetzt allein lassen, damit Ihr die notwendigen Vorkehrungen treffen könnt. Außerdem muss ich den Dienern Bescheid geben, dass es ab morgen einen neuen Bewohner im Herrenhaus geben wird, und Cannia wird wahrscheinlich reichlich Zeit haben wollen, um das Mahl zu planen.« Als die anderen aufstanden, lächelte er. »Es ist eine unerwartete Wendung der Ereignisse, aber eine angenehme für uns alle, hoffe ich. Seid unbesorgt, Tessia wird die Kontrolle über ihre Macht gewinnen. Es ist ein Teil der Ausbildung, mit dem wir alle anfangen, ob unsere Kräfte sich natürlich entwickeln oder mit Anleitung.« Er sah Tessia an. »Du wirst es im Handumdrehen beherrschen.«
Tessia saß in der Fensternische und beobachtete, wie ihre Mutter sorgfältig Kleider zusammenlegte und sie mit zahlreichen anderen Besitztümern in eine Truhe packte. Im Raum roch es nach dem wohlduftenden, harzigen Holz der Truhe, ein Geruch, der nicht unangenehm war, aber dennoch seltsam, wie ein Fremder, der in die Privatheit ihres Mädchenzimmers trat.
Ihre Mutter richtete sich auf und betrachtete ihr Werk, dann
schnaubte sie und wedelte mit den Händen, als ihr etwas einfiel. Ohne eine Erklärung eilte sie zur Tür hinaus.
Tessia blickte aus dem Fenster. Die Welt glitzerte, da die Nachmittagssonne Tröpfchen des vorangegangenen Regengusses aufleuchten ließ. Das Gemüsebeet in ihrem Garten war fast abgeerntet, aber wenn sie genau hinschaute, konnte sie sehen, dass die Beete mit Wintergemüse einen dünnen grünen Pelz neuer Schösslinge trugen, die glücklich darüber waren, regelmäßig Wasser zu bekommen.
Als sie Schritte die Treppe heraufkommen hörte, wandte Tessia sich der Tür zu. Ihr Vater lächelte und trat ein. Sie bemerkte die Falten um seinen Mund und seine Augen, und auch seine leicht herabhängenden Schultern. Es war nicht das erste Mal, dass ihr diese Dinge auffielen, und wie immer weckten sie in ihr eine wehmütige Traurigkeit. Er wird nicht jünger, aber das tut schließlich niemand.
Sein Blick wanderte zu der Truhe. »Denkst du, du bist so weit?«
Sie zuckte die Achseln. »Diese Frage kann dir nur Mutter beantworten.«
Er lächelte schief. »In der Tat. Aber bist du so weit? Hast du dich schon an den Gedanken gewöhnt, Magierin zu werden?«
Seufzend ging sie zum Bett hinüber.
»Ja. Nein. Ich weiß nicht. Muss ich ins Herrenhaus ziehen?«
Er sah sie einen Moment lang schweigend an, bevor er antwortete. »Ja. Wenn deine Magie so gefährlich ist, wie Lord Dakon sagt, möchte er dich wahrscheinlich an einem Ort unterbringen, an dem andere keinem Risiko ausgesetzt sind. Es wird einfacher für ihn sein, alle zu beschützen, wenn er dich in der Nähe hat.«
»Aber ich werde nicht zurückkommen, wenn ich gelernt habe, meine Magie zu kontrollieren«, stellte sie fest.
Er sah ihr in die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Du hast viel zu lernen.«
»Ich könnte trotzdem hier wohnen und zum Unterricht ins Herrenhaus gehen.«
»Du bist jetzt Meisterschülerin eines Magiers«, erklang eine andere Stimme. Tessia blickte zu ihrer Mutter auf, die in der Tür stand. »Es ist deinem Rang angemessen, dass du ins Herrenhaus übersiedelst.«
Tessia wandte den Blick ab. Ihr Rang war ihr gleichgültig, aber es hatte keinen Sinn, Einwände zu erheben. Stattdessen wandte sie sich wieder zu ihrem Vater um. »Du wirst nach mir schicken, wenn du mich brauchst, nicht wahr? Du wirst nicht zögern, weil du dir Sorgen machst, du könntest den Unterricht unterbrechen oder irgendetwas?«
»Natürlich nicht«, versicherte er ihr. Dann lächelte er. »Ich verspreche, nach dir zu schicken, wenn ich dich brauche, solange du darauf vertraust, dass ich es beurteilen kann, ob ich dich wirklich brauche... und mir versprichst, keinen Unterricht zu schwänzen.«
»Vater!«, protestierte Tessia. »Ich bin kein Kind mehr.«
»Nein, aber ich weiß, dass du absolut erwachsene Gründe finden wirst, um der Fürsorge für die Dorfbewohner größere Bedeutung beizumessen als dem Erlernen der Magie.« Seine Miene wurde ernst. »Es gibt andere Möglichkeiten, dem Dorf zu helfen, Tessia. Und Magie ist eine davon. Sie ist wichtiger, weil sie selten ist, und weil wir in solcher Nähe zur Grenze leben. Eines Tages wirst
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