Magie
falls er auch nur die Schuhe des Mannes ansah.
»Knie nieder.«
Hanara ließ sich auf den Boden fallen, und das Klirren seiner Ketten hallte laut im Raum wider. Der Aufprall schmerzte ihn im Rücken, und er schürfte sich die Knie auf, doch der Schmerz war schnell vergessen, als er Hände spürte, die sich links und rechts um seinen Kopf legten.
Natürlich, dachte er. Das ist es, was sie von mir wollen. Informationen über Takado. Über alles, was geschehen ist. Nun, ich werde ihnen zeigen, wie klug Takado war und dass er Sachaka helfen wollte.
Kaiser Vochira durchforschte Hanaras Geist und entlockte ihm geschickt Erinnerungen an Takados Reise durch Kyralia, an Hanaras Aufenthalt in Mandryn, an Takados Rückkehr und danach an jede Etappe des Krieges, angefangen mit dem Werben um Verbündete bis hin zu dem Morgen, als die kyralische Armee nach Sachaka eingefallen war und Takado und seine beiden letzten Freunde alle Pläne für ihr Untertauchen beiseitegeschoben hatten, um Sachaka vor der bestehenden Invasion zu warnen und dabei zu helfen, die Eindringlinge abzuwehren. Seht ihr , konnte Hanara nicht umhin zu denken. Seine Beweggründe sind nicht selbstsüchtig. Er wollte immer nur das Beste für Sachaka! Er spürte, wie das Gefühl langen Lebens zurückkehrte.
Du kleiner Narr! Kaiser Vochiras Stimme drang in seinen Geist und zerstörte das Gefühl. Es ist seit Jahrhunderten bekannt, dass Sachaka keinen Krieg mit Kyralia oder Elyne riskieren konnte. Als wir diese Länder seinerzeit eroberten, gab es dort nur wenige Magier. Unter unserer Herrschaft und unserem Einfluss übernahmen sie unsere Sitten und gewannen viele weitere Magier hinzu. Das ist der Grund, warum mein Vorgänger ihnen vor so langer Zeit die Unabhängigkeit gewährte. Seither haben wir uns eines für beide Seiten zuträglichen Friedens erfreut. Wenn Takado nur mit mir über seine Pläne gesprochen hätte, hätte ich ihm das erklärt.
Aber Takado hatte niemals genug Respekt vor dem Kaiser gehabt, um ihm zu gestatten, seinem großartigen Plan einen Riegel vorzuschieben, das wusste Hanara. Seine Verbündeten waren anfangs fast ausschließlich Ichani gewesen - Ausgestoßene,
die den Kaiser und jeden hassten, der in Sachaka eine Machtposition innehatte.
Warum habt ihr es ihm nicht gesagt? , fragte Hanara. Warum habt Ihr ihm all dies niemals erklärt?
Hätte er auf mich gehört? Hätte er es geglaubt?
Hanara konnte nicht verhindern, dass sich ein verräterisches Nein in seinem Geist bildete.
Es war ein Wissen, das nur im Notfall jenen offenbart werden sollte, denen wir es anvertrauen konnten. Wir wollten nicht, dass Kyralia und Elyne entdeckten, dass sie stärker waren, als sie glaubten. Ich bezweifle, dass ich dieses Wissen Takado freiwillig anvertraut hätte, selbst wenn er mich um Rat gefragt hätte. Ich bezweifle, dass er mir gehorcht hätte, wenn ich es ihm gesagt hätte. Er ist von Natur aus treulos und ungehorsam.
Er war seinen Freunden treu, bemerkte Hanara.
Freunden, die jetzt tot sind. Kaiser Vochiras Ärger war mit Händen zu greifen. Der Mann, dem du so treu ergeben bist, hat einen Verbündeten dieses Landes überfallen und ihm so viel Schaden zugefügt, dass wir vielleicht niemals wieder etwas anderes als Feinde sein werden. Er hat die Hälfte der Magier unseres Landes in den Tod geführt. Er hat die Kyralier dazu getrieben, Stärken zu entdecken, von denen sie gar nicht wussten, dass sie sie besaßen. Er hat ihnen einen Sieg geschenkt, mit dem sie nicht gerechnet hatten, und ihnen die Zuversicht und den Grund gegeben, Rache zu suchen für den Schaden, den er ihnen zugefügt hat.
Es war nicht seine Absicht! Er hatte nie die Absicht zu verlieren! Zumindest hatte er den Mut, es zu versuchen!
Den Mut eines Ignoranten, eines gierigen, treulosen Narren. Kaiser Vochiras Gedankenspinne wurde dunkel von etwas Erschreckenderem als Zorn - es war trostlose Resignation. Er hat uns verdammt. Und ich habe uns verdammt, indem es mir misslungen ist, ihn aufzuhalten. Die Kyralier werden schon bald in Arvice eintreffen. Sie werden auf die letzten Reste der sachakanischen Armee treffen, und sie werden uns besiegen. Binnen Tagen werden wir die Eroberten sein, und sie die Eroberer. Erst dann werden wir das wahre Ausmaß ihrer Rache erkennen. Und all das wegen deines Herrn. Wegen Takado, des Verräters. Das ist der Name, unter dem
man ihn kennen wird. Hasst du jetzt immer noch das Gefühl eines langen Lebens, Hanara? Sklave eines Verräters?
Er konnte
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